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Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 3. Schaffhausen, 1863.

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in Gebrauch und zur Ausbildung.1) Ihr römisches Alter beurkunden die rheinischen Städte zugleich als erzbischöfliche, wie Mainz, Cöln und Trier, oder als bischöfliche Sitze, wie Speier, Strassburg, Basel z. B., was sie schon zu den Zeiten der Römer waren und später nur fortwährend blieben. Französische Mönche aus Corbie trugen unter Ludwig dem Frommen nicht blos den Namen ihres Mutterklosters an die Ufer der Weser, sondern brachten dahin auch den gallisch-römischen Baustyl und standen noch lange mit ihrem Mutterkloster in enger Verbindung.2) Im 10ten Jahrh. liess man sogar gewöhnliche Maurer aus Frankreich nach Westphalen kommen und noch im elften Jahrhundert besetzte Bischof Meinwerk von Paderborn das Kloster Abdinghof mit französischen Mönchen. Zufolge Schnaase, IV. 2. S. 374, lässt die Beibehaltung antiker Ornamentik im südlichen, antiker Technik im westlichen Frankreich darauf schliessen, dass hier die Elemente der Baukunst niemals ganz verloren gegangen seien und sich aus römischer Zeit her erhalten haben; in der provenzalischen Kunst herrsche das antike Element einseitiger und ausschliesslicher vor als selbst auf dem klassischen Boden Italiens (S. 371). Auch am Rheine hat sich nach der Insicht von Schnaase, V. S. 394, römische Technik, z. B. die so nützliche, vermuthlich schon bei Erbauung des uralten Thurms von Babel angewandte3) Ziegelfabrikation oder Ziegelbrennerei, in fortwährender Uebung erhalten. Alte römische Töpferwerkstätten,4) welche an den noch erhaltenen Brennöfen, so wie durch die massenhaft um sie

1) Schnaase, IV. 2. S. 102 ff. und V. S. 300 ff., S. 378 ff. Bei den Aegyptern waren nach Brugsch, Reiseberichte aus Aegypten, Leipzig 1855, S. 28, selbst die Apisgräber bei Memphis gewölbte Tunnel; gewölbt sind auch die Tempel des Osiris zu Abet oder Abydos,*) die Tempel Ramses II. zu Theben. Bei Abydos liegt auch ein im J. 1306 nach der koptischen Aera erbautes Kloster mit gewölbten Kuppeln.
*) Brugsch, S. 108 ff. und S. 296.
2) Schnaase, IV. 2. S. 51 und 128 ff.
3) Semper, der Stil, I. S. 331 Anm. und S. 335.
4) Vergl.auch Rich, unter Fornax, woselbst die Abbildung eines bei Castor in Northumberland entdeckten Töpferofens gegeben ist.

in Gebrauch und zur Ausbildung.1) Ihr römisches Alter beurkunden die rheinischen Städte zugleich als erzbischöfliche, wie Mainz, Cöln und Trier, oder als bischöfliche Sitze, wie Speier, Strassburg, Basel z. B., was sie schon zu den Zeiten der Römer waren und später nur fortwährend blieben. Französische Mönche aus Corbie trugen unter Ludwig dem Frommen nicht blos den Namen ihres Mutterklosters an die Ufer der Weser, sondern brachten dahin auch den gallisch-römischen Baustyl und standen noch lange mit ihrem Mutterkloster in enger Verbindung.2) Im 10ten Jahrh. liess man sogar gewöhnliche Maurer aus Frankreich nach Westphalen kommen und noch im elften Jahrhundert besetzte Bischof Meinwerk von Paderborn das Kloster Abdinghof mit französischen Mönchen. Zufolge Schnaase, IV. 2. S. 374, lässt die Beibehaltung antiker Ornamentik im südlichen, antiker Technik im westlichen Frankreich darauf schliessen, dass hier die Elemente der Baukunst niemals ganz verloren gegangen seien und sich aus römischer Zeit her erhalten haben; in der provenzalischen Kunst herrsche das antike Element einseitiger und ausschliesslicher vor als selbst auf dem klassischen Boden Italiens (S. 371). Auch am Rheine hat sich nach der Insicht von Schnaase, V. S. 394, römische Technik, z. B. die so nützliche, vermuthlich schon bei Erbauung des uralten Thurms von Babel angewandte3) Ziegelfabrikation oder Ziegelbrennerei, in fortwährender Uebung erhalten. Alte römische Töpferwerkstätten,4) welche an den noch erhaltenen Brennöfen, so wie durch die massenhaft um sie

1) Schnaase, IV. 2. S. 102 ff. und V. S. 300 ff., S. 378 ff. Bei den Aegyptern waren nach Brugsch, Reiseberichte aus Aegypten, Leipzig 1855, S. 28, selbst die Apisgräber bei Memphis gewölbte Tunnel; gewölbt sind auch die Tempel des Osiris zu Abet oder Abydos,*) die Tempel Ramses II. zu Theben. Bei Abydos liegt auch ein im J. 1306 nach der koptischen Aera erbautes Kloster mit gewölbten Kuppeln.
*) Brugsch, S. 108 ff. und S. 296.
2) Schnaase, IV. 2. S. 51 und 128 ff.
3) Semper, der Stil, I. S. 331 Anm. und S. 335.
4) Vergl.auch Rich, unter Fornax, woselbst die Abbildung eines bei Castor in Northumberland entdeckten Töpferofens gegeben ist.
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[278/0298] in Gebrauch und zur Ausbildung. 1) Ihr römisches Alter beurkunden die rheinischen Städte zugleich als erzbischöfliche, wie Mainz, Cöln und Trier, oder als bischöfliche Sitze, wie Speier, Strassburg, Basel z. B., was sie schon zu den Zeiten der Römer waren und später nur fortwährend blieben. Französische Mönche aus Corbie trugen unter Ludwig dem Frommen nicht blos den Namen ihres Mutterklosters an die Ufer der Weser, sondern brachten dahin auch den gallisch-römischen Baustyl und standen noch lange mit ihrem Mutterkloster in enger Verbindung. 2) Im 10ten Jahrh. liess man sogar gewöhnliche Maurer aus Frankreich nach Westphalen kommen und noch im elften Jahrhundert besetzte Bischof Meinwerk von Paderborn das Kloster Abdinghof mit französischen Mönchen. Zufolge Schnaase, IV. 2. S. 374, lässt die Beibehaltung antiker Ornamentik im südlichen, antiker Technik im westlichen Frankreich darauf schliessen, dass hier die Elemente der Baukunst niemals ganz verloren gegangen seien und sich aus römischer Zeit her erhalten haben; in der provenzalischen Kunst herrsche das antike Element einseitiger und ausschliesslicher vor als selbst auf dem klassischen Boden Italiens (S. 371). Auch am Rheine hat sich nach der Insicht von Schnaase, V. S. 394, römische Technik, z. B. die so nützliche, vermuthlich schon bei Erbauung des uralten Thurms von Babel angewandte 3) Ziegelfabrikation oder Ziegelbrennerei, in fortwährender Uebung erhalten. Alte römische Töpferwerkstätten, 4) welche an den noch erhaltenen Brennöfen, so wie durch die massenhaft um sie 1) Schnaase, IV. 2. S. 102 ff. und V. S. 300 ff., S. 378 ff. Bei den Aegyptern waren nach Brugsch, Reiseberichte aus Aegypten, Leipzig 1855, S. 28, selbst die Apisgräber bei Memphis gewölbte Tunnel; gewölbt sind auch die Tempel des Osiris zu Abet oder Abydos, *) die Tempel Ramses II. zu Theben. Bei Abydos liegt auch ein im J. 1306 nach der koptischen Aera erbautes Kloster mit gewölbten Kuppeln. *) Brugsch, S. 108 ff. und S. 296. 2) Schnaase, IV. 2. S. 51 und 128 ff. 3) Semper, der Stil, I. S. 331 Anm. und S. 335. 4) Vergl.auch Rich, unter Fornax, woselbst die Abbildung eines bei Castor in Northumberland entdeckten Töpferofens gegeben ist.

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Zitationshilfe: Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 3. Schaffhausen, 1863, S. 278. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schauberg_freimaurerei03_1863/298>, abgerufen am 17.05.2024.