Schaumann, Johann Christian Gottlieb: Psyche oder Unterhaltungen über die Seele. Bd. 1. Halle, 1791.alles gab! -- O hier auf diesem Wege komm'*) Guter König! deine Seele war schon zu zer- Lear kömmt mit Kent und dem Narren vor Selbst der Glückliche, der noch des vollen Der *) 3. Aufz. 4. Auftr.
alles gab! — O hier auf dieſem Wege komm'*) Guter Koͤnig! deine Seele war ſchon zu zer- Lear koͤmmt mit Kent und dem Narren vor Selbſt der Gluͤckliche, der noch des vollen Der *) 3. Aufz. 4. Auftr.
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <cit> <quote><pb facs="#f0227" n="203"/> alles gab! — O hier auf dieſem Wege komm'<lb/> ich zum Wahnwitz, ich muß ihm ausweichen;<lb/> nichts mehr davon.„</quote> </cit> <note place="foot" n="*)">3. Aufz. 4. Auftr.</note><lb/> <p>Guter Koͤnig! deine Seele war ſchon zu zer-<lb/> ruͤttet, als daß du dem Wahnwitz haͤtteſt auswei-<lb/> chen koͤnnen! — Nur noch eines Stoßes be-<lb/> durfteſt du, um in ſeine Gewalt zu gerathen!</p><lb/> <p>Lear koͤmmt mit Kent und dem Narren vor<lb/> die Huͤtte. Jn derſelben finden ſie Edgar, Graf<lb/> Gloceſters ehelichen Sohn: welchen die Verfol-<lb/> gungen ſeines, von Edmund wider ihn aufge-<lb/> brachten Vaters, zwangen, ſich wahnwitzig zu<lb/> ſtellen, und in dieſe Huͤtte zu fliehen. Wie<lb/> konnte ſich die Vernunft des alten Koͤnigs noch<lb/> laͤnger erhalten; da er einen Menſchen erblickte,<lb/> deſſen verwirrtes Geſchrey und vernunftloſe Wor-<lb/> te, ihm in die Seele riefen: Sieh, ſo elend<lb/> kannſt du, wirſt du werden! —</p><lb/> <p>Selbſt der Gluͤckliche, der noch des vollen<lb/> Gebrauchs ſeiner Vernunft ſich erfreuet, fuͤhlt bey<lb/> dem Anblick ſeines vernunftberaubten Bruders ei-<lb/> ne Verwirrung ſeiner Jdeen, die Furcht zu wer-<lb/> den, wie jener iſt: was mußte aus Lear werden,<lb/> dem ungluͤcklichen alten, ſchon halb raſenden<lb/><hi rendition="#b">Vater</hi>, dem verſtoßnen, auf einem oͤden, duͤſtern<lb/> Felde, unter Sturm, Donner und Blitz umher<lb/> irrenden <hi rendition="#b">Koͤnig</hi>? —</p><lb/> <fw place="bottom" type="catch">Der</fw><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [203/0227]
alles gab! — O hier auf dieſem Wege komm'
ich zum Wahnwitz, ich muß ihm ausweichen;
nichts mehr davon.„ *)
Guter Koͤnig! deine Seele war ſchon zu zer-
ruͤttet, als daß du dem Wahnwitz haͤtteſt auswei-
chen koͤnnen! — Nur noch eines Stoßes be-
durfteſt du, um in ſeine Gewalt zu gerathen!
Lear koͤmmt mit Kent und dem Narren vor
die Huͤtte. Jn derſelben finden ſie Edgar, Graf
Gloceſters ehelichen Sohn: welchen die Verfol-
gungen ſeines, von Edmund wider ihn aufge-
brachten Vaters, zwangen, ſich wahnwitzig zu
ſtellen, und in dieſe Huͤtte zu fliehen. Wie
konnte ſich die Vernunft des alten Koͤnigs noch
laͤnger erhalten; da er einen Menſchen erblickte,
deſſen verwirrtes Geſchrey und vernunftloſe Wor-
te, ihm in die Seele riefen: Sieh, ſo elend
kannſt du, wirſt du werden! —
Selbſt der Gluͤckliche, der noch des vollen
Gebrauchs ſeiner Vernunft ſich erfreuet, fuͤhlt bey
dem Anblick ſeines vernunftberaubten Bruders ei-
ne Verwirrung ſeiner Jdeen, die Furcht zu wer-
den, wie jener iſt: was mußte aus Lear werden,
dem ungluͤcklichen alten, ſchon halb raſenden
Vater, dem verſtoßnen, auf einem oͤden, duͤſtern
Felde, unter Sturm, Donner und Blitz umher
irrenden Koͤnig? —
Der
*) 3. Aufz. 4. Auftr.
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