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Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 3. Schaffhausen, 1863.

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der des Hans Holbein, wurde im J. 1517 in die Malerzunft zu Basel aufgenommen.1) Orcagna wurde im Jahr 1358 schon in der Pisaner Malerzunft immatriculirt und vorher durfte er nach den Statuten der Zunft keine Schüler, d. h. keine Gesellen und Lehrlinge annehmen, indem deren Annahme nach dem gemeinen Zunftrechte aller Länder oder Europa's nur dem zünftigen Meister zustand.2) Der alte gothische Styl erhielt sich nur länger an Steinsculpturen, aus den vor angegebenen Gründen, und an Gusswerken, indem jene vorzüglich bei der Ausartung des gothischen Styles stehen blieben. In Italien findet man nur die eigentlichen, in Stein und Metall arbeitenden Bildhauer, wie Donato und Brunnellesco, auch nebenbei mit Schnitzwerken in Holz beschäftigt, und bemerkt in allen Werken dieser verschiedenen Materiale den gleichen Styl; die deutschen Bildner dagegen muss man auch dem Style ihrer Werke nach in zwei Klassen sondern: Bildhauer (in Stein), welchen die Bildgiesser sich anschlossen, und Bildschnitzer (in Holz).3) In der deutschen Bildhauerei, welche sich, nach den ausgezeichneten Sculpturen in der Kirche zu Wechselburg, wahrscheinlich aus dem J. 11744) und nach der sog. goldenen Pforte zu Freiberg5) zu urtheilen, vielleicht noch vor der italienischen entwickelte, blieb der Sculpturstyl, welcher sich durch seine Verbindung mit der Architektur charakterisirt, bis in das 16te Jahrh. herrschend, und das letzte vorzügliche Werk in diesem Styl ist ein Grabdenkmal, aus rothem Sandstein gehauen, im Chor der Stadtkirche zu Werthheim, welches für das Grabmal des im J. 1530, verstorbenen Grafen Georg von Werthheim gilt. Derselbe Styl erhielt sich in der Bildschnitzerei blos bis in die erste

1) Kunstbl. für 1846, S. 185 b.
2) Kunstbl. für 1847, S. 107 a; Ortloff, Recht der Handw., §. 76 und 77.
3) Schorn, a. a. O., S. 2.
4) Puttrich, Denkmale der Baukunst in Sachsen. 1te Abth., 2te Lief., Leipzig 1836; Kunstbl. von Schorn für 1837. S. 313 ff.; Piper, I. 1. S. 87.
5) Puttrich, 1te Abth., 3te Lief., Leipzig 1838; Kunstbl. für1838, Nr. 78; Otte, S. 156.

der des Hans Holbein, wurde im J. 1517 in die Malerzunft zu Basel aufgenommen.1) Orcagna wurde im Jahr 1358 schon in der Pisaner Malerzunft immatriculirt und vorher durfte er nach den Statuten der Zunft keine Schüler, d. h. keine Gesellen und Lehrlinge annehmen, indem deren Annahme nach dem gemeinen Zunftrechte aller Länder oder Europa’s nur dem zünftigen Meister zustand.2) Der alte gothische Styl erhielt sich nur länger an Steinsculpturen, aus den vor angegebenen Gründen, und an Gusswerken, indem jene vorzüglich bei der Ausartung des gothischen Styles stehen blieben. In Italien findet man nur die eigentlichen, in Stein und Metall arbeitenden Bildhauer, wie Donato und Brunnellesco, auch nebenbei mit Schnitzwerken in Holz beschäftigt, und bemerkt in allen Werken dieser verschiedenen Materiale den gleichen Styl; die deutschen Bildner dagegen muss man auch dem Style ihrer Werke nach in zwei Klassen sondern: Bildhauer (in Stein), welchen die Bildgiesser sich anschlossen, und Bildschnitzer (in Holz).3) In der deutschen Bildhauerei, welche sich, nach den ausgezeichneten Sculpturen in der Kirche zu Wechselburg, wahrscheinlich aus dem J. 11744) und nach der sog. goldenen Pforte zu Freiberg5) zu urtheilen, vielleicht noch vor der italienischen entwickelte, blieb der Sculpturstyl, welcher sich durch seine Verbindung mit der Architektur charakterisirt, bis in das 16te Jahrh. herrschend, und das letzte vorzügliche Werk in diesem Styl ist ein Grabdenkmal, aus rothem Sandstein gehauen, im Chor der Stadtkirche zu Werthheim, welches für das Grabmal des im J. 1530, verstorbenen Grafen Georg von Werthheim gilt. Derselbe Styl erhielt sich in der Bildschnitzerei blos bis in die erste

1) Kunstbl. für 1846, S. 185 b.
2) Kunstbl. für 1847, S. 107 a; Ortloff, Recht der Handw., §. 76 und 77.
3) Schorn, a. a. O., S. 2.
4) Puttrich, Denkmale der Baukunst in Sachsen. 1te Abth., 2te Lief., Leipzig 1836; Kunstbl. von Schorn für 1837. S. 313 ff.; Piper, I. 1. S. 87.
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[456/0476] der des Hans Holbein, wurde im J. 1517 in die Malerzunft zu Basel aufgenommen. 1) Orcagna wurde im Jahr 1358 schon in der Pisaner Malerzunft immatriculirt und vorher durfte er nach den Statuten der Zunft keine Schüler, d. h. keine Gesellen und Lehrlinge annehmen, indem deren Annahme nach dem gemeinen Zunftrechte aller Länder oder Europa’s nur dem zünftigen Meister zustand. 2) Der alte gothische Styl erhielt sich nur länger an Steinsculpturen, aus den vor angegebenen Gründen, und an Gusswerken, indem jene vorzüglich bei der Ausartung des gothischen Styles stehen blieben. In Italien findet man nur die eigentlichen, in Stein und Metall arbeitenden Bildhauer, wie Donato und Brunnellesco, auch nebenbei mit Schnitzwerken in Holz beschäftigt, und bemerkt in allen Werken dieser verschiedenen Materiale den gleichen Styl; die deutschen Bildner dagegen muss man auch dem Style ihrer Werke nach in zwei Klassen sondern: Bildhauer (in Stein), welchen die Bildgiesser sich anschlossen, und Bildschnitzer (in Holz). 3) In der deutschen Bildhauerei, welche sich, nach den ausgezeichneten Sculpturen in der Kirche zu Wechselburg, wahrscheinlich aus dem J. 1174 4) und nach der sog. goldenen Pforte zu Freiberg 5) zu urtheilen, vielleicht noch vor der italienischen entwickelte, blieb der Sculpturstyl, welcher sich durch seine Verbindung mit der Architektur charakterisirt, bis in das 16te Jahrh. herrschend, und das letzte vorzügliche Werk in diesem Styl ist ein Grabdenkmal, aus rothem Sandstein gehauen, im Chor der Stadtkirche zu Werthheim, welches für das Grabmal des im J. 1530, verstorbenen Grafen Georg von Werthheim gilt. Derselbe Styl erhielt sich in der Bildschnitzerei blos bis in die erste 1) Kunstbl. für 1846, S. 185 b. 2) Kunstbl. für 1847, S. 107 a; Ortloff, Recht der Handw., §. 76 und 77. 3) Schorn, a. a. O., S. 2. 4) Puttrich, Denkmale der Baukunst in Sachsen. 1te Abth., 2te Lief., Leipzig 1836; Kunstbl. von Schorn für 1837. S. 313 ff.; Piper, I. 1. S. 87. 5) Puttrich, 1te Abth., 3te Lief., Leipzig 1838; Kunstbl. für1838, Nr. 78; Otte, S. 156.

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Zitationshilfe: Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 3. Schaffhausen, 1863, S. 456. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schauberg_freimaurerei03_1863/476>, abgerufen am 01.06.2024.