Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 3. Schaffhausen, 1863.Der 444' hohe gothische Thurm des Domes zu Antwerpen wurde erst im J. 1422 durch Jean Amel, welcher von Lübke als ein französischer Baumeister aus Boulogne bezeichnet wird, aber Peter Apelemman heisst (oben S. 417), begonnen. Der gothische Chor der Liebfrauenkirche zu Brügge wurde von 1230 - 1297 errichtet. Dass man mit Erfolg den Gedanken fassen konnte, alle deutsche Bauhütten zu Einem Vereine unter einer obersten Leitung zu verbinden, hatte zu seiner nothwendigen Voraussetzung die wesentliche Uebereinstimmung aller deutschen Bauhütten in dem geübten Baustyle, - das Bestehen eines über ganz Deutschland sich ausdehnenden Baustyles, wie dieses mit dem Vorherrschendwerden des gothischen Baustyles in der Mitte des 15. Jahrh. und noch früher eingetreten war. Der gothische Baustyl, besonders in seiner Reinheit und Vollkommenheit, hat etwas Nationales und Kosmopolitisches, wie das letztere auch Schnaase, V. S. 229 Anm., hervorhebt, weil darin alle Verhältnisse genauer und sorgfältiger bestimmt sind und daher die gothischen Gebäude eine grössere Gleichheit an sich tragen müssen, sobald man einmal in diesem Style bauen wollte; die Verschiedenheiten und Eigenthümlichkeiten der Völker und der verschiedenen Theile des einzelnen Volkee verlieren zwar auf dem Gebiete der Gothik nicht ihre Bedeutung und ihren Einfluss, jedoch werden sie durch die grössere innere Einheit des gothischen Styls, durch dessen mathematisches Gesetz und Formel1) mehr zurückgedrängt und beschränkt, - müssen den Geboten der höhern Kunst sich gleichsam schweigend beugen. Der gothische Baustyl hatte also eine völkereinigende, eine weltbürgerliche und kosmopolitische Kraft, wie sie die romanische Baukunst niemals hatte und deshalb darin auch die verschiedenen Landesgegenden und Länder eine so grosse Verschiedenheit darbieten.2) Mit der Bezeichnung eines Gebändes als eines gothischen ist dasselbe vorstellbarer, begreiflicher und schärfer selbst für den blossen Laien bezeichnet, als 1) Lübke, Gesch., S. 404. 2) Vergl. auch Lübke, Geschichte. S. 380; Schnaase, V. S. 465.
Der 444’ hohe gothische Thurm des Domes zu Antwerpen wurde erst im J. 1422 durch Jean Amel, welcher von Lübke als ein französischer Baumeister aus Boulogne bezeichnet wird, aber Peter Apelemman heisst (oben S. 417), begonnen. Der gothische Chor der Liebfrauenkirche zu Brügge wurde von 1230 – 1297 errichtet. Dass man mit Erfolg den Gedanken fassen konnte, alle deutsche Bauhütten zu Einem Vereine unter einer obersten Leitung zu verbinden, hatte zu seiner nothwendigen Voraussetzung die wesentliche Uebereinstimmung aller deutschen Bauhütten in dem geübten Baustyle, – das Bestehen eines über ganz Deutschland sich ausdehnenden Baustyles, wie dieses mit dem Vorherrschendwerden des gothischen Baustyles in der Mitte des 15. Jahrh. und noch früher eingetreten war. Der gothische Baustyl, besonders in seiner Reinheit und Vollkommenheit, hat etwas Nationales und Kosmopolitisches, wie das letztere auch Schnaase, V. S. 229 Anm., hervorhebt, weil darin alle Verhältnisse genauer und sorgfältiger bestimmt sind und daher die gothischen Gebäude eine grössere Gleichheit an sich tragen müssen, sobald man einmal in diesem Style bauen wollte; die Verschiedenheiten und Eigenthümlichkeiten der Völker und der verschiedenen Theile des einzelnen Volkee verlieren zwar auf dem Gebiete der Gothik nicht ihre Bedeutung und ihren Einfluss, jedoch werden sie durch die grössere innere Einheit des gothischen Styls, durch dessen mathematisches Gesetz und Formel1) mehr zurückgedrängt und beschränkt, – müssen den Geboten der höhern Kunst sich gleichsam schweigend beugen. Der gothische Baustyl hatte also eine völkereinigende, eine weltbürgerliche und kosmopolitische Kraft, wie sie die romanische Baukunst niemals hatte und deshalb darin auch die verschiedenen Landesgegenden und Länder eine so grosse Verschiedenheit darbieten.2) Mit der Bezeichnung eines Gebändes als eines gothischen ist dasselbe vorstellbarer, begreiflicher und schärfer selbst für den blossen Laien bezeichnet, als 1) Lübke, Gesch., S. 404. 2) Vergl. auch Lübke, Geschichte. S. 380; Schnaase, V. S. 465.
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Der 444’ hohe gothische Thurm des Domes zu Antwerpen wurde erst im J. 1422 durch Jean Amel, welcher von Lübke als ein französischer Baumeister aus Boulogne bezeichnet wird, aber Peter Apelemman heisst (oben S. 417), begonnen. Der gothische Chor der Liebfrauenkirche zu Brügge wurde von 1230 – 1297 errichtet.
Dass man mit Erfolg den Gedanken fassen konnte, alle deutsche Bauhütten zu Einem Vereine unter einer obersten Leitung zu verbinden, hatte zu seiner nothwendigen Voraussetzung die wesentliche Uebereinstimmung aller deutschen Bauhütten in dem geübten Baustyle, – das Bestehen eines über ganz Deutschland sich ausdehnenden Baustyles, wie dieses mit dem Vorherrschendwerden des gothischen Baustyles in der Mitte des 15. Jahrh. und noch früher eingetreten war. Der gothische Baustyl, besonders in seiner Reinheit und Vollkommenheit, hat etwas Nationales und Kosmopolitisches, wie das letztere auch Schnaase, V. S. 229 Anm., hervorhebt, weil darin alle Verhältnisse genauer und sorgfältiger bestimmt sind und daher die gothischen Gebäude eine grössere Gleichheit an sich tragen müssen, sobald man einmal in diesem Style bauen wollte; die Verschiedenheiten und Eigenthümlichkeiten der Völker und der verschiedenen Theile des einzelnen Volkee verlieren zwar auf dem Gebiete der Gothik nicht ihre Bedeutung und ihren Einfluss, jedoch werden sie durch die grössere innere Einheit des gothischen Styls, durch dessen mathematisches Gesetz und Formel 1) mehr zurückgedrängt und beschränkt, – müssen den Geboten der höhern Kunst sich gleichsam schweigend beugen. Der gothische Baustyl hatte also eine völkereinigende, eine weltbürgerliche und kosmopolitische Kraft, wie sie die romanische Baukunst niemals hatte und deshalb darin auch die verschiedenen Landesgegenden und Länder eine so grosse Verschiedenheit darbieten. 2) Mit der Bezeichnung eines Gebändes als eines gothischen ist dasselbe vorstellbarer, begreiflicher und schärfer selbst für den blossen Laien bezeichnet, als
1) Lübke, Gesch., S. 404.
2) Vergl. auch Lübke, Geschichte. S. 380; Schnaase, V. S. 465.
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