Nachdenken über sich selbst und die menschliche Natur zu veranlassen und in demsel- ben zu leiten, nicht ganz mißlungen sey.
Der Verfasser beabsichtigte bey die- sem Versuch vornehmlich folgende besondere Punkte:
1) Er wollte seine Leser und Leserinnen auf die Beobachtung der Phänomene ihres eigenen Jchs hinlenken und zur Aufsuchung der Ursa- chen derselben reizen; wollte ihnen, so weit es ihm möglich war, den Weg zeigen, auf dem sie richtige Vorstellungen von der Natur und den Kräften der Seele erlangen, die Gründe ihrer Neigungen und die Quelle ihrer Gefühle auffinden können.
2) Weil er die richtige Kenntniß der Ursa- chen, wodurch die großen und kleinen Hand- lungen, die Neigungen, die Affekten der Men- schen hervorgebracht werden, für die Grund- lage aller geselligen Tugenden, z. B. der To- leranz im Handeln und Urtheilen, der Geduld mit Andern, der Nachsicht u. s. w. hält, wünschte er auch zur Beförderung dieser Kenntniß mitwirken zu können.
Jn
Nachdenken uͤber ſich ſelbſt und die menſchliche Natur zu veranlaſſen und in demſel- ben zu leiten, nicht ganz mißlungen ſey.
Der Verfaſſer beabſichtigte bey die- ſem Verſuch vornehmlich folgende beſondere Punkte:
1) Er wollte ſeine Leſer und Leſerinnen auf die Beobachtung der Phaͤnomene ihres eigenen Jchs hinlenken und zur Aufſuchung der Urſa- chen derſelben reizen; wollte ihnen, ſo weit es ihm moͤglich war, den Weg zeigen, auf dem ſie richtige Vorſtellungen von der Natur und den Kraͤften der Seele erlangen, die Gruͤnde ihrer Neigungen und die Quelle ihrer Gefuͤhle auffinden koͤnnen.
2) Weil er die richtige Kenntniß der Urſa- chen, wodurch die großen und kleinen Hand- lungen, die Neigungen, die Affekten der Men- ſchen hervorgebracht werden, fuͤr die Grund- lage aller geſelligen Tugenden, z. B. der To- leranz im Handeln und Urtheilen, der Geduld mit Andern, der Nachſicht u. ſ. w. haͤlt, wuͤnſchte er auch zur Befoͤrderung dieſer Kenntniß mitwirken zu koͤnnen.
Jn
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[X/0014]
Nachdenken uͤber ſich ſelbſt und die menſchliche
Natur zu veranlaſſen und in demſel-
ben zu leiten, nicht ganz mißlungen ſey.
Der Verfaſſer beabſichtigte bey die-
ſem Verſuch vornehmlich folgende beſondere
Punkte:
1) Er wollte ſeine Leſer und Leſerinnen auf
die Beobachtung der Phaͤnomene ihres eigenen
Jchs hinlenken und zur Aufſuchung der Urſa-
chen derſelben reizen; wollte ihnen, ſo weit es
ihm moͤglich war, den Weg zeigen, auf dem
ſie richtige Vorſtellungen von der Natur und
den Kraͤften der Seele erlangen, die Gruͤnde
ihrer Neigungen und die Quelle ihrer Gefuͤhle
auffinden koͤnnen.
2) Weil er die richtige Kenntniß der Urſa-
chen, wodurch die großen und kleinen Hand-
lungen, die Neigungen, die Affekten der Men-
ſchen hervorgebracht werden, fuͤr die Grund-
lage aller geſelligen Tugenden, z. B. der To-
leranz im Handeln und Urtheilen, der Geduld
mit Andern, der Nachſicht u. ſ. w. haͤlt,
wuͤnſchte er auch zur Befoͤrderung dieſer
Kenntniß mitwirken zu koͤnnen.
Jn
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Schaumann, Johann Christian Gottlieb: Psyche oder Unterhaltungen über die Seele. Bd. 1. Halle, 1791, S. X. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schaumann_psyche01_1791/14>, abgerufen am 16.02.2025.
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