Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Schaumann, Johann Christian Gottlieb: Ideen zu einer Kriminalpsychologie. Halle, 1792.

Bild:
<< vorherige Seite

liches und gehässiges hat -- abzuhalten; und
eine natürliche Folge mancher Strafen ist es,
dass die, welche sie jemanden zufügen sehen,
einen Schauder empfinden, die üblen Folgen
des Verbrechers sich anschaulicher vorstellen,
und es -- in dem Augenblick wenigstens --
sich versichern, dass sie nie in die Gefahr
kommen wollen, dieselben über sich ergehen
zu lassen.

Wenn ich aber behaupte, dass der Zweck
der Strafe, nicht Abschreckung Anderer, son-
dern lediglich Abhaltung des Strafwürdigen
von künftigen Vergehungen seyn dürfte; so
leugne ich damit gar nicht, dass es gut sey,
wenn der Act der Bestrafung so eingerichtet
wird, dass Andere sich Lehre und Warnung
daraus nehmen können: ja ich halte es für
die Pflicht des Richters, den Actus für diesen
Zweck einzurichten; denn Strafe ist und bleibt
ein Uebel; jeder, der das Strafrecht hat, muss
also darauf bedacht seyn, die Uebel immer

seltner

liches und gehäſſiges hat — abzuhalten; und
eine natürliche Folge mancher Strafen iſt es,
daſs die, welche ſie jemanden zufügen ſehen,
einen Schauder empfinden, die üblen Folgen
des Verbrechers ſich anſchaulicher vorſtellen,
und es — in dem Augenblick wenigſtens —
ſich verſichern, daſs ſie nie in die Gefahr
kommen wollen, dieſelben über ſich ergehen
zu laſſen.

Wenn ich aber behaupte, daſs der Zweck
der Strafe, nicht Abschreckung Anderer, ſon-
dern lediglich Abhaltung des Strafwürdigen
von künftigen Vergehungen ſeyn dürfte; ſo
leugne ich damit gar nicht, daſs es gut ſey,
wenn der Act der Bestrafung ſo eingerichtet
wird, daſs Andere ſich Lehre und Warnung
daraus nehmen können: ja ich halte es für
die Pflicht des Richters, den Actus für dieſen
Zweck einzurichten; denn Strafe iſt und bleibt
ein Uebel; jeder, der das Strafrecht hat, muſs
alſo darauf bedacht seyn, die Uebel immer

ſeltner
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0077" n="75"/>
liches und gehä&#x017F;&#x017F;iges hat &#x2014; abzuhalten; und<lb/>
eine natürliche Folge mancher Strafen i&#x017F;t es,<lb/>
da&#x017F;s die, welche &#x017F;ie jemanden zufügen &#x017F;ehen,<lb/>
einen Schauder empfinden, die üblen Folgen<lb/>
des Verbrechers &#x017F;ich an&#x017F;chaulicher vor&#x017F;tellen,<lb/>
und es &#x2014; in dem Augenblick wenig&#x017F;tens &#x2014;<lb/>
&#x017F;ich ver&#x017F;ichern, da&#x017F;s &#x017F;ie nie in die Gefahr<lb/>
kommen wollen, die&#x017F;elben über &#x017F;ich ergehen<lb/>
zu la&#x017F;&#x017F;en.</p><lb/>
          <p>Wenn ich aber behaupte, da&#x017F;s der Zweck<lb/>
der <hi rendition="#i">Strafe</hi>, nicht Abschreckung Anderer, &#x017F;on-<lb/>
dern lediglich Abhaltung des Strafwürdigen<lb/>
von künftigen Vergehungen &#x017F;eyn dürfte; &#x017F;o<lb/>
leugne ich damit gar nicht, da&#x017F;s es <hi rendition="#i">gut</hi> &#x017F;ey,<lb/>
wenn der <hi rendition="#i">Act der Bestrafung</hi> &#x017F;o eingerichtet<lb/>
wird, da&#x017F;s Andere &#x017F;ich Lehre und Warnung<lb/>
daraus nehmen können: ja ich halte es für<lb/>
die <hi rendition="#i">Pflicht</hi> des Richters, den Actus für die&#x017F;en<lb/>
Zweck einzurichten; denn Strafe i&#x017F;t und bleibt<lb/>
ein Uebel; jeder, der das Strafrecht hat, mu&#x017F;s<lb/>
al&#x017F;o darauf bedacht seyn, die Uebel immer<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">&#x017F;eltner</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[75/0077] liches und gehäſſiges hat — abzuhalten; und eine natürliche Folge mancher Strafen iſt es, daſs die, welche ſie jemanden zufügen ſehen, einen Schauder empfinden, die üblen Folgen des Verbrechers ſich anſchaulicher vorſtellen, und es — in dem Augenblick wenigſtens — ſich verſichern, daſs ſie nie in die Gefahr kommen wollen, dieſelben über ſich ergehen zu laſſen. Wenn ich aber behaupte, daſs der Zweck der Strafe, nicht Abschreckung Anderer, ſon- dern lediglich Abhaltung des Strafwürdigen von künftigen Vergehungen ſeyn dürfte; ſo leugne ich damit gar nicht, daſs es gut ſey, wenn der Act der Bestrafung ſo eingerichtet wird, daſs Andere ſich Lehre und Warnung daraus nehmen können: ja ich halte es für die Pflicht des Richters, den Actus für dieſen Zweck einzurichten; denn Strafe iſt und bleibt ein Uebel; jeder, der das Strafrecht hat, muſs alſo darauf bedacht seyn, die Uebel immer ſeltner

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schaumann_crimipsyche_1792
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schaumann_crimipsyche_1792/77
Zitationshilfe: Schaumann, Johann Christian Gottlieb: Ideen zu einer Kriminalpsychologie. Halle, 1792, S. 75. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schaumann_crimipsyche_1792/77>, abgerufen am 03.05.2024.