Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 3. Schaffhausen, 1863.

Bild:
<< vorherige Seite

auf den Tempeln anzubringen, lehrte Vitruv, und es sind auch solche im Herculano gefunden worden;1) auch an dem Gebälke auf 3 Säulen im Campo Vaccino hat sich die Cornische mit den Köpfen erhalten. Die Herme, welche sich in Löwenpfoten endigt, auf einem Gemälde zu Hereulanum2), soll vielleicht auf Hermes, den Bringer des Regens deuten. Auch gehört hierher die schöne Abhandlung: Der Teufel und seine Gesellen in der bildenden Kunst, Studien von P. M., im deutschen Kunstbl., 1856, S. 301 ff., fortgesetzt im K.-Bl. für 1857. Im Mittelalter wurde der Fürst der Finsterniss, Imperator daemonum, mit 3 Häuptern oder vielmehr Angesichtern gebildet, oft mit jedem Mund einen armen Sünder zermalmend; auch stellte man der himmlischen Trinität eine diabolische in 3 furchtbaren, menächmisch sich gleichenden Gestalten entgegen. Dies erinnert an einen Spruch im Hitopadesa, nach der Uebersetzung von Max Müller:

Von sehr guten und sehr schlechten Thaten erhält man den Lohn in 3 Jahren, 3 Monaten, 3 Halbmonden oder 3 Tagen.

Nach einer Sage bei Alpenburg, deutsche Alpensagen, Wien 1861, Nr. 114, fallen einer Mutter bei der Arbeit im Augenblicke, da im Walde ihr Kind von Juden ermordet und sein Leichnam an einer Birke aufgehängt wird, drei warme Blutstropfen3) aus den Wolken auf die Hand, worauf sie forteilt und den Leichnam findet; als das Kind begraben war, entsprossten dem Grabe in jedem Winter drei frische Lilien und die Birke blieb durch 7 Winter grün. - Zu Breittenwang bei Reutte, wo Kaiser Lothar II. bei seiner Rückkehr von dem Römerzuge aus Italien starb, spukt auf dem Friedhofe eine weisse Frau; sie wirft Denen, welche zur Nachtzeit am Friedhofe hinwandeln, einen schneeweissen und eiskalten Leilaken oder ein Todtenhemd über, das fest haftet und nicht mehr abge-

1) Winckelmann's Werke, I. S. 287 und S. 419 unten.
2) Winckelmann's Werke, III. S. 271, Anm. 31.
3) Drei Blutstropfen erscheinen auch in der Sage Nr. 223 bei Alpenburg, so wie im Parcival des Wolfram.

auf den Tempeln anzubringen, lehrte Vitruv, und es sind auch solche im Herculano gefunden worden;1) auch an dem Gebälke auf 3 Säulen im Campo Vaccino hat sich die Cornische mit den Köpfen erhalten. Die Herme, welche sich in Löwenpfoten endigt, auf einem Gemälde zu Hereulanum2), soll vielleicht auf Hermes, den Bringer des Regens deuten. Auch gehört hierher die schöne Abhandlung: Der Teufel und seine Gesellen in der bildenden Kunst, Studien von P. M., im deutschen Kunstbl., 1856, S. 301 ff., fortgesetzt im K.-Bl. für 1857. Im Mittelalter wurde der Fürst der Finsterniss, Imperator daemonum, mit 3 Häuptern oder vielmehr Angesichtern gebildet, oft mit jedem Mund einen armen Sünder zermalmend; auch stellte man der himmlischen Trinität eine diabolische in 3 furchtbaren, menächmisch sich gleichenden Gestalten entgegen. Dies erinnert an einen Spruch im Hitopadesa, nach der Uebersetzung von Max Müller:

Von sehr guten und sehr schlechten Thaten erhält man den Lohn in 3 Jahren, 3 Monaten, 3 Halbmonden oder 3 Tagen.

Nach einer Sage bei Alpenburg, deutsche Alpensagen, Wien 1861, Nr. 114, fallen einer Mutter bei der Arbeit im Augenblicke, da im Walde ihr Kind von Juden ermordet und sein Leichnam an einer Birke aufgehängt wird, drei warme Blutstropfen3) aus den Wolken auf die Hand, worauf sie forteilt und den Leichnam findet; als das Kind begraben war, entsprossten dem Grabe in jedem Winter drei frische Lilien und die Birke blieb durch 7 Winter grün. – Zu Breittenwang bei Reutte, wo Kaiser Lothar II. bei seiner Rückkehr von dem Römerzuge aus Italien starb, spukt auf dem Friedhofe eine weisse Frau; sie wirft Denen, welche zur Nachtzeit am Friedhofe hinwandeln, einen schneeweissen und eiskalten Leilaken oder ein Todtenhemd über, das fest haftet und nicht mehr abge-

1) Winckelmann’s Werke, I. S. 287 und S. 419 unten.
2) Winckelmann’s Werke, III. S. 271, Anm. 31.
3) Drei Blutstropfen erscheinen auch in der Sage Nr. 223 bei Alpenburg, so wie im Parcival des Wolfram.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0374" n="354"/>
auf den Tempeln anzubringen, lehrte Vitruv, und es sind auch solche im Herculano gefunden worden;<note place="foot" n="1)">Winckelmann&#x2019;s Werke, I. S. 287 und S. 419 unten.<lb/></note> auch an dem Gebälke auf 3 Säulen im Campo Vaccino hat sich die Cornische mit den Köpfen erhalten. Die Herme, welche sich in Löwenpfoten endigt, auf einem Gemälde zu Hereulanum<note place="foot" n="2)">Winckelmann&#x2019;s Werke, III. S. 271, Anm. 31.<lb/></note>, soll vielleicht auf Hermes, den Bringer des Regens deuten. Auch gehört hierher die schöne Abhandlung: Der Teufel und seine Gesellen in der bildenden Kunst, Studien von P. M., im deutschen Kunstbl., 1856, S. 301 ff., fortgesetzt im K.-Bl. für 1857. Im Mittelalter wurde der Fürst der Finsterniss, Imperator daemonum, mit 3 Häuptern oder vielmehr Angesichtern gebildet, oft mit jedem Mund einen armen Sünder zermalmend; auch stellte man der himmlischen Trinität eine diabolische in 3 furchtbaren, menächmisch sich gleichenden Gestalten entgegen. Dies erinnert an einen Spruch im Hitopadesa, nach der Uebersetzung von Max Müller:</p>
        <cit rendition="#et">
          <quote>
            <p>
 Von sehr guten und sehr schlechten Thaten erhält man den Lohn in 3 Jahren, 3 Monaten, 3 Halbmonden oder 3 Tagen.</p>
          </quote>
        </cit>
        <p>
     Nach einer Sage bei Alpenburg, deutsche Alpensagen, Wien 1861, Nr. 114, fallen einer Mutter bei der Arbeit im Augenblicke, da im Walde ihr Kind von Juden ermordet und sein Leichnam an einer Birke aufgehängt wird, drei warme Blutstropfen<note place="foot" n="3)">Drei Blutstropfen erscheinen auch in der Sage Nr. 223 bei Alpenburg, so wie im Parcival des Wolfram.</note> aus den Wolken auf die Hand, worauf sie forteilt und den Leichnam findet; als das Kind begraben war, entsprossten dem Grabe in jedem Winter drei frische Lilien und die Birke blieb durch 7 Winter grün. &#x2013; Zu Breittenwang bei Reutte, wo Kaiser Lothar II. bei seiner Rückkehr von dem Römerzuge aus Italien starb, spukt auf dem Friedhofe eine weisse Frau; sie wirft Denen, welche zur Nachtzeit am Friedhofe hinwandeln, einen schneeweissen und eiskalten Leilaken oder ein Todtenhemd über, das fest haftet und nicht mehr abge-
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[354/0374] auf den Tempeln anzubringen, lehrte Vitruv, und es sind auch solche im Herculano gefunden worden; 1) auch an dem Gebälke auf 3 Säulen im Campo Vaccino hat sich die Cornische mit den Köpfen erhalten. Die Herme, welche sich in Löwenpfoten endigt, auf einem Gemälde zu Hereulanum 2), soll vielleicht auf Hermes, den Bringer des Regens deuten. Auch gehört hierher die schöne Abhandlung: Der Teufel und seine Gesellen in der bildenden Kunst, Studien von P. M., im deutschen Kunstbl., 1856, S. 301 ff., fortgesetzt im K.-Bl. für 1857. Im Mittelalter wurde der Fürst der Finsterniss, Imperator daemonum, mit 3 Häuptern oder vielmehr Angesichtern gebildet, oft mit jedem Mund einen armen Sünder zermalmend; auch stellte man der himmlischen Trinität eine diabolische in 3 furchtbaren, menächmisch sich gleichenden Gestalten entgegen. Dies erinnert an einen Spruch im Hitopadesa, nach der Uebersetzung von Max Müller: Von sehr guten und sehr schlechten Thaten erhält man den Lohn in 3 Jahren, 3 Monaten, 3 Halbmonden oder 3 Tagen. Nach einer Sage bei Alpenburg, deutsche Alpensagen, Wien 1861, Nr. 114, fallen einer Mutter bei der Arbeit im Augenblicke, da im Walde ihr Kind von Juden ermordet und sein Leichnam an einer Birke aufgehängt wird, drei warme Blutstropfen 3) aus den Wolken auf die Hand, worauf sie forteilt und den Leichnam findet; als das Kind begraben war, entsprossten dem Grabe in jedem Winter drei frische Lilien und die Birke blieb durch 7 Winter grün. – Zu Breittenwang bei Reutte, wo Kaiser Lothar II. bei seiner Rückkehr von dem Römerzuge aus Italien starb, spukt auf dem Friedhofe eine weisse Frau; sie wirft Denen, welche zur Nachtzeit am Friedhofe hinwandeln, einen schneeweissen und eiskalten Leilaken oder ein Todtenhemd über, das fest haftet und nicht mehr abge- 1) Winckelmann’s Werke, I. S. 287 und S. 419 unten. 2) Winckelmann’s Werke, III. S. 271, Anm. 31. 3) Drei Blutstropfen erscheinen auch in der Sage Nr. 223 bei Alpenburg, so wie im Parcival des Wolfram.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Internetloge: Bereitstellung der Texttranskription. (2013-08-21T13:44:32Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Frederike Neuber: Bearbeitung der digitalen Edition. (2013-08-21T13:44:32Z)
Christian Thomas: Bearbeitung der digitalen Edition. (2013-08-21T13:44:32Z)
Maxi Grubert: Bearbeitung der digitalen Edition. (2013-08-21T13:44:32Z)
Bayerische Staatsbibliothek Digital: Bereitstellung der Bilddigitalisate. (2013-08-21T13:44:32Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Silbentrennung: aufgelöst
  • Zeilenumbrüche markiert: nein



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schauberg_freimaurerei03_1863
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schauberg_freimaurerei03_1863/374
Zitationshilfe: Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 3. Schaffhausen, 1863, S. 354. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schauberg_freimaurerei03_1863/374>, abgerufen am 20.05.2024.