Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 3. Schaffhausen, 1863.mann, III. 2. S. 149, soll der heilige Graal an die Stelle des Waschbeckens der Ceridwen und die Ritterschaft von der Tafelrunde an die Stelle des Bardenordens getreten sein. Schmidt scheint dabei (S. 73 Anm.) die gewöhnliebe Ableitung des Wortes Saint Graal (San Greal) von Sanguis regalis, Sang real, Sang royal immer noch die richtige, hergenommen von dem Munus regium des Heilandes. Dieser höhere ritterlich-christliche Sinn, diese menschliche Begeisterung und Hingebung der kymrischen Barden und Geistlichen, welches kymrische oder druidische Christenthum auch auf die britischen Bauleute und Bauverbindungen einwirkte, hat den festen Grund gelegt, über dem im Anfange des 18. Jahrh. sich das freimaurerische Gebäude des reinen Menschenthums und Christenthums erhoben. Die wandernden Sänger (Minstrells, Troubadours, Trouverres, Jongleurs, cantores historici u. s. w.), die wandernden Ritter und die wandernden Bauleute haben die Rittersagen und ritterlichen Gesinnungen, das Barden- und Ritterthum, das begeisterte und sich opfernde Christenthum, das Menschenthum zuerst durch die Länder des nördlichen, südlichen und westlichen Europa's getragen.1) Die Barden und Ritter sangen und stritten an den Höfen, im Lande und auf den Strassen; die Bauleute bauten die Gotteshäuser und die Städte. Jedenfalls muss die Entwiekelung des Städtewesens und der Bauzünfte in fortwährendem und innigstem Zusammenhange mit dem Aufschwunge des Ritterthums und des Ritterromans gedacht werden, wie sich auch das Bürgerthum und die Baukunst durch die Kirchenbaukunst und kirchlichen Bruderschaften und das Ritterthum und die ritterliche Dichtkunst durch den heiligen Kelch (Graal) und durch das königliche Blut mit der Kirche und Religion, vorzüglich auch mit dem Abendmahle, dem grossen christlichen Mysterium berührten. Die 12 Ritter an der Tafel Arthur's gleichen den 12 Aposteln an dem Tische des Herrn und beide sind die Boten und Verkünder des Christenthums und des Menschenthums, die ritterlichen Streiter Gottes; die Ritterromane werden in den Legenden 1) San Marte, Arthursage, S. 54 ff.
mann, III. 2. S. 149, soll der heilige Graal an die Stelle des Waschbeckens der Ceridwen und die Ritterschaft von der Tafelrunde an die Stelle des Bardenordens getreten sein. Schmidt scheint dabei (S. 73 Anm.) die gewöhnliebe Ableitung des Wortes Saint Graal (San Gréal) von Sanguis regalis, Sang real, Sang royal immer noch die richtige, hergenommen von dem Munus regium des Heilandes. Dieser höhere ritterlich-christliche Sinn, diese menschliche Begeisterung und Hingebung der kymrischen Barden und Geistlichen, welches kymrische oder druidische Christenthum auch auf die britischen Bauleute und Bauverbindungen einwirkte, hat den festen Grund gelegt, über dem im Anfange des 18. Jahrh. sich das freimaurerische Gebäude des reinen Menschenthums und Christenthums erhoben. Die wandernden Sänger (Minstrells, Troubadours, Trouverres, Jongleurs, cantores historici u. s. w.), die wandernden Ritter und die wandernden Bauleute haben die Rittersagen und ritterlichen Gesinnungen, das Barden- und Ritterthum, das begeisterte und sich opfernde Christenthum, das Menschenthum zuerst durch die Länder des nördlichen, südlichen und westlichen Europa’s getragen.1) Die Barden und Ritter sangen und stritten an den Höfen, im Lande und auf den Strassen; die Bauleute bauten die Gotteshäuser und die Städte. Jedenfalls muss die Entwiekelung des Städtewesens und der Bauzünfte in fortwährendem und innigstem Zusammenhange mit dem Aufschwunge des Ritterthums und des Ritterromans gedacht werden, wie sich auch das Bürgerthum und die Baukunst durch die Kirchenbaukunst und kirchlichen Bruderschaften und das Ritterthum und die ritterliche Dichtkunst durch den heiligen Kelch (Graal) und durch das königliche Blut mit der Kirche und Religion, vorzüglich auch mit dem Abendmahle, dem grossen christlichen Mysterium berührten. Die 12 Ritter an der Tafel Arthur’s gleichen den 12 Aposteln an dem Tische des Herrn und beide sind die Boten und Verkünder des Christenthums und des Menschenthums, die ritterlichen Streiter Gottes; die Ritterromane werden in den Legenden 1) San Marte, Arthursage, S. 54 ff.
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mann, III. 2. S. 149, soll der heilige Graal an die Stelle des Waschbeckens der Ceridwen und die Ritterschaft von der Tafelrunde an die Stelle des Bardenordens getreten sein. Schmidt scheint dabei (S. 73 Anm.) die gewöhnliebe Ableitung des Wortes Saint Graal (San Gréal) von Sanguis regalis, Sang real, Sang royal immer noch die richtige, hergenommen von dem Munus regium des Heilandes. Dieser höhere ritterlich-christliche Sinn, diese menschliche Begeisterung und Hingebung der kymrischen Barden und Geistlichen, welches kymrische oder druidische Christenthum auch auf die britischen Bauleute und Bauverbindungen einwirkte, hat den festen Grund gelegt, über dem im Anfange des 18. Jahrh. sich das freimaurerische Gebäude des reinen Menschenthums und Christenthums erhoben. Die wandernden Sänger (Minstrells, Troubadours, Trouverres, Jongleurs, cantores historici u. s. w.), die wandernden Ritter und die wandernden Bauleute haben die Rittersagen und ritterlichen Gesinnungen, das Barden- und Ritterthum, das begeisterte und sich opfernde Christenthum, das Menschenthum zuerst durch die Länder des nördlichen, südlichen und westlichen Europa’s getragen. 1) Die Barden und Ritter sangen und stritten an den Höfen, im Lande und auf den Strassen; die Bauleute bauten die Gotteshäuser und die Städte. Jedenfalls muss die Entwiekelung des Städtewesens und der Bauzünfte in fortwährendem und innigstem Zusammenhange mit dem Aufschwunge des Ritterthums und des Ritterromans gedacht werden, wie sich auch das Bürgerthum und die Baukunst durch die Kirchenbaukunst und kirchlichen Bruderschaften und das Ritterthum und die ritterliche Dichtkunst durch den heiligen Kelch (Graal) und durch das königliche Blut mit der Kirche und Religion, vorzüglich auch mit dem Abendmahle, dem grossen christlichen Mysterium berührten. Die 12 Ritter an der Tafel Arthur’s gleichen den 12 Aposteln an dem Tische des Herrn und beide sind die Boten und Verkünder des Christenthums und des Menschenthums, die ritterlichen Streiter Gottes; die Ritterromane werden in den Legenden
1) San Marte, Arthursage, S. 54 ff.
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Zitationshilfe: | Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 3. Schaffhausen, 1863, S. 173. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schauberg_freimaurerei03_1863/193>, abgerufen am 23.07.2024. |