Zimmermann hat in seiner Schrift über die Ein- samkeit mehrere Beweise davon gesammelt, von denen es genug ist, wenn sie einmal gesagt sind.
Ueber das Urtheil der Menschen von ihnen setzen sie sich mit der größten anscheinenden Gleich- gültigkeit hinaus, weil sie die Meynung haben, daß sie um so mehr Ehre bey Gott genießen, je weniger sie von den Menschen erhalten. Doch mag mancher sich von diesem Einfluß Andrer auf ihn wohl nicht ganz entfernt halten können; wenig- stens zeugen die heftigen Reden mancher Schwär- mer gegen diejenigen, welche ihre Schwärmerey verachteten, sehr deutlich, wie mich dünkt, daß diese Urtheile eine starke Veränderung in ihrem Jnnern hervorbrachten.
Gelehrsamkeit und Aufklärung des Verstan- des ist dem religiösen Schwärmer durchaus zu- wider, weil er nichts so sehr haßt und fürchtet, als Verdeutlichung seiner Begriffe, welche nur, so lange sie dunkel sind, die brennende Wirkung auf Phantasie und Herz haben können. "Letzt- lich, schreibt ein solcher Schwärmer an seinen Freund, muß ich dir auch etwas Neues schreiben, daß ich nemlich seit dem zwölften Jänner durch vorhergehende göttliche Ueberzeugung und kräfti- gen Trieb gezwungen, das Studententhum samt allen Zugehörigen gänzlich aufgegeben und von mir abgelegt habe, wofür ich denn Gott,
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Zimmermann hat in ſeiner Schrift uͤber die Ein- ſamkeit mehrere Beweiſe davon geſammelt, von denen es genug iſt, wenn ſie einmal geſagt ſind.
Ueber das Urtheil der Menſchen von ihnen ſetzen ſie ſich mit der groͤßten anſcheinenden Gleich- guͤltigkeit hinaus, weil ſie die Meynung haben, daß ſie um ſo mehr Ehre bey Gott genießen, je weniger ſie von den Menſchen erhalten. Doch mag mancher ſich von dieſem Einfluß Andrer auf ihn wohl nicht ganz entfernt halten koͤnnen; wenig- ſtens zeugen die heftigen Reden mancher Schwaͤr- mer gegen diejenigen, welche ihre Schwaͤrmerey verachteten, ſehr deutlich, wie mich duͤnkt, daß dieſe Urtheile eine ſtarke Veraͤnderung in ihrem Jnnern hervorbrachten.
Gelehrſamkeit und Aufklaͤrung des Verſtan- des iſt dem religioͤſen Schwaͤrmer durchaus zu- wider, weil er nichts ſo ſehr haßt und fuͤrchtet, als Verdeutlichung ſeiner Begriffe, welche nur, ſo lange ſie dunkel ſind, die brennende Wirkung auf Phantaſie und Herz haben koͤnnen. „Letzt- lich, ſchreibt ein ſolcher Schwaͤrmer an ſeinen Freund, muß ich dir auch etwas Neues ſchreiben, daß ich nemlich ſeit dem zwoͤlften Jaͤnner durch vorhergehende goͤttliche Ueberzeugung und kraͤfti- gen Trieb gezwungen, das Studententhum ſamt allen Zugehoͤrigen gaͤnzlich aufgegeben und von mir abgelegt habe, wofuͤr ich denn Gott,
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Zimmermann hat in ſeiner Schrift uͤber die Ein-
ſamkeit mehrere Beweiſe davon geſammelt, von
denen es genug iſt, wenn ſie einmal geſagt ſind.
Ueber das Urtheil der Menſchen von ihnen
ſetzen ſie ſich mit der groͤßten anſcheinenden Gleich-
guͤltigkeit hinaus, weil ſie die Meynung haben,
daß ſie um ſo mehr Ehre bey Gott genießen, je
weniger ſie von den Menſchen erhalten. Doch
mag mancher ſich von dieſem Einfluß Andrer auf
ihn wohl nicht ganz entfernt halten koͤnnen; wenig-
ſtens zeugen die heftigen Reden mancher Schwaͤr-
mer gegen diejenigen, welche ihre Schwaͤrmerey
verachteten, ſehr deutlich, wie mich duͤnkt, daß
dieſe Urtheile eine ſtarke Veraͤnderung in ihrem
Jnnern hervorbrachten.
Gelehrſamkeit und Aufklaͤrung des Verſtan-
des iſt dem religioͤſen Schwaͤrmer durchaus zu-
wider, weil er nichts ſo ſehr haßt und fuͤrchtet,
als Verdeutlichung ſeiner Begriffe, welche nur,
ſo lange ſie dunkel ſind, die brennende Wirkung
auf Phantaſie und Herz haben koͤnnen. „Letzt-
lich, ſchreibt ein ſolcher Schwaͤrmer an ſeinen
Freund, muß ich dir auch etwas Neues ſchreiben,
daß ich nemlich ſeit dem zwoͤlften Jaͤnner durch
vorhergehende goͤttliche Ueberzeugung und kraͤfti-
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Schaumann, Johann Christian Gottlieb: Psyche oder Unterhaltungen über die Seele. Bd. 1. Halle, 1791, S. 257. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schaumann_psyche01_1791/281>, abgerufen am 22.11.2024.
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