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Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 3. Schaffhausen, 1863.

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Menschheit erfüllen soll, bezeichnet in den indo-europäischen Sprachen schon das Wort Bruder, d. i. der Helfende, wie die Schwester die Sorgliche oder die für die Ihrigen Sorgende, der Vater der Schützende und die Mutter die Ordnende ist.1) Dass alle Menschen oder wenigstens die Genossen eines bestimmten Gottglaubens sich als Brüder zu benennen und zu behandeln haben, musste geglaubt und gelehrt werden, sobald man die Gottheit als den Vater oder die Mutter der Mensehen ansah und verehrte. Daran schliesst sich das schöne persische Gebot, nicht für sich allein, sondern für alle Perser als einer Mutter Kinder zu beten.2) Wohl in Nachahmung dieses Gebotes muss nach dem dermaligen englischen Meisterritual der neuaufzunehmende Meister schwören: "wenn meine Kniee gebeugt sind und ich Gebete zum Allmächtigen sende, sie nicht nur für mich allein zu thun, sondern dass ich alle Brüder Meister (warum nicht alle Menschen oder doch mindestens alle Maurer?) einschliessen und die Erhörung ihrer Bitten zugleich erflehen will."3)

Die ersten christlichen Vereine und Gemeinden waren förmliche Mysterienbünde, Bruder- und Schwesterschaften, weshalb auch der Bruderkuss bei den Agapen oder Liebesmahlen der ersten Christen gewöhnlich war, welchen selbst die Frauen den Neuaufgenommenen gaben, der aber bald verrufen wurde.4) Dass die ersten christlichen Verbindungen brüderliche gewesen seien, beweisen besonders auch die in den römischen Katakomben aufgefundenen Grabschriften, von denen eine z. B. lautet:

"Sabatius, süsse Seele, bitte und vemittele für deine Brüder und Genossen."

Bei dem ersten Entstehen der christlichen Gemeinden in den Städten traten auch sofort diese ersten städtischen Kirchengemeinden zu den nachher durch sie und um sie entstehenden Landgemeinden in das Verhältniss von Mutter-

1) Weber, indische Skizzen, Berlin 1857, S. 9.
2) Bachofen, Mutterrecht (1861), S. 205 a.
3) Das Freimaurerthum in seinen 7 Graden, Leipzig 1857, S. 96.
4) Böttiger, Ideen zur Kunstmythol., II. S. 427.

Menschheit erfüllen soll, bezeichnet in den indo-europäischen Sprachen schon das Wort Bruder, d. i. der Helfende, wie die Schwester die Sorgliche oder die für die Ihrigen Sorgende, der Vater der Schützende und die Mutter die Ordnende ist.1) Dass alle Menschen oder wenigstens die Genossen eines bestimmten Gottglaubens sich als Brüder zu benennen und zu behandeln haben, musste geglaubt und gelehrt werden, sobald man die Gottheit als den Vater oder die Mutter der Mensehen ansah und verehrte. Daran schliesst sich das schöne persische Gebot, nicht für sich allein, sondern für alle Perser als einer Mutter Kinder zu beten.2) Wohl in Nachahmung dieses Gebotes muss nach dem dermaligen englischen Meisterritual der neuaufzunehmende Meister schwören: „wenn meine Kniee gebeugt sind und ich Gebete zum Allmächtigen sende, sie nicht nur für mich allein zu thun, sondern dass ich alle Brüder Meister (warum nicht alle Menschen oder doch mindestens alle Maurer?) einschliessen und die Erhörung ihrer Bitten zugleich erflehen will.“3)

Die ersten christlichen Vereine und Gemeinden waren förmliche Mysterienbünde, Bruder- und Schwesterschaften, weshalb auch der Bruderkuss bei den Agapen oder Liebesmahlen der ersten Christen gewöhnlich war, welchen selbst die Frauen den Neuaufgenommenen gaben, der aber bald verrufen wurde.4) Dass die ersten christlichen Verbindungen brüderliche gewesen seien, beweisen besonders auch die in den römischen Katakomben aufgefundenen Grabschriften, von denen eine z. B. lautet:

„Sabatius, süsse Seele, bitte und vemittele für deine Brüder und Genossen.“

Bei dem ersten Entstehen der christlichen Gemeinden in den Städten traten auch sofort diese ersten städtischen Kirchengemeinden zu den nachher durch sie und um sie entstehenden Landgemeinden in das Verhältniss von Mutter-

1) Weber, indische Skizzen, Berlin 1857, S. 9.
2) Bachofen, Mutterrecht (1861), S. 205 a.
3) Das Freimaurerthum in seinen 7 Graden, Leipzig 1857, S. 96.
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[200/0220] Menschheit erfüllen soll, bezeichnet in den indo-europäischen Sprachen schon das Wort Bruder, d. i. der Helfende, wie die Schwester die Sorgliche oder die für die Ihrigen Sorgende, der Vater der Schützende und die Mutter die Ordnende ist. 1) Dass alle Menschen oder wenigstens die Genossen eines bestimmten Gottglaubens sich als Brüder zu benennen und zu behandeln haben, musste geglaubt und gelehrt werden, sobald man die Gottheit als den Vater oder die Mutter der Mensehen ansah und verehrte. Daran schliesst sich das schöne persische Gebot, nicht für sich allein, sondern für alle Perser als einer Mutter Kinder zu beten. 2) Wohl in Nachahmung dieses Gebotes muss nach dem dermaligen englischen Meisterritual der neuaufzunehmende Meister schwören: „wenn meine Kniee gebeugt sind und ich Gebete zum Allmächtigen sende, sie nicht nur für mich allein zu thun, sondern dass ich alle Brüder Meister (warum nicht alle Menschen oder doch mindestens alle Maurer?) einschliessen und die Erhörung ihrer Bitten zugleich erflehen will.“ 3) Die ersten christlichen Vereine und Gemeinden waren förmliche Mysterienbünde, Bruder- und Schwesterschaften, weshalb auch der Bruderkuss bei den Agapen oder Liebesmahlen der ersten Christen gewöhnlich war, welchen selbst die Frauen den Neuaufgenommenen gaben, der aber bald verrufen wurde. 4) Dass die ersten christlichen Verbindungen brüderliche gewesen seien, beweisen besonders auch die in den römischen Katakomben aufgefundenen Grabschriften, von denen eine z. B. lautet: „Sabatius, süsse Seele, bitte und vemittele für deine Brüder und Genossen.“ Bei dem ersten Entstehen der christlichen Gemeinden in den Städten traten auch sofort diese ersten städtischen Kirchengemeinden zu den nachher durch sie und um sie entstehenden Landgemeinden in das Verhältniss von Mutter- 1) Weber, indische Skizzen, Berlin 1857, S. 9. 2) Bachofen, Mutterrecht (1861), S. 205 a. 3) Das Freimaurerthum in seinen 7 Graden, Leipzig 1857, S. 96. 4) Böttiger, Ideen zur Kunstmythol., II. S. 427.

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Zitationshilfe: Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 3. Schaffhausen, 1863, S. 200. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schauberg_freimaurerei03_1863/220>, abgerufen am 23.11.2024.