über den nordfranzösischen Ursprung des gothischen Baustyls, obwohl S. 33 ff. Schorn auch diesem widerspricht und die Ehre und den Ruhm der Erfindung des gothischen Baustyls für die Deutschen in Anspruch nimmt. Wetter will die Facade von Notre-Dame zu Paris als Vorbild von der des Strassburger Münsters betrachten. Dass die Handwerke viel frühern und römischen oder gallischen Entstehens seien, zeigt auch z. B. die Lex Alamannorum Tit. 79. 7 (vergl. mit addita 44), wo es heisst: "Faber, aurifex aut spartarius, qui publice probati sunt, si occidantur, quadraginta solidis componantur."1) In der Lex Burgundionum, Tit. 10, wird bestimmt:
"Qui aurificem lectum occiderit, CL sol. solvat. Qui fabrum argentarium occiderit, C sol. solvat. Qui fabrum ferrarium occiderit, L sol. inferat, Qui carpentarium bonum occiderit, XL sol. solvat."
2)
An der Grösse der Composition ist hier der verschiedene Werth zu erkennen, den die Burgunder dem Gold-, Silber-, Eisen- und Holzarbeiter beilegten. Diese Handwerker waren natürlich überall servi.3) - Die Lex Salica, Tit. 11, 6 verordnet:
"Si quis Majorem, Infestorem, Scantionem, Marisclalcum, Stratorem, Fabrum ferrarium, Aurificem, sive Carpentarium, Vinitorem, vel Porcarium, vel Ministerialem furaverit aut occiderit, vel vendiderit valentem sol. XXV (Malb. Theuca Texara) M. CCCC. den., qui faciunt sol. XXXV culpabilis judicetur, excepto capitale et delatura.
4)
1) Walter, a. a. O., I. S. 224. Vergl. auch Dürrich und W. Menzel, die Heidengräber am Lugsee (bei Oberflacht aus der Zeit zwischen dem 4ten und 8ten Jahrh.), Stuttgart 1847. Nach dem Zeugnisse dieser Gräber erscheinen, bei den heidnischen Alemannen den römischen Handwerker, wie die Zimmerer, die Büttner, Tischler, Drechsler, Holzschnitzer und Metallarbeiter u. s. w. in mannichfacher und erfolgreicher Thätigkeit (Kunstbl. für 1847, S. 103).
2) Walter, I. S. 310; Barkow, Lex romana Burgandionum, Greifswalde 1826. S. 11; Lex Angl. et Werin., V. 20.
3) Vergl. Eichhorn, St.- und R.-esch., §. 84 b.
4) Walter, I. S. 22: Schreiber, Taschenb., IV. S. 291 ff.
über den nordfranzösischen Ursprung des gothischen Baustyls, obwohl S. 33 ff. Schorn auch diesem widerspricht und die Ehre und den Ruhm der Erfindung des gothischen Baustyls für die Deutschen in Anspruch nimmt. Wetter will die Façade von Notre-Dame zu Paris als Vorbild von der des Strassburger Münsters betrachten. Dass die Handwerke viel frühern und römischen oder gallischen Entstehens seien, zeigt auch z. B. die Lex Alamannorum Tit. 79. 7 (vergl. mit addita 44), wo es heisst: „Faber, aurifex aut spartarius, qui publice probati sunt, si occidantur, quadraginta solidis componantur.“1) In der Lex Burgundionum, Tit. 10, wird bestimmt:
„Qui aurificem lectum occiderit, CL sol. solvat. Qui fabrum argentarium occiderit, C sol. solvat. Qui fabrum ferrarium occiderit, L sol. inferat, Qui carpentarium bonum occiderit, XL sol. solvat.“
2)
An der Grösse der Composition ist hier der verschiedene Werth zu erkennen, den die Burgunder dem Gold-, Silber-, Eisen- und Holzarbeiter beilegten. Diese Handwerker waren natürlich überall servi.3) – Die Lex Salica, Tit. 11, 6 verordnet:
„Si quis Majorem, Infestorem, Scantionem, Marisclalcum, Stratorem, Fabrum ferrarium, Aurificem, sive Carpentarium, Vinitorem, vel Porcarium, vel Ministerialem furaverit aut occiderit, vel vendiderit valentem sol. XXV (Malb. Theuca Texara) M. CCCC. den., qui faciunt sol. XXXV culpabilis judicetur, excepto capitale et delatura.
4)
1) Walter, a. a. O., I. S. 224. Vergl. auch Dürrich und W. Menzel, die Heidengräber am Lugsee (bei Oberflacht aus der Zeit zwischen dem 4ten und 8ten Jahrh.), Stuttgart 1847. Nach dem Zeugnisse dieser Gräber erscheinen, bei den heidnischen Alemannen den römischen Handwerker, wie die Zimmerer, die Büttner, Tischler, Drechsler, Holzschnitzer und Metallarbeiter u. s. w. in mannichfacher und erfolgreicher Thätigkeit (Kunstbl. für 1847, S. 103).
2) Walter, I. S. 310; Barkow, Lex romana Burgandionum, Greifswalde 1826. S. 11; Lex Angl. et Werin., V. 20.
3) Vergl. Eichhorn, St.- und R.-esch., §. 84 b.
4) Walter, I. S. 22: Schreiber, Taschenb., IV. S. 291 ff.
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über den nordfranzösischen Ursprung des gothischen Baustyls, obwohl S. 33 ff. Schorn auch diesem widerspricht und die Ehre und den Ruhm der Erfindung des gothischen Baustyls für die Deutschen in Anspruch nimmt. Wetter will die Façade von Notre-Dame zu Paris als Vorbild von der des Strassburger Münsters betrachten. Dass die Handwerke viel frühern und römischen oder gallischen Entstehens seien, zeigt auch z. B. die Lex Alamannorum Tit. 79. 7 (vergl. mit addita 44), wo es heisst: „Faber, aurifex aut spartarius, qui publice probati sunt, si occidantur, quadraginta solidis componantur.“<noteplace="foot"n="1)">Walter, a. a. O., I. S. 224. Vergl. auch Dürrich und W. Menzel, die Heidengräber am Lugsee (bei Oberflacht aus der Zeit zwischen dem 4ten und 8ten Jahrh.), Stuttgart 1847. Nach dem Zeugnisse dieser Gräber erscheinen, bei den <hirendition="#g">heidnischen</hi> Alemannen den römischen Handwerker, wie die Zimmerer, die Büttner, Tischler, Drechsler, Holzschnitzer und Metallarbeiter u. s. w. in mannichfacher und erfolgreicher Thätigkeit (Kunstbl. für 1847, S. 103).<lb/></note> In der Lex Burgundionum, Tit. 10, wird bestimmt:</p><citrendition="#et"><quote><p>„Qui aurificem lectum occiderit, CL sol. solvat.<lb/>
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über den nordfranzösischen Ursprung des gothischen Baustyls, obwohl S. 33 ff. Schorn auch diesem widerspricht und die Ehre und den Ruhm der Erfindung des gothischen Baustyls für die Deutschen in Anspruch nimmt. Wetter will die Façade von Notre-Dame zu Paris als Vorbild von der des Strassburger Münsters betrachten. Dass die Handwerke viel frühern und römischen oder gallischen Entstehens seien, zeigt auch z. B. die Lex Alamannorum Tit. 79. 7 (vergl. mit addita 44), wo es heisst: „Faber, aurifex aut spartarius, qui publice probati sunt, si occidantur, quadraginta solidis componantur.“ 1) In der Lex Burgundionum, Tit. 10, wird bestimmt:
„Qui aurificem lectum occiderit, CL sol. solvat.
Qui fabrum argentarium occiderit, C sol. solvat.
Qui fabrum ferrarium occiderit, L sol. inferat,
Qui carpentarium bonum occiderit, XL sol. solvat.“
2) An der Grösse der Composition ist hier der verschiedene Werth zu erkennen, den die Burgunder dem Gold-, Silber-, Eisen- und Holzarbeiter beilegten. Diese Handwerker waren natürlich überall servi. 3) – Die Lex Salica, Tit. 11, 6 verordnet:
„Si quis Majorem, Infestorem, Scantionem, Marisclalcum, Stratorem, Fabrum ferrarium, Aurificem, sive Carpentarium, Vinitorem, vel Porcarium, vel Ministerialem furaverit aut occiderit, vel vendiderit valentem sol. XXV (Malb. Theuca Texara) M. CCCC. den., qui faciunt sol. XXXV culpabilis judicetur, excepto capitale et delatura.
4)
1) Walter, a. a. O., I. S. 224. Vergl. auch Dürrich und W. Menzel, die Heidengräber am Lugsee (bei Oberflacht aus der Zeit zwischen dem 4ten und 8ten Jahrh.), Stuttgart 1847. Nach dem Zeugnisse dieser Gräber erscheinen, bei den heidnischen Alemannen den römischen Handwerker, wie die Zimmerer, die Büttner, Tischler, Drechsler, Holzschnitzer und Metallarbeiter u. s. w. in mannichfacher und erfolgreicher Thätigkeit (Kunstbl. für 1847, S. 103).
2) Walter, I. S. 310; Barkow, Lex romana Burgandionum, Greifswalde 1826. S. 11; Lex Angl. et Werin., V. 20.
3) Vergl. Eichhorn, St.- und R.-esch., §. 84 b.
4) Walter, I. S. 22: Schreiber, Taschenb., IV. S. 291 ff.
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