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Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 3. Schaffhausen, 1863.

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Liebe (Minne) aller Menschen, der Lebenden und der Todten. Auch Tauler wie überhaupt die meisten deutschen Mystiker des 14ten Jahrh., Gerhard, Grote u. s. w., hatten in Paris studirt und hatten die gewöhnliche scholastisch-theologische Bildung.1) Im J. 1270 hatten die schwedischen Studenten in Paris Geld zusammengelegt, dass Meister Etienne mit 40 Gehülfen aus Paris nach Upsala zum Baue der dortigen Kathedrale abreise.2) - Die ersten gelehrten Schulen in Deutschland waren die Kloster- und die Domschulen, also römische Lehranstalten, weil die lehrenden Mönche und Geistlichen nur eine römische Bildung besassen und in den meisten Fällen nicht einmal die deutsche Sprache verstanden. Stadtschulen, bürgerliche oder Volksschulen konnte es nicht geben, so lange es noch keine Städte und darin ein freies Volk, ein Bürgerthum gab; vor dem 12ten Jahrh. bestanden daher in Deutschland keine eigentlichen Volksschulen und das Volksschulwesen blühte erst mit den Städten auf, mit ihnen den gleichen Weg gehend und kommend. Es ist bezeichnend und verdient die grösste Beachtung, dass gleichzeitig im 12ten und 13ten Jahrh. im eigentlichen Germanien oder in Deutschland und in den von germanischen Stämmen überwiegend besetzten Theilen des nördlichen Frankreichs, des heutigen Belgiens und des nördlichen Italiens das Städteleben, die Städte, das Bürger- und Volksthum und mit ihnen, in ihnen und durch sie die Volksschulen und Universitäten, Handwerke und Handel, Kunst und Wissenschaft, - die Bauzünfte, Bauhütten und die Baukunst, - die deutsche Sprache, Dichtkunst, Baukunst und Wissenschaft sich erheben und als die allseitige und eigenthümliche Entfaltung des germanischen Geistes und Lebens sich darstellen. Der Grundgedanke, das Ideal dieses grossartigen und allgemeinen städtischen Regens und Strebens in freien, stets enger und enger sich schliessenden Genossenschaften war die Freiheit und Gleichheit Aller, ein freies christliches Gemeinreich unter einem ge-

1) Schnaase, VI. S. 54.
2) Schnaase, VI. S. 111 Anm.

Liebe (Minne) aller Menschen, der Lebenden und der Todten. Auch Tauler wie überhaupt die meisten deutschen Mystiker des 14ten Jahrh., Gerhard, Grote u. s. w., hatten in Paris studirt und hatten die gewöhnliche scholastisch-theologische Bildung.1) Im J. 1270 hatten die schwedischen Studenten in Paris Geld zusammengelegt, dass Meister Etienne mit 40 Gehülfen aus Paris nach Upsala zum Baue der dortigen Kathedrale abreise.2) – Die ersten gelehrten Schulen in Deutschland waren die Kloster- und die Domschulen, also römische Lehranstalten, weil die lehrenden Mönche und Geistlichen nur eine römische Bildung besassen und in den meisten Fällen nicht einmal die deutsche Sprache verstanden. Stadtschulen, bürgerliche oder Volksschulen konnte es nicht geben, so lange es noch keine Städte und darin ein freies Volk, ein Bürgerthum gab; vor dem 12ten Jahrh. bestanden daher in Deutschland keine eigentlichen Volksschulen und das Volksschulwesen blühte erst mit den Städten auf, mit ihnen den gleichen Weg gehend und kommend. Es ist bezeichnend und verdient die grösste Beachtung, dass gleichzeitig im 12ten und 13ten Jahrh. im eigentlichen Germanien oder in Deutschland und in den von germanischen Stämmen überwiegend besetzten Theilen des nördlichen Frankreichs, des heutigen Belgiens und des nördlichen Italiens das Städteleben, die Städte, das Bürger- und Volksthum und mit ihnen, in ihnen und durch sie die Volksschulen und Universitäten, Handwerke und Handel, Kunst und Wissenschaft, – die Bauzünfte, Bauhütten und die Baukunst, – die deutsche Sprache, Dichtkunst, Baukunst und Wissenschaft sich erheben und als die allseitige und eigenthümliche Entfaltung des germanischen Geistes und Lebens sich darstellen. Der Grundgedanke, das Ideal dieses grossartigen und allgemeinen städtischen Regens und Strebens in freien, stets enger und enger sich schliessenden Genossenschaften war die Freiheit und Gleichheit Aller, ein freies christliches Gemeinreich unter einem ge-

1) Schnaase, VI. S. 54.
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Liebe (Minne) aller Menschen, der Lebenden und der Todten. Auch Tauler wie überhaupt die meisten deutschen Mystiker des 14ten Jahrh., Gerhard, Grote u. s. w., hatten in Paris studirt und hatten die gewöhnliche scholastisch-theologische Bildung.<note place="foot" n="1)">Schnaase, VI. S. 54.<lb/></note> Im J. 1270 hatten die schwedischen Studenten in Paris Geld zusammengelegt, dass Meister Etienne mit 40 Gehülfen aus Paris nach Upsala zum Baue der dortigen Kathedrale abreise.<note place="foot" n="2)">Schnaase, VI. S. 111 Anm.</note> &#x2013; Die ersten gelehrten Schulen in Deutschland waren die Kloster- und die Domschulen, also römische Lehranstalten, weil die lehrenden Mönche und Geistlichen nur eine römische Bildung besassen und in den meisten Fällen nicht einmal die deutsche Sprache verstanden. Stadtschulen, bürgerliche oder Volksschulen konnte es nicht geben, so lange es noch keine Städte und darin ein freies Volk, ein Bürgerthum gab; vor dem 12ten Jahrh. bestanden daher in Deutschland keine eigentlichen Volksschulen und das Volksschulwesen blühte erst mit den Städten auf, mit ihnen den gleichen Weg gehend und kommend. Es ist bezeichnend und verdient die grösste Beachtung, dass gleichzeitig im 12ten und 13ten Jahrh. im eigentlichen Germanien oder in Deutschland und in den von germanischen Stämmen überwiegend besetzten Theilen des nördlichen Frankreichs, des heutigen Belgiens und des nördlichen Italiens das Städteleben, die Städte, das Bürger- und Volksthum und mit ihnen, in ihnen und durch sie die Volksschulen und Universitäten, Handwerke und Handel, Kunst und Wissenschaft, &#x2013; die Bauzünfte, Bauhütten und die Baukunst, &#x2013; die deutsche Sprache, Dichtkunst, Baukunst und Wissenschaft sich erheben und als die allseitige und eigenthümliche Entfaltung des germanischen Geistes und Lebens sich darstellen. Der Grundgedanke, das Ideal dieses grossartigen und allgemeinen städtischen Regens und Strebens in freien, stets enger und enger sich schliessenden Genossenschaften war die Freiheit und Gleichheit Aller, ein freies christliches Gemeinreich unter einem ge-
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[401/0421] Liebe (Minne) aller Menschen, der Lebenden und der Todten. Auch Tauler wie überhaupt die meisten deutschen Mystiker des 14ten Jahrh., Gerhard, Grote u. s. w., hatten in Paris studirt und hatten die gewöhnliche scholastisch-theologische Bildung. 1) Im J. 1270 hatten die schwedischen Studenten in Paris Geld zusammengelegt, dass Meister Etienne mit 40 Gehülfen aus Paris nach Upsala zum Baue der dortigen Kathedrale abreise. 2) – Die ersten gelehrten Schulen in Deutschland waren die Kloster- und die Domschulen, also römische Lehranstalten, weil die lehrenden Mönche und Geistlichen nur eine römische Bildung besassen und in den meisten Fällen nicht einmal die deutsche Sprache verstanden. Stadtschulen, bürgerliche oder Volksschulen konnte es nicht geben, so lange es noch keine Städte und darin ein freies Volk, ein Bürgerthum gab; vor dem 12ten Jahrh. bestanden daher in Deutschland keine eigentlichen Volksschulen und das Volksschulwesen blühte erst mit den Städten auf, mit ihnen den gleichen Weg gehend und kommend. Es ist bezeichnend und verdient die grösste Beachtung, dass gleichzeitig im 12ten und 13ten Jahrh. im eigentlichen Germanien oder in Deutschland und in den von germanischen Stämmen überwiegend besetzten Theilen des nördlichen Frankreichs, des heutigen Belgiens und des nördlichen Italiens das Städteleben, die Städte, das Bürger- und Volksthum und mit ihnen, in ihnen und durch sie die Volksschulen und Universitäten, Handwerke und Handel, Kunst und Wissenschaft, – die Bauzünfte, Bauhütten und die Baukunst, – die deutsche Sprache, Dichtkunst, Baukunst und Wissenschaft sich erheben und als die allseitige und eigenthümliche Entfaltung des germanischen Geistes und Lebens sich darstellen. Der Grundgedanke, das Ideal dieses grossartigen und allgemeinen städtischen Regens und Strebens in freien, stets enger und enger sich schliessenden Genossenschaften war die Freiheit und Gleichheit Aller, ein freies christliches Gemeinreich unter einem ge- 1) Schnaase, VI. S. 54. 2) Schnaase, VI. S. 111 Anm.

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Zitationshilfe: Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 3. Schaffhausen, 1863, S. 401. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schauberg_freimaurerei03_1863/421>, abgerufen am 22.11.2024.