Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 3. Schaffhausen, 1863.die Malerei und die Bildhauerkunst auf das Unzertrennlichste mit der Baukunst verbunden waren und nur als die schmückenden Gehülfen der letztern erschienen. Cöln vorzüglich galt als eine förmliche Kunstschule und dort findet man niedergelassene Maler aus den nähern und fernen Gegenden Deutschlands, namentlich aus dem deutschen Oberlande, aus Constanz und Memmingen, Heidelberg und Worms, vermuthlich weil die Kunstliebhaber die Bilder in grosser Anzahl zu Cöln selbst bestellten und arbeiten liessen. Auch zogen einzelne kölnische Meister, Maler und Bildhauer, nach auswärts hin, um dort grössere Kunstwerke anzufertigen. Die kölnischen Künstler scheinen eine gewisse Neigung zu den Mystikern oder Gottesfreunden ihrer Zeit gehabt zu haben, was sich auch in den Bildern der kölnischen Schule ausspricht und einzelne Künstler später dem beschaulichen und einsamen Leben zuführte. Strassburg kann als eigentliche Kunstsehule oder bezüglich seiner Leistungen in den zeichnenden Künsten mit Cöln gar nicht in Vergleichung gebracht werden. In der Cölner Malerschule blühte die Malerei seit dem Anfange des 14ten Jahrhunderts auf, war also dieser Zeit ihres Entstehens nach eine wesentliche gothische, befolgte den Architecturstyl.1) Mit der Cölner Schule steht die westphälische2) sowohl in der Gefühlweise als in der Technik im engsten Zusammenhange. Neben der Cölner Schule erscheint in der Frühzeit deutscher Kunst keine bedeutender als diejenige von Prag,3) wie auch Böhmen, besonders unter dem Einflusse Kaiser Karls IV., in der Baukunst sich auszeichnet, da dieser pracht- und kunstliebende Kaiser gleichmässig allen Künsten seine Liebe und Unterstützung zuwandte, - nach Schnaase, VI. S. 478, vermöge seiner mystischen Richtung vielleicht vorzugsweise der Malerei. Schon im 14ten Jahrh. unter Kaiser Karl IV. hatte 1) Otte, S. 160. Vergl. noch das deutsche Kunstbl. für 1857 S. 96: "Mittelalterliche Kunstwerke im Dome zu Worms;" ebendaselbst Passavant, S. 200 ff. 2) Schnaase , Vl. S. 467 ff.; Otte, S. 160. 3) Schnaase, VI. S. 474 ff.
die Malerei und die Bildhauerkunst auf das Unzertrennlichste mit der Baukunst verbunden waren und nur als die schmückenden Gehülfen der letztern erschienen. Cöln vorzüglich galt als eine förmliche Kunstschule und dort findet man niedergelassene Maler aus den nähern und fernen Gegenden Deutschlands, namentlich aus dem deutschen Oberlande, aus Constanz und Memmingen, Heidelberg und Worms, vermuthlich weil die Kunstliebhaber die Bilder in grosser Anzahl zu Cöln selbst bestellten und arbeiten liessen. Auch zogen einzelne kölnische Meister, Maler und Bildhauer, nach auswärts hin, um dort grössere Kunstwerke anzufertigen. Die kölnischen Künstler scheinen eine gewisse Neigung zu den Mystikern oder Gottesfreunden ihrer Zeit gehabt zu haben, was sich auch in den Bildern der kölnischen Schule ausspricht und einzelne Künstler später dem beschaulichen und einsamen Leben zuführte. Strassburg kann als eigentliche Kunstsehule oder bezüglich seiner Leistungen in den zeichnenden Künsten mit Cöln gar nicht in Vergleichung gebracht werden. In der Cölner Malerschule blühte die Malerei seit dem Anfange des 14ten Jahrhunderts auf, war also dieser Zeit ihres Entstehens nach eine wesentliche gothische, befolgte den Architecturstyl.1) Mit der Cölner Schule steht die westphälische2) sowohl in der Gefühlweise als in der Technik im engsten Zusammenhange. Neben der Cölner Schule erscheint in der Frühzeit deutscher Kunst keine bedeutender als diejenige von Prag,3) wie auch Böhmen, besonders unter dem Einflusse Kaiser Karls IV., in der Baukunst sich auszeichnet, da dieser pracht- und kunstliebende Kaiser gleichmässig allen Künsten seine Liebe und Unterstützung zuwandte, – nach Schnaase, VI. S. 478, vermöge seiner mystischen Richtung vielleicht vorzugsweise der Malerei. Schon im 14ten Jahrh. unter Kaiser Karl IV. hatte 1) Otte, S. 160. Vergl. noch das deutsche Kunstbl. für 1857 S. 96: „Mittelalterliche Kunstwerke im Dome zu Worms;“ ebendaselbst Passavant, S. 200 ff. 2) Schnaase , Vl. S. 467 ff.; Otte, S. 160. 3) Schnaase, VI. S. 474 ff.
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die Malerei und die Bildhauerkunst auf das Unzertrennlichste mit der Baukunst verbunden waren und nur als die schmückenden Gehülfen der letztern erschienen. Cöln vorzüglich galt als eine förmliche Kunstschule und dort findet man niedergelassene Maler aus den nähern und fernen Gegenden Deutschlands, namentlich aus dem deutschen Oberlande, aus Constanz und Memmingen, Heidelberg und Worms, vermuthlich weil die Kunstliebhaber die Bilder in grosser Anzahl zu Cöln selbst bestellten und arbeiten liessen. Auch zogen einzelne kölnische Meister, Maler und Bildhauer, nach auswärts hin, um dort grössere Kunstwerke anzufertigen. Die kölnischen Künstler scheinen eine gewisse Neigung zu den Mystikern oder Gottesfreunden ihrer Zeit gehabt zu haben, was sich auch in den Bildern der kölnischen Schule ausspricht und einzelne Künstler später dem beschaulichen und einsamen Leben zuführte. Strassburg kann als eigentliche Kunstsehule oder bezüglich seiner Leistungen in den zeichnenden Künsten mit Cöln gar nicht in Vergleichung gebracht werden. In der Cölner Malerschule blühte die Malerei seit dem Anfange des 14ten Jahrhunderts auf, war also dieser Zeit ihres Entstehens nach eine wesentliche gothische, befolgte den Architecturstyl. 1) Mit der Cölner Schule steht die westphälische 2) sowohl in der Gefühlweise als in der Technik im engsten Zusammenhange. Neben der Cölner Schule erscheint in der Frühzeit deutscher Kunst keine bedeutender als diejenige von Prag, 3) wie auch Böhmen, besonders unter dem Einflusse Kaiser Karls IV., in der Baukunst sich auszeichnet, da dieser pracht- und kunstliebende Kaiser gleichmässig allen Künsten seine Liebe und Unterstützung zuwandte, – nach Schnaase, VI. S. 478, vermöge seiner mystischen Richtung vielleicht vorzugsweise der Malerei. Schon im 14ten Jahrh. unter Kaiser Karl IV. hatte
1) Otte, S. 160. Vergl. noch das deutsche Kunstbl. für 1857 S. 96: „Mittelalterliche Kunstwerke im Dome zu Worms;“ ebendaselbst Passavant, S. 200 ff.
2) Schnaase , Vl. S. 467 ff.; Otte, S. 160.
3) Schnaase, VI. S. 474 ff.
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