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Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 3. Schaffhausen, 1863.

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angehäuften Scherben leicht kenntlich sind, finden sich noch mehrfach in den Neckargegenden.1) Es ist aufgezeichnet, wann im J. 1283 zu Schlettstadt der Töpfer starb, welcher zuerst im ganzen Elsass den von ihm gebrannten Thongefässen Schmelz zu geben verstand.2) Der Grund, weshalb der technische Zusammenhang der Gegenwart mit der Vergangenheit, mit dem Alterthum so oft und so leicht übersehen wird, ist die mangelhafte Kenntniss der Technik der Alten, so dass man sich dem Wahne hingeben kann, technisch über den alten Zeiten und Völkern zu stehen. Wer aber nur die Abbildungen des ägyptischen Handwerklebens bei Wilkinson betrachtet, wird sich schon vor 3 und 4 Jahrtausenden im Nilthale gleichsam von dem jetzigen Handwerksleben heimisch umgeben fühlen. Auf den Wandbildern von Theben z. B. sieht man die Sattler mit denselben halbmondförtnigen Messern lange Lederriemen schneiden, mit welchen sie auch heute noch bei uns geschnitten werden.3) Bei den Griechen zeichneten sich durch ihre Töpferarbeiten besonders aus der Kerameikos (das Töpferquartier, der Töpfermarkt in und ausserhalb der Stadt)4) von Athen, - Aegina, - Körinth, genannt die Töpferstadt, - Sieyon und Samos; die hier verfertigten Gefässe wurden als Vasa Samia, Corinthea, Aeginetica u. s. w. unterschieden und gerühmt.5) Was oben über die Handwerke und Handwerker bei den Griechen im Allgemeinen bemerkt wurde, wird also namentlich auch hinsichtlich des Töpferhandwerkes bestätigt. Die Töpfer waren so innig mit einander ver-

1) Guhl und Koner, das Leben der Griechen und Römer, II. S. 186 und 292.
2) Kopp, Gesch. der eidgenössischen Bünde, I. (Leipzig 1845) S. 686; Otte, a. a. O., S. 9.
3) Semper, der Stil, I. S. 178 und 180.
4) Vergl. Weiske, Prometheus und sein Mythenkreis, Leipzig 1842, S. 552 ff.
5) Vergl. Brunn, Gesch. der griech. Künstler, II. S. 654: Die Vasenmaler; Semper, der Stil, II. S. 1 ff. (Keramik). Semper begreift unter Keramik die gesammte Gefässkunst mit Einschluss der Gefässe aus andern Stoffen, z.B. derjenigen aus Metall, Holz, Elfenbein, Glas, Stein u. s. w.

angehäuften Scherben leicht kenntlich sind, finden sich noch mehrfach in den Neckargegenden.1) Es ist aufgezeichnet, wann im J. 1283 zu Schlettstadt der Töpfer starb, welcher zuerst im ganzen Elsass den von ihm gebrannten Thongefässen Schmelz zu geben verstand.2) Der Grund, weshalb der technische Zusammenhang der Gegenwart mit der Vergangenheit, mit dem Alterthum so oft und so leicht übersehen wird, ist die mangelhafte Kenntniss der Technik der Alten, so dass man sich dem Wahne hingeben kann, technisch über den alten Zeiten und Völkern zu stehen. Wer aber nur die Abbildungen des ägyptischen Handwerklebens bei Wilkinson betrachtet, wird sich schon vor 3 und 4 Jahrtausenden im Nilthale gleichsam von dem jetzigen Handwerksleben heimisch umgeben fühlen. Auf den Wandbildern von Theben z. B. sieht man die Sattler mit denselben halbmondförtnigen Messern lange Lederriemen schneiden, mit welchen sie auch heute noch bei uns geschnitten werden.3) Bei den Griechen zeichneten sich durch ihre Töpferarbeiten besonders aus der Kerameikos (das Töpferquartier, der Töpfermarkt in und ausserhalb der Stadt)4) von Athen, – Aegina, – Körinth, genannt die Töpferstadt, – Sieyon und Samos; die hier verfertigten Gefässe wurden als Vasa Samia, Corinthea, Aeginetica u. s. w. unterschieden und gerühmt.5) Was oben über die Handwerke und Handwerker bei den Griechen im Allgemeinen bemerkt wurde, wird also namentlich auch hinsichtlich des Töpferhandwerkes bestätigt. Die Töpfer waren so innig mit einander ver-

1) Guhl und Koner, das Leben der Griechen und Römer, II. S. 186 und 292.
2) Kopp, Gesch. der eidgenössischen Bünde, I. (Leipzig 1845) S. 686; Otte, a. a. O., S. 9.
3) Semper, der Stil, I. S. 178 und 180.
4) Vergl. Weiske, Prometheus und sein Mythenkreis, Leipzig 1842, S. 552 ff.
5) Vergl. Brunn, Gesch. der griech. Künstler, II. S. 654: Die Vasenmaler; Semper, der Stil, II. S. 1 ff. (Keramik). Semper begreift unter Keramik die gesammte Gefässkunst mit Einschluss der Gefässe aus andern Stoffen, z.B. derjenigen aus Metall, Holz, Elfenbein, Glas, Stein u. s. w.
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[279/0299] angehäuften Scherben leicht kenntlich sind, finden sich noch mehrfach in den Neckargegenden. 1) Es ist aufgezeichnet, wann im J. 1283 zu Schlettstadt der Töpfer starb, welcher zuerst im ganzen Elsass den von ihm gebrannten Thongefässen Schmelz zu geben verstand. 2) Der Grund, weshalb der technische Zusammenhang der Gegenwart mit der Vergangenheit, mit dem Alterthum so oft und so leicht übersehen wird, ist die mangelhafte Kenntniss der Technik der Alten, so dass man sich dem Wahne hingeben kann, technisch über den alten Zeiten und Völkern zu stehen. Wer aber nur die Abbildungen des ägyptischen Handwerklebens bei Wilkinson betrachtet, wird sich schon vor 3 und 4 Jahrtausenden im Nilthale gleichsam von dem jetzigen Handwerksleben heimisch umgeben fühlen. Auf den Wandbildern von Theben z. B. sieht man die Sattler mit denselben halbmondförtnigen Messern lange Lederriemen schneiden, mit welchen sie auch heute noch bei uns geschnitten werden. 3) Bei den Griechen zeichneten sich durch ihre Töpferarbeiten besonders aus der Kerameikos (das Töpferquartier, der Töpfermarkt in und ausserhalb der Stadt) 4) von Athen, – Aegina, – Körinth, genannt die Töpferstadt, – Sieyon und Samos; die hier verfertigten Gefässe wurden als Vasa Samia, Corinthea, Aeginetica u. s. w. unterschieden und gerühmt. 5) Was oben über die Handwerke und Handwerker bei den Griechen im Allgemeinen bemerkt wurde, wird also namentlich auch hinsichtlich des Töpferhandwerkes bestätigt. Die Töpfer waren so innig mit einander ver- 1) Guhl und Koner, das Leben der Griechen und Römer, II. S. 186 und 292. 2) Kopp, Gesch. der eidgenössischen Bünde, I. (Leipzig 1845) S. 686; Otte, a. a. O., S. 9. 3) Semper, der Stil, I. S. 178 und 180. 4) Vergl. Weiske, Prometheus und sein Mythenkreis, Leipzig 1842, S. 552 ff. 5) Vergl. Brunn, Gesch. der griech. Künstler, II. S. 654: Die Vasenmaler; Semper, der Stil, II. S. 1 ff. (Keramik). Semper begreift unter Keramik die gesammte Gefässkunst mit Einschluss der Gefässe aus andern Stoffen, z.B. derjenigen aus Metall, Holz, Elfenbein, Glas, Stein u. s. w.

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Zitationshilfe: Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 3. Schaffhausen, 1863, S. 279. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schauberg_freimaurerei03_1863/299>, abgerufen am 16.07.2024.