Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 3. Schaffhausen, 1863.halten1) und Christus ist als ein leidender, sterbender und wiederauferstehender Gott Adonis-Osiris-Dionysos-Hiram, Pthah-Sokar-Osiris, d. i. nach Brugsch, Reiseberichte aus Aegypten, S. 77, Inhaber des Grabes, wie er in den Hieroglypheninschriften des Pthahtempels zu Memphis genannt wird, ebenso der Stier Apis in den Inschriften des Serapeums bei Memphis der Wiederauflebende2) u. s. w., was seinen Grund ebensosehr in der Geschichte, d. h. in dem Zusammenhange alles Geschehenden, als überhaupt in der Natur der menschlichen Dinge hat. So lange des Menschen Geist die Erdenhülle trägt, vermag er noch nicht den reinen Geist zu fassen und blos Geist zu sein; er wird im Menschenbilde den Geist suchen und anbeten und Gott wird ihm der Schöpfer des Himmels und der Erde und vor Allem des Menschen stets sein und bleiben. Aus Unkenntniss ist übrigens in einzelnen maurerischen Ritualen oder Systemen, z. B. nach dem von Fessler herrührenden der Grossloge Royal-York zu Berlin, wie dasselbe mit vollständiger Worttreue in dem zu Leipzig 1836 bei Carl Andreä herausgegebenen "Gerechten und vollkommenen Freimaurer-Logenbuche" veröffentlicht ist und nach welchem unter andern auch die Loge Wilhelm zur aufgehenden Sonne in Stuttgart arbeitet, - der Grundgedanke des alten Jahresgottes in der Hirammythe mehr oder weniger verloren gegangen und durch eine anderweitige Symbolik ersetzt. In dem Fessler'schen Rituale verbinden sich nämlich 15 anstatt 12 Meister zum Verderben des Hiram, von denen drei, die Personificationen der Unwissenheit, der Begierlichkeit und des Lasters, den Mord vollbringen, 12 aber reuevoll davon zurücktreten und später zur Aufsuchung des Leichnams des Hiram und des verlorenen Meisterwortes ausgesendet werden. Dennoch hat das Fessler'sche System den Vorzug, die Hirammythe von den englischen Zugaben und Einschiebseln aus der Revolutionszeit von Cromwell schon gereinigt zu haben, 1) Renand, nouvelle symbolique, S. 191. 2) Vergl. auch A. Bourquenoud, memoire sur les monuments da culte d'Adonis dans le territoire de Palaebyblus (nach Bourquenoud das heutige Barja), Paris 1861.
halten1) und Christus ist als ein leidender, sterbender und wiederauferstehender Gott Adonis-Osiris-Dionysos-Hiram, Pthah-Sokar-Osiris, d. i. nach Brugsch, Reiseberichte aus Aegypten, S. 77, Inhaber des Grabes, wie er in den Hieroglypheninschriften des Pthahtempels zu Memphis genannt wird, ebenso der Stier Apis in den Inschriften des Serapeums bei Memphis der Wiederauflebende2) u. s. w., was seinen Grund ebensosehr in der Geschichte, d. h. in dem Zusammenhange alles Geschehenden, als überhaupt in der Natur der menschlichen Dinge hat. So lange des Menschen Geist die Erdenhülle trägt, vermag er noch nicht den reinen Geist zu fassen und blos Geist zu sein; er wird im Menschenbilde den Geist suchen und anbeten und Gott wird ihm der Schöpfer des Himmels und der Erde und vor Allem des Menschen stets sein und bleiben. Aus Unkenntniss ist übrigens in einzelnen maurerischen Ritualen oder Systemen, z. B. nach dem von Fessler herrührenden der Grossloge Royal-York zu Berlin, wie dasselbe mit vollständiger Worttreue in dem zu Leipzig 1836 bei Carl Andreä herausgegebenen „Gerechten und vollkommenen Freimaurer-Logenbuche“ veröffentlicht ist und nach welchem unter andern auch die Loge Wilhelm zur aufgehenden Sonne in Stuttgart arbeitet, – der Grundgedanke des alten Jahresgottes in der Hirammythe mehr oder weniger verloren gegangen und durch eine anderweitige Symbolik ersetzt. In dem Fessler’schen Rituale verbinden sich nämlich 15 anstatt 12 Meister zum Verderben des Hiram, von denen drei, die Personificationen der Unwissenheit, der Begierlichkeit und des Lasters, den Mord vollbringen, 12 aber reuevoll davon zurücktreten und später zur Aufsuchung des Leichnams des Hiram und des verlorenen Meisterwortes ausgesendet werden. Dennoch hat das Fessler’sche System den Vorzug, die Hirammythe von den englischen Zugaben und Einschiebseln aus der Revolutionszeit von Cromwell schon gereinigt zu haben, 1) Renand, nouvelle symbolique, S. 191. 2) Vergl. auch A. Bourquenoud, mémoire sur les monuments da culte d’Adonis dans le territoire de Palaebyblus (nach Bourquenoud das heutige Barja), Paris 1861.
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halten 1) und Christus ist als ein leidender, sterbender und wiederauferstehender Gott Adonis-Osiris-Dionysos-Hiram, Pthah-Sokar-Osiris, d. i. nach Brugsch, Reiseberichte aus Aegypten, S. 77, Inhaber des Grabes, wie er in den Hieroglypheninschriften des Pthahtempels zu Memphis genannt wird, ebenso der Stier Apis in den Inschriften des Serapeums bei Memphis der Wiederauflebende 2) u. s. w., was seinen Grund ebensosehr in der Geschichte, d. h. in dem Zusammenhange alles Geschehenden, als überhaupt in der Natur der menschlichen Dinge hat. So lange des Menschen Geist die Erdenhülle trägt, vermag er noch nicht den reinen Geist zu fassen und blos Geist zu sein; er wird im Menschenbilde den Geist suchen und anbeten und Gott wird ihm der Schöpfer des Himmels und der Erde und vor Allem des Menschen stets sein und bleiben. Aus Unkenntniss ist übrigens in einzelnen maurerischen Ritualen oder Systemen, z. B. nach dem von Fessler herrührenden der Grossloge Royal-York zu Berlin, wie dasselbe mit vollständiger Worttreue in dem zu Leipzig 1836 bei Carl Andreä herausgegebenen „Gerechten und vollkommenen Freimaurer-Logenbuche“ veröffentlicht ist und nach welchem unter andern auch die Loge Wilhelm zur aufgehenden Sonne in Stuttgart arbeitet, – der Grundgedanke des alten Jahresgottes in der Hirammythe mehr oder weniger verloren gegangen und durch eine anderweitige Symbolik ersetzt. In dem Fessler’schen Rituale verbinden sich nämlich 15 anstatt 12 Meister zum Verderben des Hiram, von denen drei, die Personificationen der Unwissenheit, der Begierlichkeit und des Lasters, den Mord vollbringen, 12 aber reuevoll davon zurücktreten und später zur Aufsuchung des Leichnams des Hiram und des verlorenen Meisterwortes ausgesendet werden. Dennoch hat das Fessler’sche System den Vorzug, die Hirammythe von den englischen Zugaben und Einschiebseln aus der Revolutionszeit von Cromwell schon gereinigt zu haben,
1) Renand, nouvelle symbolique, S. 191.
2) Vergl. auch A. Bourquenoud, mémoire sur les monuments da culte d’Adonis dans le territoire de Palaebyblus (nach Bourquenoud das heutige Barja), Paris 1861.
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Zitationshilfe: | Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 3. Schaffhausen, 1863, S. 652. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schauberg_freimaurerei03_1863/672>, abgerufen am 13.06.2024. |