Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 3. Schaffhausen, 1863.

Bild:
<< vorherige Seite

getragenen cista (Kiste) mystica, eine Akazie (schont genannt, der heutige Sontbaum, acacia Lebec) und auf der Kiste steht: "Es kommt zum Vorschein Osiris" , und daneben: "Die Akazie der cista mystica."1) Es steht sonach unzweifelhaft fest, dass die Akazie bei den Aegyptern der heilige und mystische Baum und insbesondere das Symbol des wiedererstehenden Osiris gewesen sei. Da nun die Akazie in der maurerischen Hirammythe dieselbe Bedeutung hat, möchte mit aller Bestimmtheit die Akazie und Hiram-Osiris den Aegptern entlehnt, von ihnen überliefert zu betrachten sein. Damit auch der Baumeister nicht fehle, lesen wir z. B. zu Philae von Num-Ra: "der grosse göttliche Bildner, der erste Baumeister, der erschaffen hat die Göttinnen und Götter mit seinen Händen, er ist im Begriff, den Sohn der Isis zu bilden auf der Drehscheibe."2) In einer Weiheinschrift im Tempel des Amon zu Medeinet Abu, neben dem einzig erhaltenen altägyptischen königlichen Palaste, sagt Ptolemäus X. von Amon: "er hat gebaut dies zu seinem Monumente seinem Vater, dem ersterschaffenen, nichts ist erschaffen ausser durch ihn,"3) was an das Evangelium Johannis mahnt. - Dem Gedanken über den Zusammenhang der Freimaurerei mit dem Alterthume, - über die universalhistorische Natur und Bedeutung des Maurerthums ist es bisher nicht glücklicher ergangen als dem noch höhern Gedanken von der Einheit der menschlichen Völker und Sprachen; dennoch hat diesen noch jüngst Ewald, über den Zusammenhang des nordischen (türkischen), mittelländischen (indo-europäischen), semitischen und koptischen Sprachstammens, in einem zweiten Vortrage vor der königl. Societät zu Göttingen glücklich festgehalten,4) und so mag auch jener Gedanke fortbestehen, bis ihn ein glücklicherer Denker wiederdenket. Nicht unwahrscheinlich ist auf einem pompejanischen Wandgemälde, welches einen Festzug der Zimmerleute darzustellen scheint, auch die Erschlagung des beneideten

1) Brugsch, Reiseberichte, S. 172.
2) Brugsch, S. 264.
3) Brugsch, Reiseberichte, S. 300.
4) Götting. gel. Anzeigen für 1862, S. 161 ff.

getragenen cista (Kiste) mystica, eine Akazie (schont genannt, der heutige Sontbaum, acacia Lebec) und auf der Kiste steht: „Es kommt zum Vorschein Osiris“ , und daneben: „Die Akazie der cista mystica.“1) Es steht sonach unzweifelhaft fest, dass die Akazie bei den Aegyptern der heilige und mystische Baum und insbesondere das Symbol des wiedererstehenden Osiris gewesen sei. Da nun die Akazie in der maurerischen Hirammythe dieselbe Bedeutung hat, möchte mit aller Bestimmtheit die Akazie und Hiram-Osiris den Aegptern entlehnt, von ihnen überliefert zu betrachten sein. Damit auch der Baumeister nicht fehle, lesen wir z. B. zu Philae von Num-Ra: „der grosse göttliche Bildner, der erste Baumeister, der erschaffen hat die Göttinnen und Götter mit seinen Händen, er ist im Begriff, den Sohn der Isis zu bilden auf der Drehscheibe.“2) In einer Weiheinschrift im Tempel des Amon zu Medînet Abu, neben dem einzig erhaltenen altägyptischen königlichen Palaste, sagt Ptolemäus X. von Amon: „er hat gebaut dies zu seinem Monumente seinem Vater, dem ersterschaffenen, nichts ist erschaffen ausser durch ihn,“3) was an das Evangelium Johannis mahnt. – Dem Gedanken über den Zusammenhang der Freimaurerei mit dem Alterthume, – über die universalhistorische Natur und Bedeutung des Maurerthums ist es bisher nicht glücklicher ergangen als dem noch höhern Gedanken von der Einheit der menschlichen Völker und Sprachen; dennoch hat diesen noch jüngst Ewald, über den Zusammenhang des nordischen (türkischen), mittelländischen (indo-europäischen), semitischen und koptischen Sprachstammens, in einem zweiten Vortrage vor der königl. Societät zu Göttingen glücklich festgehalten,4) und so mag auch jener Gedanke fortbestehen, bis ihn ein glücklicherer Denker wiederdenket. Nicht unwahrscheinlich ist auf einem pompejanischen Wandgemälde, welches einen Festzug der Zimmerleute darzustellen scheint, auch die Erschlagung des beneideten

1) Brugsch, Reiseberichte, S. 172.
2) Brugsch, S. 264.
3) Brugsch, Reiseberichte, S. 300.
4) Götting. gel. Anzeigen für 1862, S. 161 ff.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0676" n="656"/>
getragenen cista (Kiste) mystica, eine Akazie (schont genannt, der heutige Sontbaum, acacia Lebec) und auf der Kiste steht: &#x201E;Es kommt zum Vorschein Osiris&#x201C; , und daneben: &#x201E;Die Akazie der cista mystica.&#x201C;<note place="foot" n="1)">Brugsch, Reiseberichte, S. 172.<lb/></note> Es steht sonach unzweifelhaft fest, dass die Akazie bei den Aegyptern der heilige und mystische Baum und insbesondere das Symbol des wiedererstehenden Osiris gewesen sei. Da nun die Akazie in der maurerischen Hirammythe dieselbe Bedeutung hat, möchte mit aller Bestimmtheit die Akazie und Hiram-Osiris den Aegptern entlehnt, von ihnen überliefert zu betrachten sein. Damit auch der Baumeister nicht fehle, lesen wir z. B. zu Philae von Num-Ra: &#x201E;der grosse göttliche Bildner, der erste Baumeister, der erschaffen hat die Göttinnen und Götter mit seinen Händen, er ist im Begriff, den Sohn der Isis zu bilden auf der Drehscheibe.&#x201C;<note place="foot" n="2)">Brugsch, S. 264.<lb/></note> In einer Weiheinschrift im Tempel des Amon zu Medînet Abu, neben dem einzig erhaltenen altägyptischen königlichen Palaste, sagt Ptolemäus X. von Amon: &#x201E;er hat gebaut dies zu seinem Monumente seinem Vater, dem ersterschaffenen, nichts ist erschaffen ausser durch ihn,&#x201C;<note place="foot" n="3)">Brugsch, Reiseberichte, S. 300.<lb/></note> was an das Evangelium Johannis mahnt. &#x2013; Dem Gedanken über den Zusammenhang der Freimaurerei mit dem Alterthume, &#x2013; über die universalhistorische Natur und Bedeutung des Maurerthums ist es bisher nicht glücklicher ergangen als dem noch höhern Gedanken von der Einheit der menschlichen Völker und Sprachen; dennoch hat diesen noch jüngst Ewald, über den Zusammenhang des nordischen (türkischen), mittelländischen (indo-europäischen), semitischen und koptischen Sprachstammens, in einem zweiten Vortrage vor der königl. Societät zu Göttingen glücklich festgehalten,<note place="foot" n="4)">Götting. gel. Anzeigen für 1862, S. 161 ff.</note> und so mag auch jener Gedanke fortbestehen, bis ihn ein glücklicherer Denker wiederdenket. Nicht unwahrscheinlich ist auf einem pompejanischen Wandgemälde, welches einen Festzug der <hi rendition="#g">Zimmerleute</hi> darzustellen scheint, auch die Erschlagung des beneideten
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[656/0676] getragenen cista (Kiste) mystica, eine Akazie (schont genannt, der heutige Sontbaum, acacia Lebec) und auf der Kiste steht: „Es kommt zum Vorschein Osiris“ , und daneben: „Die Akazie der cista mystica.“ 1) Es steht sonach unzweifelhaft fest, dass die Akazie bei den Aegyptern der heilige und mystische Baum und insbesondere das Symbol des wiedererstehenden Osiris gewesen sei. Da nun die Akazie in der maurerischen Hirammythe dieselbe Bedeutung hat, möchte mit aller Bestimmtheit die Akazie und Hiram-Osiris den Aegptern entlehnt, von ihnen überliefert zu betrachten sein. Damit auch der Baumeister nicht fehle, lesen wir z. B. zu Philae von Num-Ra: „der grosse göttliche Bildner, der erste Baumeister, der erschaffen hat die Göttinnen und Götter mit seinen Händen, er ist im Begriff, den Sohn der Isis zu bilden auf der Drehscheibe.“ 2) In einer Weiheinschrift im Tempel des Amon zu Medînet Abu, neben dem einzig erhaltenen altägyptischen königlichen Palaste, sagt Ptolemäus X. von Amon: „er hat gebaut dies zu seinem Monumente seinem Vater, dem ersterschaffenen, nichts ist erschaffen ausser durch ihn,“ 3) was an das Evangelium Johannis mahnt. – Dem Gedanken über den Zusammenhang der Freimaurerei mit dem Alterthume, – über die universalhistorische Natur und Bedeutung des Maurerthums ist es bisher nicht glücklicher ergangen als dem noch höhern Gedanken von der Einheit der menschlichen Völker und Sprachen; dennoch hat diesen noch jüngst Ewald, über den Zusammenhang des nordischen (türkischen), mittelländischen (indo-europäischen), semitischen und koptischen Sprachstammens, in einem zweiten Vortrage vor der königl. Societät zu Göttingen glücklich festgehalten, 4) und so mag auch jener Gedanke fortbestehen, bis ihn ein glücklicherer Denker wiederdenket. Nicht unwahrscheinlich ist auf einem pompejanischen Wandgemälde, welches einen Festzug der Zimmerleute darzustellen scheint, auch die Erschlagung des beneideten 1) Brugsch, Reiseberichte, S. 172. 2) Brugsch, S. 264. 3) Brugsch, Reiseberichte, S. 300. 4) Götting. gel. Anzeigen für 1862, S. 161 ff.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Internetloge: Bereitstellung der Texttranskription. (2013-08-21T13:44:32Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Frederike Neuber: Bearbeitung der digitalen Edition. (2013-08-21T13:44:32Z)
Christian Thomas: Bearbeitung der digitalen Edition. (2013-08-21T13:44:32Z)
Maxi Grubert: Bearbeitung der digitalen Edition. (2013-08-21T13:44:32Z)
Bayerische Staatsbibliothek Digital: Bereitstellung der Bilddigitalisate. (2013-08-21T13:44:32Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Silbentrennung: aufgelöst
  • Zeilenumbrüche markiert: nein



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schauberg_freimaurerei03_1863
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schauberg_freimaurerei03_1863/676
Zitationshilfe: Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 3. Schaffhausen, 1863, S. 656. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schauberg_freimaurerei03_1863/676>, abgerufen am 22.11.2024.