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Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 3. Schaffhausen, 1863.

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schaften umfassten die mit den Klostermönchen gemeinsam bauenden, bei dem Baue durch Gaben und durch persönliche Dienste behülflichen Laien niedern und hohen Standes und mussten deshalb auch die Uebungen und Traditionen der weltlichen Bauleute, der Laien zulassen und achten. Abt Wilhelm zu Hirschau hatte neben den Laienbrüdern sogar eine grosse Anzahl von Oblaten, d. i. Handlangern beiderlei Geschlechts, welche ihre weltliche Kleidung tragen durften und die allergewöhnlichsten Handlangerdienste von früher Jugend an verrichteten.1) Die bauenden Laienbrüderschaften und auch jene Oblaten hörten auf, sobald die Klöster ihrer nicht mehr bedurften oder nicht mehr bauten und jene selbstständig zu bauen begannen oder die Herrschaft der Mönche unerträglich fanden. Wo aber auch keine Laienbrüderschaften bestanden und die Klosterbauhütte blos aus Klostermönchen zusammengesetzt war, war diese doch genöthigt, die alten Uebungen und Gebräuche der römischen Bauleute zu erlernen und beizubehalten, damit sie mit den weltlichen Bauleuten theils an dem eigenen Wohnsitze, theils in den übrigen christlichen Ländern in Verbindung und Verkehr treten konnten. Die Bischöfe und Erzbischöfe, welche überall in den Städten und sehr häufig in den frühern römischen Städten ihren Sitz hatten, liessen nicht allein städtische Verbindungen, Zünfte bestehen und entstehen, sondern gründeten eigene weltliche Bauhütten, um die von ihnen beabsichtigten grossen Kirchen- und Dombauten ausführen zu können, so namentlich zu Cöln und Strassburg, welche letztern Bauhütten nicht allein dem Lande und der Sprache, sondern auch dem geübten Baustyle nach rein deutsche waren. Die bauenden Klostermönche, die klösterlichen und abteilichen Bauhütten, unter denen sich besonders St. Gallen, Hirschau, Fulda und Corvey auszeichneten2) und welche zum Theil, wie St. Gallen, förmliche Kunstschulen und Kunstwerkstätten waren,3) redeten das Lateinische, die allgemeine Kirchensprache,

1) Heideloff, die Bauhütte, S. 7 und 19.
2) Schnaase, III. S. 493 ff.
3) Schnaase, III. S. 507 ff. und IV. 2. S. 35 ff.

schaften umfassten die mit den Klostermönchen gemeinsam bauenden, bei dem Baue durch Gaben und durch persönliche Dienste behülflichen Laien niedern und hohen Standes und mussten deshalb auch die Uebungen und Traditionen der weltlichen Bauleute, der Laien zulassen und achten. Abt Wilhelm zu Hirschau hatte neben den Laienbrüdern sogar eine grosse Anzahl von Oblaten, d. i. Handlangern beiderlei Geschlechts, welche ihre weltliche Kleidung tragen durften und die allergewöhnlichsten Handlangerdienste von früher Jugend an verrichteten.1) Die bauenden Laienbrüderschaften und auch jene Oblaten hörten auf, sobald die Klöster ihrer nicht mehr bedurften oder nicht mehr bauten und jene selbstständig zu bauen begannen oder die Herrschaft der Mönche unerträglich fanden. Wo aber auch keine Laienbrüderschaften bestanden und die Klosterbauhütte blos aus Klostermönchen zusammengesetzt war, war diese doch genöthigt, die alten Uebungen und Gebräuche der römischen Bauleute zu erlernen und beizubehalten, damit sie mit den weltlichen Bauleuten theils an dem eigenen Wohnsitze, theils in den übrigen christlichen Ländern in Verbindung und Verkehr treten konnten. Die Bischöfe und Erzbischöfe, welche überall in den Städten und sehr häufig in den frühern römischen Städten ihren Sitz hatten, liessen nicht allein städtische Verbindungen, Zünfte bestehen und entstehen, sondern gründeten eigene weltliche Bauhütten, um die von ihnen beabsichtigten grossen Kirchen- und Dombauten ausführen zu können, so namentlich zu Cöln und Strassburg, welche letztern Bauhütten nicht allein dem Lande und der Sprache, sondern auch dem geübten Baustyle nach rein deutsche waren. Die bauenden Klostermönche, die klösterlichen und abteilichen Bauhütten, unter denen sich besonders St. Gallen, Hirschau, Fulda und Corvey auszeichneten2) und welche zum Theil, wie St. Gallen, förmliche Kunstschulen und Kunstwerkstätten waren,3) redeten das Lateinische, die allgemeine Kirchensprache,

1) Heideloff, die Bauhütte, S. 7 und 19.
2) Schnaase, III. S. 493 ff.
3) Schnaase, III. S. 507 ff. und IV. 2. S. 35 ff.
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schaften umfassten die mit den Klostermönchen gemeinsam bauenden, bei dem Baue durch Gaben und durch persönliche Dienste behülflichen Laien niedern und hohen Standes und mussten deshalb auch die Uebungen und Traditionen der weltlichen Bauleute, der Laien zulassen und achten. Abt Wilhelm zu Hirschau hatte neben den Laienbrüdern sogar eine grosse Anzahl von Oblaten, d. i. Handlangern beiderlei Geschlechts, welche ihre weltliche Kleidung tragen durften und die allergewöhnlichsten Handlangerdienste von früher Jugend an verrichteten.<note place="foot" n="1)">Heideloff, die Bauhütte, S. 7 und 19.<lb/></note> Die bauenden Laienbrüderschaften und auch jene Oblaten hörten auf, sobald die Klöster ihrer nicht mehr bedurften oder nicht mehr bauten und jene selbstständig zu bauen begannen oder die Herrschaft der Mönche unerträglich fanden. Wo aber auch keine Laienbrüderschaften bestanden und die Klosterbauhütte blos aus Klostermönchen zusammengesetzt war, war diese doch genöthigt, die alten Uebungen und Gebräuche der römischen Bauleute zu erlernen und beizubehalten, damit sie mit den weltlichen Bauleuten theils an dem eigenen Wohnsitze, theils in den übrigen christlichen Ländern in Verbindung und Verkehr treten konnten. Die Bischöfe und Erzbischöfe, welche überall in den Städten und sehr häufig in den frühern römischen Städten ihren Sitz hatten, liessen nicht allein städtische Verbindungen, Zünfte bestehen und entstehen, sondern gründeten eigene weltliche Bauhütten, um die von ihnen beabsichtigten grossen Kirchen- und Dombauten ausführen zu können, so namentlich zu Cöln und Strassburg, welche letztern Bauhütten nicht allein dem Lande und der Sprache, sondern auch dem geübten Baustyle nach rein <hi rendition="#g">deutsche</hi> waren. Die bauenden Klostermönche, die klösterlichen und abteilichen Bauhütten, unter denen sich besonders St. Gallen, Hirschau, Fulda und Corvey auszeichneten<note place="foot" n="2)">Schnaase, III. S. 493 ff.<lb/></note> und welche zum Theil, wie St. Gallen, förmliche Kunstschulen und Kunstwerkstätten waren,<note place="foot" n="3)">Schnaase, III. S. 507 ff. und IV. 2. S. 35 ff.</note> redeten das Lateinische, die allgemeine Kirchensprache,
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[364/0384] schaften umfassten die mit den Klostermönchen gemeinsam bauenden, bei dem Baue durch Gaben und durch persönliche Dienste behülflichen Laien niedern und hohen Standes und mussten deshalb auch die Uebungen und Traditionen der weltlichen Bauleute, der Laien zulassen und achten. Abt Wilhelm zu Hirschau hatte neben den Laienbrüdern sogar eine grosse Anzahl von Oblaten, d. i. Handlangern beiderlei Geschlechts, welche ihre weltliche Kleidung tragen durften und die allergewöhnlichsten Handlangerdienste von früher Jugend an verrichteten. 1) Die bauenden Laienbrüderschaften und auch jene Oblaten hörten auf, sobald die Klöster ihrer nicht mehr bedurften oder nicht mehr bauten und jene selbstständig zu bauen begannen oder die Herrschaft der Mönche unerträglich fanden. Wo aber auch keine Laienbrüderschaften bestanden und die Klosterbauhütte blos aus Klostermönchen zusammengesetzt war, war diese doch genöthigt, die alten Uebungen und Gebräuche der römischen Bauleute zu erlernen und beizubehalten, damit sie mit den weltlichen Bauleuten theils an dem eigenen Wohnsitze, theils in den übrigen christlichen Ländern in Verbindung und Verkehr treten konnten. Die Bischöfe und Erzbischöfe, welche überall in den Städten und sehr häufig in den frühern römischen Städten ihren Sitz hatten, liessen nicht allein städtische Verbindungen, Zünfte bestehen und entstehen, sondern gründeten eigene weltliche Bauhütten, um die von ihnen beabsichtigten grossen Kirchen- und Dombauten ausführen zu können, so namentlich zu Cöln und Strassburg, welche letztern Bauhütten nicht allein dem Lande und der Sprache, sondern auch dem geübten Baustyle nach rein deutsche waren. Die bauenden Klostermönche, die klösterlichen und abteilichen Bauhütten, unter denen sich besonders St. Gallen, Hirschau, Fulda und Corvey auszeichneten 2) und welche zum Theil, wie St. Gallen, förmliche Kunstschulen und Kunstwerkstätten waren, 3) redeten das Lateinische, die allgemeine Kirchensprache, 1) Heideloff, die Bauhütte, S. 7 und 19. 2) Schnaase, III. S. 493 ff. 3) Schnaase, III. S. 507 ff. und IV. 2. S. 35 ff.

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Zitationshilfe: Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 3. Schaffhausen, 1863, S. 364. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schauberg_freimaurerei03_1863/384>, abgerufen am 24.11.2024.