Schaumann, Johann Christian Gottlieb: Psyche oder Unterhaltungen über die Seele. Bd. 1. Halle, 1791.wie vom Alter; in beyder Absicht elend! Wenn Drauf wendet sich der König, und geht mit Jn dieser Nacht, die der König unter freyem ihr N 4
wie vom Alter; in beyder Abſicht elend! Wenn Drauf wendet ſich der Koͤnig, und geht mit Jn dieſer Nacht, die der Koͤnig unter freyem ihr N 4
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <cit> <quote><pb facs="#f0223" n="199"/> wie vom Alter; in beyder Abſicht elend! Wenn<lb/> ihr es ſeyd, die dieſer Toͤchter Herzen wider ihren<lb/> Vater empoͤren; o! ſo treibt euer grauſames<lb/> Spiel nicht ſo weit, daß ich es zahm, wie ein<lb/> Thor, erdulde! Entzuͤndet mich mit edlem Un-<lb/> willen! O laßt nicht weibiſche Waffen, Waſſer-<lb/> tropfen, meine maͤnnliche Wangen beflecken! —<lb/> Nein, ihr unnatuͤrlichen Unholde, ich will mich<lb/> dergeſtalt an euch beyden raͤchen, daß alle Welt<lb/> — — Jch will ſolche Dinge thun — was es<lb/> ſeyn wird, weiß ich ſelbſt noch nicht; aber die<lb/> ganze Erde ſoll ſich davor entſetzen. Jhr denkt,<lb/> ich werde weinen? Nein, ich werde nicht weinen.<lb/> Urſache genug hab' ich zum weinen; aber ehe ſoll<lb/> dies Herz in tauſend Stuͤcke brechen, eh ich wei-<lb/> nen werde. — O Narr, ich werde wahnſin-<lb/> nig werden.„</quote> </cit><lb/> <p>Drauf wendet ſich der Koͤnig, und geht mit<lb/> ſeinem Narren in die vor dem Schloß liegende<lb/> Haͤide. Die Nacht bricht ein. Die Winde<lb/> rauſchen gewaltig. Die Erde erbebt vom Don-<lb/> ner, und wird vom Blitz zu einer Glut — auf<lb/> viele Meilen umher iſt kein Gebuͤſch — kein<lb/> Menſch. — Die Natur muß dem Dichter<lb/> durch ihre Verwirrung die Verwirrung ſeines<lb/> Helden beſchleunigen helfen.</p><lb/> <p>Jn dieſer Nacht, die der Koͤnig unter freyem<lb/> Himmel empfinden mußte, weil ſeine Tochter ihm<lb/> <fw place="bottom" type="sig">N 4</fw><fw place="bottom" type="catch">ihr</fw><lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [199/0223]
wie vom Alter; in beyder Abſicht elend! Wenn
ihr es ſeyd, die dieſer Toͤchter Herzen wider ihren
Vater empoͤren; o! ſo treibt euer grauſames
Spiel nicht ſo weit, daß ich es zahm, wie ein
Thor, erdulde! Entzuͤndet mich mit edlem Un-
willen! O laßt nicht weibiſche Waffen, Waſſer-
tropfen, meine maͤnnliche Wangen beflecken! —
Nein, ihr unnatuͤrlichen Unholde, ich will mich
dergeſtalt an euch beyden raͤchen, daß alle Welt
— — Jch will ſolche Dinge thun — was es
ſeyn wird, weiß ich ſelbſt noch nicht; aber die
ganze Erde ſoll ſich davor entſetzen. Jhr denkt,
ich werde weinen? Nein, ich werde nicht weinen.
Urſache genug hab' ich zum weinen; aber ehe ſoll
dies Herz in tauſend Stuͤcke brechen, eh ich wei-
nen werde. — O Narr, ich werde wahnſin-
nig werden.„
Drauf wendet ſich der Koͤnig, und geht mit
ſeinem Narren in die vor dem Schloß liegende
Haͤide. Die Nacht bricht ein. Die Winde
rauſchen gewaltig. Die Erde erbebt vom Don-
ner, und wird vom Blitz zu einer Glut — auf
viele Meilen umher iſt kein Gebuͤſch — kein
Menſch. — Die Natur muß dem Dichter
durch ihre Verwirrung die Verwirrung ſeines
Helden beſchleunigen helfen.
Jn dieſer Nacht, die der Koͤnig unter freyem
Himmel empfinden mußte, weil ſeine Tochter ihm
ihr
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