Jedes von seiner eignen oder Andrer Be- obachtung gelieferte Factum zergliedert er analytisch in seine einfachsten Bestandtheile, forscht den innern und äussern Ursachen des- selben nach, sucht seine verschiednen Ver- hältnisse auf, und bemüht sich, den Zusammen- hang desselben mit der Denk- und Sinnesart des Handelnden zu erkennen. -- Wo er die- sen Zusammenhang nicht unmittelbar auffin- den kann, kömmt er seiner Beobachtung durch vorherige Erfahrung und Analogie zu Hülfe, bey deren Anwendung aber grosse Behutsam- keit zu gebrauchen, und besonders das "Duo cum faciunt idem, non est idem" nicht zu überhören ist.
24. §.
Da Erfahrung die Grundlage der Krimi- nalpsychologie ist, so kömmt alles darauf an, dass die Beobachtungen, wodurch sie einge- sammelt wurde, richtig sind. Die Befolgung
nach-
23. §.
Jedes von ſeiner eignen oder Andrer Be- obachtung gelieferte Factum zergliedert er analytiſch in ſeine einfachſten Beſtandtheile, forſcht den innern und äuſsern Urſachen deſ- ſelben nach, ſucht ſeine verſchiednen Ver- hältniſſe auf, und bemüht ſich, den Zuſammen- hang deſſelben mit der Denk- und Sinnesart des Handelnden zu erkennen. — Wo er die- ſen Zuſammenhang nicht unmittelbar auffin- den kann, kömmt er ſeiner Beobachtung durch vorherige Erfahrung und Analogie zu Hülfe, bey deren Anwendung aber groſse Behutſam- keit zu gebrauchen, und beſonders das „Duo cum faciunt idem, non eſt idem„ nicht zu überhören iſt.
24. §.
Da Erfahrung die Grundlage der Krimi- nalpſychologie iſt, ſo kömmt alles darauf an, daſs die Beobachtungen, wodurch ſie einge- ſammelt wurde, richtig ſind. Die Befolgung
nach-
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23. §.
Jedes von ſeiner eignen oder Andrer Be-
obachtung gelieferte Factum zergliedert er
analytiſch in ſeine einfachſten Beſtandtheile,
forſcht den innern und äuſsern Urſachen deſ-
ſelben nach, ſucht ſeine verſchiednen Ver-
hältniſſe auf, und bemüht ſich, den Zuſammen-
hang deſſelben mit der Denk- und Sinnesart
des Handelnden zu erkennen. — Wo er die-
ſen Zuſammenhang nicht unmittelbar auffin-
den kann, kömmt er ſeiner Beobachtung durch
vorherige Erfahrung und Analogie zu Hülfe,
bey deren Anwendung aber groſse Behutſam-
keit zu gebrauchen, und beſonders das „Duo
cum faciunt idem, non eſt idem„ nicht zu
überhören iſt.
24. §.
Da Erfahrung die Grundlage der Krimi-
nalpſychologie iſt, ſo kömmt alles darauf an,
daſs die Beobachtungen, wodurch ſie einge-
ſammelt wurde, richtig ſind. Die Befolgung
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Schaumann, Johann Christian Gottlieb: Ideen zu einer Kriminalpsychologie. Halle, 1792, S. 110. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schaumann_crimipsyche_1792/112>, abgerufen am 16.02.2025.
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