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Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 3. Schaffhausen, 1863.

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tenden Cistercienserklöster mit ihren französischen Mutterklöstern innigen Verkehr unterhielten und durch sie viele französische Bildung, besonders der neue französische Baustyl nach Deutschland kamen.1) Auch Otto, Sohn des Markgrafen Leopold von Oesterreich und Oheim des nachherigen Kaisers Friedrich I., als Geschichtsschreiber unter dem Namen von Freisingen bekannt, weil er im J. 1138 auf den bischöflichen Stuhl zu Freisingen gekommen, war auf der Rückreise von der hohen Schule zu Paris mit seinem Bruder Conrad und mit mehreren Söhnen deutscher fürstlicher und gräflicher Häuser zu Morimond 2) in den Cistercienserorden eingetreten und lebte sodann als Abt von 1131 - 1138 zu Morimond.2) - Der Katheder, der Lehrstuhl, cathedra, [fremdsprachliches Material], kymrisch cadair, ist jedenfalls griechisch-römischer, wenn nicht rein keItischer Abstammung, insofern cadair, der Meister-, der Bardenstuhl, als das Stammwort anzusehen wäre.3) Es wäre geschichtlich sehr wichtig, diese zunächst etymologische Frage bestimmt beantwortet zu sehen; doch glauben wir, der Katheder, der gelehrte Vortrag und Unterricht sei insofern eine druidische, eine keltische oder beziehungsweise römisch-gallische Einrichtung, als denselben die Deutschen aus Gallien mit den Universitäten empfingen. Cadair wäre der kymrische Lehrstuhl, welchen allein der Stuhlmeister, der neu erwählte Meister der Loge und die gewesenen Meister vom Stuhl einzunehmen berufen waren. Da übrigens [fremdsprachliches Material] zuletzt und zunächst dem Griechischen angehört, müsste er auch hier von den Druiden angenommen worden sein. In etwas späterer Zeit war der bekannte, zu Köln im J. 1329 verstorbene Mystiker, Meister Eckhard aus Sachsen, an der Universität zu Paris gebildet worden.4) Ihm folgten als Mystiker und Schriftsteller der 1361 verstorbene Johann Tauler und Ruolmann Merswin zu Strassburg. Diese Gottesfreunde, zu welchen auch Nicolaus von Basel gehörte, verlangten neben der Liebe Gottes namentlich die

1) Schnaase, V. S. 500.
2) Schnaase, V. S. 419.
3) Eckermann, III. 2. S. 245; Rich, Wörterb., u. d. W.
4) Schnaase, VI. S. 29 ff.

tenden Cistercienserklöster mit ihren französischen Mutterklöstern innigen Verkehr unterhielten und durch sie viele französische Bildung, besonders der neue französische Baustyl nach Deutschland kamen.1) Auch Otto, Sohn des Markgrafen Leopold von Oesterreich und Oheim des nachherigen Kaisers Friedrich I., als Geschichtsschreiber unter dem Namen von Freisingen bekannt, weil er im J. 1138 auf den bischöflichen Stuhl zu Freisingen gekommen, war auf der Rückreise von der hohen Schule zu Paris mit seinem Bruder Conrad und mit mehreren Söhnen deutscher fürstlicher und gräflicher Häuser zu Morimond 2) in den Cistercienserorden eingetreten und lebte sodann als Abt von 1131 – 1138 zu Morimond.2) – Der Katheder, der Lehrstuhl, cathedra, [fremdsprachliches Material], kymrisch cadair, ist jedenfalls griechisch-römischer, wenn nicht rein keItischer Abstammung, insofern cadair, der Meister-, der Bardenstuhl, als das Stammwort anzusehen wäre.3) Es wäre geschichtlich sehr wichtig, diese zunächst etymologische Frage bestimmt beantwortet zu sehen; doch glauben wir, der Katheder, der gelehrte Vortrag und Unterricht sei insofern eine druidische, eine keltische oder beziehungsweise römisch-gallische Einrichtung, als denselben die Deutschen aus Gallien mit den Universitäten empfingen. Cadair wäre der kymrische Lehrstuhl, welchen allein der Stuhlmeister, der neu erwählte Meister der Loge und die gewesenen Meister vom Stuhl einzunehmen berufen waren. Da übrigens [fremdsprachliches Material] zuletzt und zunächst dem Griechischen angehört, müsste er auch hier von den Druiden angenommen worden sein. In etwas späterer Zeit war der bekannte, zu Köln im J. 1329 verstorbene Mystiker, Meister Eckhard aus Sachsen, an der Universität zu Paris gebildet worden.4) Ihm folgten als Mystiker und Schriftsteller der 1361 verstorbene Johann Tauler und Ruolmann Merswin zu Strassburg. Diese Gottesfreunde, zu welchen auch Nicolaus von Basel gehörte, verlangten neben der Liebe Gottes namentlich die

1) Schnaase, V. S. 500.
2) Schnaase, V. S. 419.
3) Eckermann, III. 2. S. 245; Rich, Wörterb., u. d. W.
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[400/0420] tenden Cistercienserklöster mit ihren französischen Mutterklöstern innigen Verkehr unterhielten und durch sie viele französische Bildung, besonders der neue französische Baustyl nach Deutschland kamen. 1) Auch Otto, Sohn des Markgrafen Leopold von Oesterreich und Oheim des nachherigen Kaisers Friedrich I., als Geschichtsschreiber unter dem Namen von Freisingen bekannt, weil er im J. 1138 auf den bischöflichen Stuhl zu Freisingen gekommen, war auf der Rückreise von der hohen Schule zu Paris mit seinem Bruder Conrad und mit mehreren Söhnen deutscher fürstlicher und gräflicher Häuser zu Morimond 2) in den Cistercienserorden eingetreten und lebte sodann als Abt von 1131 – 1138 zu Morimond. 2) – Der Katheder, der Lehrstuhl, cathedra, _ , kymrisch cadair, ist jedenfalls griechisch-römischer, wenn nicht rein keItischer Abstammung, insofern cadair, der Meister-, der Bardenstuhl, als das Stammwort anzusehen wäre. 3) Es wäre geschichtlich sehr wichtig, diese zunächst etymologische Frage bestimmt beantwortet zu sehen; doch glauben wir, der Katheder, der gelehrte Vortrag und Unterricht sei insofern eine druidische, eine keltische oder beziehungsweise römisch-gallische Einrichtung, als denselben die Deutschen aus Gallien mit den Universitäten empfingen. Cadair wäre der kymrische Lehrstuhl, welchen allein der Stuhlmeister, der neu erwählte Meister der Loge und die gewesenen Meister vom Stuhl einzunehmen berufen waren. Da übrigens _ zuletzt und zunächst dem Griechischen angehört, müsste er auch hier von den Druiden angenommen worden sein. In etwas späterer Zeit war der bekannte, zu Köln im J. 1329 verstorbene Mystiker, Meister Eckhard aus Sachsen, an der Universität zu Paris gebildet worden. 4) Ihm folgten als Mystiker und Schriftsteller der 1361 verstorbene Johann Tauler und Ruolmann Merswin zu Strassburg. Diese Gottesfreunde, zu welchen auch Nicolaus von Basel gehörte, verlangten neben der Liebe Gottes namentlich die 1) Schnaase, V. S. 500. 2) Schnaase, V. S. 419. 3) Eckermann, III. 2. S. 245; Rich, Wörterb., u. d. W. 4) Schnaase, VI. S. 29 ff.

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Zitationshilfe: Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 3. Schaffhausen, 1863, S. 400. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schauberg_freimaurerei03_1863/420>, abgerufen am 22.11.2024.