Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 3. Schaffhausen, 1863.einem grossen Strausse gewundenen Blumen bedeutungsvoll besonders das Donnerkraut hervortritt. Vor dem Beginne des Hochamtes werden die zur Kirche mitgebrachten Sträusse von Blumen und Kräutern feierlich geweiht und dann als Schutzmittel gegen Gewitter aufbewahrt und allmählich verbrannt. In Tyrol werden ebenso entweder am Feste der Geburt (3. September) oder der Himmelfahrt (am 15. August) Maria's die Blumen und Kräuter gesegnet.1) In ganz Spanien wurde einstens die Johannisnacht als eine heilige gefeiert und man pflückte Kleeblätter und Eisenkraut, welche man als Talismane in den Häusern bewahrte, damit sie zu Weihnachten aufs neue grünen möchten.2) In Rio de Janeiro wird das Johannisfest besonders mit Feuerwerk gefeiert, wie Bibra, Reise in Südamerika, I. (Mannheim 1854) S. 125 und 126, berichtet; ähnlich geschieht es in Florenz.3) Die gleichmässige Aufnahme der heidnischen Symbolik durch die Christen4) und durch die Maurer beweiset das Hervorgehen der letztern aus dem Heidenthum und ihren lebendigen oder ununterbrochenen Zusammenhang mit demselben. Wie übermächtig die heidnische Symbolik das ganze Mittelalter ergriffen hatte, beweiset vor Allem auch der Umstand, dass man dieselbe selbst untergeordneten Hausgeräthen aufdrückte, wie in der Sammlung des Hotel Cluny z. B. ein Waffeleisen aufbewahrt wird, an welchem, in ganz erträglichem Style, anscheinend aus der Mitte des 13ten Jahrh., die Trinität und Scenen aus dem Leben des Heilandes dargestellt sind.5) Selbst den dreifachen Hammer- und Donnerschlag finden wir bei Homer, II. VIII, 167 ff. 1) Wolf, Zeitschr, S. 282 und 333. 2) Ausland für 1833, S. 155 b. 3) Ausland für 1833, S. 384. 4) Vergl. darüber auch Heider, die romanische Kirche zu Schöngraben in Nieder-Oesterreich, ein Beitrag zur christlichen Kunstarchäologie, Wien 1855; deutsches Kunstblatt, 1855, S. 96 ff. und S. 109 ff. (A. von Eye, Grundzüge der deutschen Ornamentik); Piper, Mythol. und Symbolik der christlichen Kunst, Berlin 1856, 2 Bde.; deutsches Kunstblatt, 1856, S. 95 ff.; Otte, Handbuch der christlichen Kunstarchäologie, Leipzig 1854. 5) Schnaase, V. S. 806.
einem grossen Strausse gewundenen Blumen bedeutungsvoll besonders das Donnerkraut hervortritt. Vor dem Beginne des Hochamtes werden die zur Kirche mitgebrachten Sträusse von Blumen und Kräutern feierlich geweiht und dann als Schutzmittel gegen Gewitter aufbewahrt und allmählich verbrannt. In Tyrol werden ebenso entweder am Feste der Geburt (3. September) oder der Himmelfahrt (am 15. August) Maria’s die Blumen und Kräuter gesegnet.1) In ganz Spanien wurde einstens die Johannisnacht als eine heilige gefeiert und man pflückte Kleeblätter und Eisenkraut, welche man als Talismane in den Häusern bewahrte, damit sie zu Weihnachten aufs neue grünen möchten.2) In Rio de Janeiro wird das Johannisfest besonders mit Feuerwerk gefeiert, wie Bibra, Reise in Südamerika, I. (Mannheim 1854) S. 125 und 126, berichtet; ähnlich geschieht es in Florenz.3) Die gleichmässige Aufnahme der heidnischen Symbolik durch die Christen4) und durch die Maurer beweiset das Hervorgehen der letztern aus dem Heidenthum und ihren lebendigen oder ununterbrochenen Zusammenhang mit demselben. Wie übermächtig die heidnische Symbolik das ganze Mittelalter ergriffen hatte, beweiset vor Allem auch der Umstand, dass man dieselbe selbst untergeordneten Hausgeräthen aufdrückte, wie in der Sammlung des Hotel Cluny z. B. ein Waffeleisen aufbewahrt wird, an welchem, in ganz erträglichem Style, anscheinend aus der Mitte des 13ten Jahrh., die Trinität und Scenen aus dem Leben des Heilandes dargestellt sind.5) Selbst den dreifachen Hammer- und Donnerschlag finden wir bei Homer, II. VIII, 167 ff. 1) Wolf, Zeitschr, S. 282 und 333. 2) Ausland für 1833, S. 155 b. 3) Ausland für 1833, S. 384. 4) Vergl. darüber auch Heider, die romanische Kirche zu Schöngraben in Nieder-Oesterreich, ein Beitrag zur christlichen Kunstarchäologie, Wien 1855; deutsches Kunstblatt, 1855, S. 96 ff. und S. 109 ff. (A. von Eye, Grundzüge der deutschen Ornamentik); Piper, Mythol. und Symbolik der christlichen Kunst, Berlin 1856, 2 Bde.; deutsches Kunstblatt, 1856, S. 95 ff.; Otte, Handbuch der christlichen Kunstarchäologie, Leipzig 1854. 5) Schnaase, V. S. 806.
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einem grossen Strausse gewundenen Blumen bedeutungsvoll besonders das Donnerkraut hervortritt. Vor dem Beginne des Hochamtes werden die zur Kirche mitgebrachten Sträusse von Blumen und Kräutern feierlich geweiht und dann als Schutzmittel gegen Gewitter aufbewahrt und allmählich verbrannt. In Tyrol werden ebenso entweder am Feste der Geburt (3. September) oder der Himmelfahrt (am 15. August) Maria’s die Blumen und Kräuter gesegnet. 1) In ganz Spanien wurde einstens die Johannisnacht als eine heilige gefeiert und man pflückte Kleeblätter und Eisenkraut, welche man als Talismane in den Häusern bewahrte, damit sie zu Weihnachten aufs neue grünen möchten. 2) In Rio de Janeiro wird das Johannisfest besonders mit Feuerwerk gefeiert, wie Bibra, Reise in Südamerika, I. (Mannheim 1854) S. 125 und 126, berichtet; ähnlich geschieht es in Florenz. 3)
Die gleichmässige Aufnahme der heidnischen Symbolik durch die Christen 4) und durch die Maurer beweiset das Hervorgehen der letztern aus dem Heidenthum und ihren lebendigen oder ununterbrochenen Zusammenhang mit demselben. Wie übermächtig die heidnische Symbolik das ganze Mittelalter ergriffen hatte, beweiset vor Allem auch der Umstand, dass man dieselbe selbst untergeordneten Hausgeräthen aufdrückte, wie in der Sammlung des Hotel Cluny z. B. ein Waffeleisen aufbewahrt wird, an welchem, in ganz erträglichem Style, anscheinend aus der Mitte des 13ten Jahrh., die Trinität und Scenen aus dem Leben des Heilandes dargestellt sind. 5) Selbst den dreifachen Hammer- und Donnerschlag finden wir bei Homer, II. VIII, 167 ff.
1) Wolf, Zeitschr, S. 282 und 333.
2) Ausland für 1833, S. 155 b.
3) Ausland für 1833, S. 384.
4) Vergl. darüber auch Heider, die romanische Kirche zu Schöngraben in Nieder-Oesterreich, ein Beitrag zur christlichen Kunstarchäologie, Wien 1855; deutsches Kunstblatt, 1855, S. 96 ff. und S. 109 ff. (A. von Eye, Grundzüge der deutschen Ornamentik); Piper, Mythol. und Symbolik der christlichen Kunst, Berlin 1856, 2 Bde.; deutsches Kunstblatt, 1856, S. 95 ff.; Otte, Handbuch der christlichen Kunstarchäologie, Leipzig 1854.
5) Schnaase, V. S. 806.
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