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Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 3. Schaffhausen, 1863.

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geben. Sehr viele gebrannte kleine ägyptische Figuren, besonders von Isispriestern, sind noch heute erhalten; es wurden solche vorzüglich auf der Insel Cypern und auch in dem Tempel der Isis zu Pompeji entdeckt.1) Die Priesterfiguren haben die Arme gekreuzt. Braun, Gesch. der Kunst, I. S. 495 ff., legt der ganzen abendländischen Töpferkunst phönicischen Ursprung bei, was auch bei der Broncearbeit und Weberei der Fall sei; in allen drei Industriezweigen folgten aber die Phönicier innerasiatischen oder assyrisch-babylonischen und besonders ägyptischen Anregungen; für die ägyptischen Anregungen zeugen namentlich auch die Gräberfunde zu Caere mit ägyptischen Figuren2) und die neuerlich bei Sidon aufgefundenen Sarcophage von ägyptischer Form.3) Der eine Sarg von weissem Marmor war derjenige des Königs Esmunazar, etwa aus dem 6ten Jahrh. vor Chr., mit der vielbesproebenen phönicischen Inschrift von 22 Zeilen; der König trägt darauf die bekannte, architektonisch zugeschnittene ägyptische Perücke, die uns auch an einigen alterthümlichen griechischen Bildwerken begegnet. Zwischen der phönicischen4) und altgriechischen Kunst fand zufolge Braun (S. 498 oben) kein Unterschied statt, was besonders auch von der künstlerischen Beschaffenheit des Sarges des Königs Esmunazar abgeleitet wird. Semper, II. S. 21 ff., will die assyrische und die altgriechische Töpferei, wenn die letztere nicht aus der erstern hervorgegangen ist, aus einer asiatischen Urtöpferei ableiten. Die Aegineten besonders erhielten von den Phöniciern die Kunst des Broncearbeitens und wetteiferten darin während der ganzen Periode der griechischen Kunstblüthe mit dem delischen Erzguss.5) Gegossene Erzbilder wurden zu Samos, wo eine alte Künstlerfamilie blühte, zuerst gemacht.6)

1) Winckelmann, Gesch. der Kunst, I. Buch I. Cap. 4, §. 5.
2) Braun, I. S. 493.
3) Braun, I. S. 497.
4) Ueber die Kunst unter den Phöniciern vergl. auch Winckelmann, Gesch. der Kunst, I. Buch II. Cap. 5.
5) Böttiger, Andeutungen über die Archäologie, S. 50.
6) Böttiger, S. 52 ff.; Semper, II. S. 23.

geben. Sehr viele gebrannte kleine ägyptische Figuren, besonders von Isispriestern, sind noch heute erhalten; es wurden solche vorzüglich auf der Insel Cypern und auch in dem Tempel der Isis zu Pompeji entdeckt.1) Die Priesterfiguren haben die Arme gekreuzt. Braun, Gesch. der Kunst, I. S. 495 ff., legt der ganzen abendländischen Töpferkunst phönicischen Ursprung bei, was auch bei der Broncearbeit und Weberei der Fall sei; in allen drei Industriezweigen folgten aber die Phönicier innerasiatischen oder assyrisch-babylonischen und besonders ägyptischen Anregungen; für die ägyptischen Anregungen zeugen namentlich auch die Gräberfunde zu Caere mit ägyptischen Figuren2) und die neuerlich bei Sidon aufgefundenen Sarcophage von ägyptischer Form.3) Der eine Sarg von weissem Marmor war derjenige des Königs Esmunazar, etwa aus dem 6ten Jahrh. vor Chr., mit der vielbesproebenen phönicischen Inschrift von 22 Zeilen; der König trägt darauf die bekannte, architektonisch zugeschnittene ägyptische Perücke, die uns auch an einigen alterthümlichen griechischen Bildwerken begegnet. Zwischen der phönicischen4) und altgriechischen Kunst fand zufolge Braun (S. 498 oben) kein Unterschied statt, was besonders auch von der künstlerischen Beschaffenheit des Sarges des Königs Esmunazar abgeleitet wird. Semper, II. S. 21 ff., will die assyrische und die altgriechische Töpferei, wenn die letztere nicht aus der erstern hervorgegangen ist, aus einer asiatischen Urtöpferei ableiten. Die Aegineten besonders erhielten von den Phöniciern die Kunst des Broncearbeitens und wetteiferten darin während der ganzen Periode der griechischen Kunstblüthe mit dem delischen Erzguss.5) Gegossene Erzbilder wurden zu Samos, wo eine alte Künstlerfamilie blühte, zuerst gemacht.6)

1) Winckelmann, Gesch. der Kunst, I. Buch I. Cap. 4, §. 5.
2) Braun, I. S. 493.
3) Braun, I. S. 497.
4) Ueber die Kunst unter den Phöniciern vergl. auch Winckelmann, Gesch. der Kunst, I. Buch II. Cap. 5.
5) Böttiger, Andeutungen über die Archäologie, S. 50.
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[282/0302] geben. Sehr viele gebrannte kleine ägyptische Figuren, besonders von Isispriestern, sind noch heute erhalten; es wurden solche vorzüglich auf der Insel Cypern und auch in dem Tempel der Isis zu Pompeji entdeckt. 1) Die Priesterfiguren haben die Arme gekreuzt. Braun, Gesch. der Kunst, I. S. 495 ff., legt der ganzen abendländischen Töpferkunst phönicischen Ursprung bei, was auch bei der Broncearbeit und Weberei der Fall sei; in allen drei Industriezweigen folgten aber die Phönicier innerasiatischen oder assyrisch-babylonischen und besonders ägyptischen Anregungen; für die ägyptischen Anregungen zeugen namentlich auch die Gräberfunde zu Caere mit ägyptischen Figuren 2) und die neuerlich bei Sidon aufgefundenen Sarcophage von ägyptischer Form. 3) Der eine Sarg von weissem Marmor war derjenige des Königs Esmunazar, etwa aus dem 6ten Jahrh. vor Chr., mit der vielbesproebenen phönicischen Inschrift von 22 Zeilen; der König trägt darauf die bekannte, architektonisch zugeschnittene ägyptische Perücke, die uns auch an einigen alterthümlichen griechischen Bildwerken begegnet. Zwischen der phönicischen 4) und altgriechischen Kunst fand zufolge Braun (S. 498 oben) kein Unterschied statt, was besonders auch von der künstlerischen Beschaffenheit des Sarges des Königs Esmunazar abgeleitet wird. Semper, II. S. 21 ff., will die assyrische und die altgriechische Töpferei, wenn die letztere nicht aus der erstern hervorgegangen ist, aus einer asiatischen Urtöpferei ableiten. Die Aegineten besonders erhielten von den Phöniciern die Kunst des Broncearbeitens und wetteiferten darin während der ganzen Periode der griechischen Kunstblüthe mit dem delischen Erzguss. 5) Gegossene Erzbilder wurden zu Samos, wo eine alte Künstlerfamilie blühte, zuerst gemacht. 6) 1) Winckelmann, Gesch. der Kunst, I. Buch I. Cap. 4, §. 5. 2) Braun, I. S. 493. 3) Braun, I. S. 497. 4) Ueber die Kunst unter den Phöniciern vergl. auch Winckelmann, Gesch. der Kunst, I. Buch II. Cap. 5. 5) Böttiger, Andeutungen über die Archäologie, S. 50. 6) Böttiger, S. 52 ff.; Semper, II. S. 23.

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Zitationshilfe: Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 3. Schaffhausen, 1863, S. 282. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schauberg_freimaurerei03_1863/302>, abgerufen am 16.07.2024.