Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 3. Schaffhausen, 1863.

Bild:
<< vorherige Seite

besteht regelmässig aus 4 oder 5 Steinen; doch ist dieser Unregelmässigkeit ungeachtet das Princip immer dasselbe, weil die Steine nur durch lateralen Druck zusammenhalten. Während diese Wölbungen das Segment eines Zirkels bilden, fand Hoskins zu Gibel el Berkel solche mit Spitzbögen.1) In der grossen ägyptischen Pyramide ist neuerlich die vollkommen gewölbte Mumienkammer durch Oberst Howard Vyse aufgefunden worden.2) Ueber die Cloaca maxima vergl. W. Abeken, Mittelitalien, S. 173 und ebenso noch Klenze über die Kyklopen in Böttiger's Amalthea, III. S. 100 und 109. Hier sucht Klenze darzuthun, dass der Name Kyklopen und kyklopisch sich ursprünglich auf den troglodytischen Charakter der Bauwerke bezogen habe, weshalb er dann bei allen kyklopischen Bauten auch troglodytische oder unterirdische labyrinthische Gänge (Gewölbe) aufzusuchen und aufzufinden bemüht ist, wie namentlich bei den vorgenannten Akropolen. Daher sind Klenze auch die likyschen Bauten wegen der in Lykien sich findenden Felsenwohnungen und Felsengräber3) kyklopische. Der lykische Steinbau, obwohl die darin erscheinenden Nachahmungen von Holzconstructionen nach Westasien zurückweisen mögen, muss dennoch von Aegypten ausgegangen sein, wie nach Bachofen auch die lykischen Felsengräber ganz mit den ägyptischen übereinkommen. Die Kyklopen, die kyklopischen Baumeister oder auch Baugenossenschaften im historischen Sinne wären sonach die Aegypter oder wenigstens ägyptische Zög- und Lehrlinge, welche ganz unzweifelhaft über die Inseln des Mittelmeeres aus Aegypten nach dem griechischen Festlande und nach Italien, besonders nach Etrurien kamen, theilweise aber auch über Kleinasien und hauptsächlich über Lykien dahin gezogen sein können. In den persischen Bauten sind jedenfalls die Einwirkungen aller Kulturvölker zusammengefasst, welche dem grossen Perserreiche unterworfen waren, also vorzüglich der Baby-

1) Vergl. auch Kunstblatt von Schorn für 1835, S. 348 b.
2) Kunstblatt für 1837, S. 308 a.
3) Vergl. auch Bachofen, das lykische Volk und seine Bedeutung für die Entwickelung des Alterthums, Freiburg i. Br. 1862.

besteht regelmässig aus 4 oder 5 Steinen; doch ist dieser Unregelmässigkeit ungeachtet das Princip immer dasselbe, weil die Steine nur durch lateralen Druck zusammenhalten. Während diese Wölbungen das Segment eines Zirkels bilden, fand Hoskins zu Gibel el Berkel solche mit Spitzbögen.1) In der grossen ägyptischen Pyramide ist neuerlich die vollkommen gewölbte Mumienkammer durch Oberst Howard Vyse aufgefunden worden.2) Ueber die Cloaca maxima vergl. W. Abeken, Mittelitalien, S. 173 und ebenso noch Klenze über die Kyklopen in Böttiger’s Amalthea, III. S. 100 und 109. Hier sucht Klenze darzuthun, dass der Name Kyklopen und kyklopisch sich ursprünglich auf den troglodytischen Charakter der Bauwerke bezogen habe, weshalb er dann bei allen kyklopischen Bauten auch troglodytische oder unterirdische labyrinthische Gänge (Gewölbe) aufzusuchen und aufzufinden bemüht ist, wie namentlich bei den vorgenannten Akropolen. Daher sind Klenze auch die likyschen Bauten wegen der in Lykien sich findenden Felsenwohnungen und Felsengräber3) kyklopische. Der lykische Steinbau, obwohl die darin erscheinenden Nachahmungen von Holzconstructionen nach Westasien zurückweisen mögen, muss dennoch von Aegypten ausgegangen sein, wie nach Bachofen auch die lykischen Felsengräber ganz mit den ägyptischen übereinkommen. Die Kyklopen, die kyklopischen Baumeister oder auch Baugenossenschaften im historischen Sinne wären sonach die Aegypter oder wenigstens ägyptische Zög- und Lehrlinge, welche ganz unzweifelhaft über die Inseln des Mittelmeeres aus Aegypten nach dem griechischen Festlande und nach Italien, besonders nach Etrurien kamen, theilweise aber auch über Kleinasien und hauptsächlich über Lykien dahin gezogen sein können. In den persischen Bauten sind jedenfalls die Einwirkungen aller Kulturvölker zusammengefasst, welche dem grossen Perserreiche unterworfen waren, also vorzüglich der Baby-

1) Vergl. auch Kunstblatt von Schorn für 1835, S. 348 b.
2) Kunstblatt für 1837, S. 308 a.
3) Vergl. auch Bachofen, das lykische Volk und seine Bedeutung für die Entwickelung des Alterthums, Freiburg i. Br. 1862.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0523" n="503"/>
besteht regelmässig aus 4 oder 5 Steinen; doch ist dieser Unregelmässigkeit ungeachtet das Princip immer dasselbe, weil die Steine nur durch lateralen Druck zusammenhalten. Während diese Wölbungen das Segment eines Zirkels bilden, fand Hoskins zu Gibel el Berkel solche mit Spitzbögen.<note place="foot" n="1)">Vergl. auch Kunstblatt von Schorn für 1835, S. 348 b.<lb/></note> In der grossen ägyptischen Pyramide ist neuerlich die <hi rendition="#g">vollkommen gewölbte</hi> Mumienkammer durch Oberst Howard Vyse aufgefunden worden.<note place="foot" n="2)">Kunstblatt für 1837, S. 308 a.<lb/></note> Ueber die Cloaca maxima vergl. W. Abeken, Mittelitalien, S. 173 und ebenso noch Klenze über die Kyklopen in Böttiger&#x2019;s Amalthea, III. S. 100 und 109. Hier sucht Klenze darzuthun, dass der Name Kyklopen und kyklopisch sich ursprünglich auf den <hi rendition="#g">troglodytischen</hi> Charakter der Bauwerke bezogen habe, weshalb er dann bei allen kyklopischen Bauten auch troglodytische oder unterirdische labyrinthische Gänge (Gewölbe) aufzusuchen und aufzufinden bemüht ist, wie namentlich bei den vorgenannten Akropolen. Daher sind Klenze auch die likyschen Bauten wegen der in Lykien sich findenden Felsenwohnungen und Felsengräber<note place="foot" n="3)">Vergl. auch Bachofen, das lykische Volk und seine Bedeutung für die Entwickelung des Alterthums, Freiburg i. Br. 1862.</note> kyklopische. Der lykische <hi rendition="#g">Steinbau</hi>, obwohl die darin erscheinenden Nachahmungen von Holzconstructionen nach Westasien zurückweisen mögen, muss dennoch von Aegypten ausgegangen sein, wie nach Bachofen auch die lykischen Felsengräber ganz mit den ägyptischen übereinkommen. Die Kyklopen, die kyklopischen Baumeister oder auch Baugenossenschaften im <hi rendition="#g">historischen</hi> Sinne wären sonach die Aegypter oder wenigstens ägyptische Zög- und Lehrlinge, welche ganz unzweifelhaft über die Inseln des Mittelmeeres aus Aegypten nach dem griechischen Festlande und nach Italien, besonders nach Etrurien kamen, theilweise aber auch über Kleinasien und hauptsächlich über Lykien dahin gezogen sein können. In den persischen Bauten sind jedenfalls die Einwirkungen aller Kulturvölker zusammengefasst, welche dem grossen Perserreiche unterworfen waren, also vorzüglich der Baby-
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[503/0523] besteht regelmässig aus 4 oder 5 Steinen; doch ist dieser Unregelmässigkeit ungeachtet das Princip immer dasselbe, weil die Steine nur durch lateralen Druck zusammenhalten. Während diese Wölbungen das Segment eines Zirkels bilden, fand Hoskins zu Gibel el Berkel solche mit Spitzbögen. 1) In der grossen ägyptischen Pyramide ist neuerlich die vollkommen gewölbte Mumienkammer durch Oberst Howard Vyse aufgefunden worden. 2) Ueber die Cloaca maxima vergl. W. Abeken, Mittelitalien, S. 173 und ebenso noch Klenze über die Kyklopen in Böttiger’s Amalthea, III. S. 100 und 109. Hier sucht Klenze darzuthun, dass der Name Kyklopen und kyklopisch sich ursprünglich auf den troglodytischen Charakter der Bauwerke bezogen habe, weshalb er dann bei allen kyklopischen Bauten auch troglodytische oder unterirdische labyrinthische Gänge (Gewölbe) aufzusuchen und aufzufinden bemüht ist, wie namentlich bei den vorgenannten Akropolen. Daher sind Klenze auch die likyschen Bauten wegen der in Lykien sich findenden Felsenwohnungen und Felsengräber 3) kyklopische. Der lykische Steinbau, obwohl die darin erscheinenden Nachahmungen von Holzconstructionen nach Westasien zurückweisen mögen, muss dennoch von Aegypten ausgegangen sein, wie nach Bachofen auch die lykischen Felsengräber ganz mit den ägyptischen übereinkommen. Die Kyklopen, die kyklopischen Baumeister oder auch Baugenossenschaften im historischen Sinne wären sonach die Aegypter oder wenigstens ägyptische Zög- und Lehrlinge, welche ganz unzweifelhaft über die Inseln des Mittelmeeres aus Aegypten nach dem griechischen Festlande und nach Italien, besonders nach Etrurien kamen, theilweise aber auch über Kleinasien und hauptsächlich über Lykien dahin gezogen sein können. In den persischen Bauten sind jedenfalls die Einwirkungen aller Kulturvölker zusammengefasst, welche dem grossen Perserreiche unterworfen waren, also vorzüglich der Baby- 1) Vergl. auch Kunstblatt von Schorn für 1835, S. 348 b. 2) Kunstblatt für 1837, S. 308 a. 3) Vergl. auch Bachofen, das lykische Volk und seine Bedeutung für die Entwickelung des Alterthums, Freiburg i. Br. 1862.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Internetloge: Bereitstellung der Texttranskription. (2013-08-21T13:44:32Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Frederike Neuber: Bearbeitung der digitalen Edition. (2013-08-21T13:44:32Z)
Christian Thomas: Bearbeitung der digitalen Edition. (2013-08-21T13:44:32Z)
Maxi Grubert: Bearbeitung der digitalen Edition. (2013-08-21T13:44:32Z)
Bayerische Staatsbibliothek Digital: Bereitstellung der Bilddigitalisate. (2013-08-21T13:44:32Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Silbentrennung: aufgelöst
  • Zeilenumbrüche markiert: nein



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schauberg_freimaurerei03_1863
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schauberg_freimaurerei03_1863/523
Zitationshilfe: Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 3. Schaffhausen, 1863, S. 503. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schauberg_freimaurerei03_1863/523>, abgerufen am 16.07.2024.