Was wir bey jener Erzählung als vergangen uns denken, glauben wir bey dieser Schilderung gegenwärtig zu sehn.
Wenn der wirkliche Grenadier nach der Schlacht bey Lowositz seinen zurückgebliebenen Com- militonen erzählt, wie ihr königlicher Heerführer die Schlachtordnung eingerichtet, und wo er ge- standen habe; so redet der dichterische also:
Frey, wie ein Gott, von Furcht und Graus Voll menschlichen Gefühls, Steht er und theilt die Rollen aus Des großen Trauerspiels.
Dort, spricht er, stehe Reuterey, Hier Fußvolk! Alles steht Jn großer Ordnung schreckenfrey, Jndem die Sonn' aufgeht.
So stand, als Gott der Herr erschuf Das Heer der Sterne da; Gehorsam stand es seinem Ruf Jn großer Ordnung da.
Die Russen, lies't man in der Geschichte des Jahrs 1758, richteten in Pommern und der Neumark schreckliche Verwüstungen an. Der feindliche Schwarm zog, so singt der Dichter,
-- -- -- langsam so daher, Wie durch fruchtbares Feld in Afrika
Gift-
H 5
Was wir bey jener Erzaͤhlung als vergangen uns denken, glauben wir bey dieſer Schilderung gegenwaͤrtig zu ſehn.
Wenn der wirkliche Grenadier nach der Schlacht bey Lowoſitz ſeinen zuruͤckgebliebenen Com- militonen erzaͤhlt, wie ihr koͤniglicher Heerfuͤhrer die Schlachtordnung eingerichtet, und wo er ge- ſtanden habe; ſo redet der dichteriſche alſo:
Frey, wie ein Gott, von Furcht und Graus Voll menſchlichen Gefuͤhls, Steht er und theilt die Rollen aus Des großen Trauerſpiels.
Dort, ſpricht er, ſtehe Reuterey, Hier Fußvolk! Alles ſteht Jn großer Ordnung ſchreckenfrey, Jndem die Sonn' aufgeht.
So ſtand, als Gott der Herr erſchuf Das Heer der Sterne da; Gehorſam ſtand es ſeinem Ruf Jn großer Ordnung da.
Die Ruſſen, lieſ't man in der Geſchichte des Jahrs 1758, richteten in Pommern und der Neumark ſchreckliche Verwuͤſtungen an. Der feindliche Schwarm zog, ſo ſingt der Dichter,
— — — langſam ſo daher, Wie durch fruchtbares Feld in Afrika
Gift-
H 5
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><pbfacs="#f0145"n="121"/><p>Was wir bey jener Erzaͤhlung als vergangen<lb/>
uns denken, glauben wir bey dieſer Schilderung<lb/>
gegenwaͤrtig zu ſehn.</p><lb/><p>Wenn der wirkliche Grenadier nach der<lb/>
Schlacht bey Lowoſitz ſeinen zuruͤckgebliebenen Com-<lb/>
militonen erzaͤhlt, wie ihr koͤniglicher Heerfuͤhrer<lb/>
die Schlachtordnung eingerichtet, und wo er ge-<lb/>ſtanden habe; ſo redet der dichteriſche alſo:</p><lb/><lgtype="poem"><lgn="1"><l>Frey, wie ein Gott, von Furcht und Graus</l><lb/><l>Voll menſchlichen Gefuͤhls,</l><lb/><l>Steht er und theilt die Rollen aus</l><lb/><l>Des großen Trauerſpiels.</l></lg><lb/><lgn="2"><l>Dort, ſpricht er, ſtehe Reuterey,</l><lb/><l>Hier Fußvolk! Alles ſteht</l><lb/><l>Jn großer Ordnung ſchreckenfrey,</l><lb/><l>Jndem die Sonn' aufgeht.</l></lg><lb/><lgn="3"><l>So ſtand, als Gott der Herr erſchuf</l><lb/><l>Das Heer der Sterne da;</l><lb/><l>Gehorſam ſtand es ſeinem Ruf</l><lb/><l>Jn großer Ordnung da.</l></lg></lg><lb/><p>Die Ruſſen, lieſ't man in der Geſchichte des<lb/>
Jahrs 1758, richteten in Pommern und der<lb/>
Neumark ſchreckliche Verwuͤſtungen an. Der<lb/>
feindliche Schwarm zog, ſo ſingt der Dichter,</p><lb/><cit><quote>——— langſam ſo daher,<lb/>
Wie durch fruchtbares Feld in Afrika<lb/><fwplace="bottom"type="sig">H 5</fw><fwplace="bottom"type="catch">Gift-</fw><lb/></quote></cit></div></div></body></text></TEI>
[121/0145]
Was wir bey jener Erzaͤhlung als vergangen
uns denken, glauben wir bey dieſer Schilderung
gegenwaͤrtig zu ſehn.
Wenn der wirkliche Grenadier nach der
Schlacht bey Lowoſitz ſeinen zuruͤckgebliebenen Com-
militonen erzaͤhlt, wie ihr koͤniglicher Heerfuͤhrer
die Schlachtordnung eingerichtet, und wo er ge-
ſtanden habe; ſo redet der dichteriſche alſo:
Frey, wie ein Gott, von Furcht und Graus
Voll menſchlichen Gefuͤhls,
Steht er und theilt die Rollen aus
Des großen Trauerſpiels.
Dort, ſpricht er, ſtehe Reuterey,
Hier Fußvolk! Alles ſteht
Jn großer Ordnung ſchreckenfrey,
Jndem die Sonn' aufgeht.
So ſtand, als Gott der Herr erſchuf
Das Heer der Sterne da;
Gehorſam ſtand es ſeinem Ruf
Jn großer Ordnung da.
Die Ruſſen, lieſ't man in der Geſchichte des
Jahrs 1758, richteten in Pommern und der
Neumark ſchreckliche Verwuͤſtungen an. Der
feindliche Schwarm zog, ſo ſingt der Dichter,
— — — langſam ſo daher,
Wie durch fruchtbares Feld in Afrika
Gift-
H 5
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Schaumann, Johann Christian Gottlieb: Psyche oder Unterhaltungen über die Seele. Bd. 1. Halle, 1791, S. 121. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schaumann_psyche01_1791/145>, abgerufen am 16.02.2025.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2025 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften
(Kontakt).
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2025. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.