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Schaumann, Johann Christian Gottlieb: Ideen zu einer Kriminalpsychologie. Halle, 1792.

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glückseligkeit, Freyheit oder Leben ankömmt,
gleich andern, bloss kunst- oder vielmehr
handwerksmässig zu betreiben, ist eine dritte
Ursache des Mangels an brauchbaren Richtern
zu suchen. Es schlummert sich so sanft in dem
Bette der Formalitäten, man kann bey Erfül-
lung der buchstäblichen Forderung seiner
Amtsvorschrift so schön seine Gesellschaften,
seine Vergnügungen, sein Spiel abwarten,
dass es kein Wunder ist, wenn manche in
jenem Bett ihre Ruhe, und in dem Buchsta-
ben ihrer Instruction die Gränze ihrer Pflicht
suchen. Wollten diese -- gewiss zum Theil
ohne daran zu denken -- sich an der
Menschheit vergehende Leute nur beden-
ken, dass sie, wenn sie über Form und
Buchstaben herausgiengen, weit höhere und
edlere Freuden empfangen, und sich nicht
bloss aus dem Gesetz, sondern aus sich
selbst beruhigen könnten, so würden sie
gewiss eine kleine Mühe nicht scheuen,

und

glückſeligkeit, Freyheit oder Leben ankömmt,
gleich andern, bloſs kunſt- oder vielmehr
handwerksmäſsig zu betreiben, iſt eine dritte
Urſache des Mangels an brauchbaren Richtern
zu ſuchen. Es ſchlummert ſich ſo ſanft in dem
Bette der Formalitäten, man kann bey Erfül-
lung der buchſtäblichen Forderung ſeiner
Amtsvorſchrift ſo ſchön ſeine Geſellſchaften,
ſeine Vergnügungen, ſein Spiel abwarten,
daſs es kein Wunder iſt, wenn manche in
jenem Bett ihre Ruhe, und in dem Buchſta-
ben ihrer Inſtruction die Gränze ihrer Pflicht
ſuchen. Wollten dieſe — gewiſs zum Theil
ohne daran zu denken — ſich an der
Menſchheit vergehende Leute nur beden-
ken, daſs ſie, wenn ſie über Form und
Buchſtaben herausgiengen, weit höhere und
edlere Freuden empfangen, und ſich nicht
bloſs aus dem Geſetz, ſondern aus ſich
ſelbſt beruhigen könnten, ſo würden ſie
gewiſs eine kleine Mühe nicht ſcheuen,

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[63/0065] glückſeligkeit, Freyheit oder Leben ankömmt, gleich andern, bloſs kunſt- oder vielmehr handwerksmäſsig zu betreiben, iſt eine dritte Urſache des Mangels an brauchbaren Richtern zu ſuchen. Es ſchlummert ſich ſo ſanft in dem Bette der Formalitäten, man kann bey Erfül- lung der buchſtäblichen Forderung ſeiner Amtsvorſchrift ſo ſchön ſeine Geſellſchaften, ſeine Vergnügungen, ſein Spiel abwarten, daſs es kein Wunder iſt, wenn manche in jenem Bett ihre Ruhe, und in dem Buchſta- ben ihrer Inſtruction die Gränze ihrer Pflicht ſuchen. Wollten dieſe — gewiſs zum Theil ohne daran zu denken — ſich an der Menſchheit vergehende Leute nur beden- ken, daſs ſie, wenn ſie über Form und Buchſtaben herausgiengen, weit höhere und edlere Freuden empfangen, und ſich nicht bloſs aus dem Geſetz, ſondern aus ſich ſelbſt beruhigen könnten, ſo würden ſie gewiſs eine kleine Mühe nicht ſcheuen, und

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Zitationshilfe: Schaumann, Johann Christian Gottlieb: Ideen zu einer Kriminalpsychologie. Halle, 1792, S. 63. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schaumann_crimipsyche_1792/65>, abgerufen am 21.11.2024.