Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 3. Schaffhausen, 1863.

Bild:
<< vorherige Seite

wird gleichfalls als der Erbauer seiner Tempel dargestellt und in einer ihn betreffenden Stelle heisst es: Voden construxit fana, Deus omnipotens amplos coelos, - der heidnische Gott Voden vermochte nur irdische Tempel zu bauen, der Allmächtige (der Christen) aber baute dieweiten Himmel.1) In der nordischen Mythologie erbauet Thorr eine Brücke,2) was an die von den wohl rein mythischen Affenkönigen Sugreiwas und Hanauman (obwohl Wollheim, Mythol. des alten Indien, S. 57, sie nicht also betrachten will) dem Wischnu nach der Insel Lanka oder Ceylon erbaute Brücke erinnert. Die St. Peterskirche zu Tyrol, welche für die älteste der Gegend gehalten wird, sollen Zwerge erbauet haben.3) In einer hessischen Sage bei Wolf, hessische Sagen Nr. 7, und ebenso bei Grimm, deutsche Sagen, I. Nr. 183, 1851 188,189, 195 und 197, erscheint der Teufel als Baumeister. In isländischen Mährchen findet man den Teufel, Trold, eine christliche Umbildung des Zwergen oder Riesen Finn, als Kirchenerbauer.4) Auf Island wird von einem geschickten Arbeiter gesagt dverghagr, d. i. geschickt wie die Zwerge; ebenso ist dvergasnidi, Zwerchenarbeit, eine kunstreiche Arbeit.5) Wenn anders die Angaben von H. Melville, vier Monate auf den Marquesasinseln, aus dem Englischen übersetzt von R. Garrigue, II. (Leipzig 1847) S. 51, Glauben ansprechen dürfen, finden sich auf diesen Inseln kyklopische Bauten sehr hohen Alters, deren Erbauung von den Eingebornen den grossen Göttern selbst zugeschrieben wird und die ohne Zweifel einem erloschenen und vergessenen Geschlechte angehören. - Bei Schiras ist ein Kloster der 406) Derwische. - Nach fränkischem Rechte durften die Heerdienstpflichtigen erst 40 Tage nach beendigtem Feldzuge die Waffen niederlegen.7) - Nach

1) Wolf, Zeitschr., I. S. 69; Haupt, Zeitschr., V. S. 494.
2) Wolf, Beiträge zur deutschen Mythol., I. S. 30, Anm. 1.
3) Wolf, Zeitschr. für deutsche Mythol., I. S. 291.
4) San-Marte, Beiträge, S. 146.
5) Maurer, isländische Volkssagen, Leipzig 1860, S. 267.
6) Ueber die Vierzigzahl vergl. Symbolik, II. S. 544.
7) Warnkoenig, franz. Staatsgesch., S. 158.

wird gleichfalls als der Erbauer seiner Tempel dargestellt und in einer ihn betreffenden Stelle heisst es: Voden construxit fana, Deus omnipotens amplos coelos, – der heidnische Gott Voden vermochte nur irdische Tempel zu bauen, der Allmächtige (der Christen) aber baute dieweiten Himmel.1) In der nordischen Mythologie erbauet Thôrr eine Brücke,2) was an die von den wohl rein mythischen Affenkönigen Sugrîwas und Hanûman (obwohl Wollheim, Mythol. des alten Indien, S. 57, sie nicht also betrachten will) dem Wischnu nach der Insel Lanka oder Ceylon erbaute Brücke erinnert. Die St. Peterskirche zu Tyrol, welche für die älteste der Gegend gehalten wird, sollen Zwerge erbauet haben.3) In einer hessischen Sage bei Wolf, hessische Sagen Nr. 7, und ebenso bei Grimm, deutsche Sagen, I. Nr. 183, 1851 188,189, 195 und 197, erscheint der Teufel als Baumeister. In isländischen Mährchen findet man den Teufel, Trold, eine christliche Umbildung des Zwergen oder Riesen Finn, als Kirchenerbauer.4) Auf Island wird von einem geschickten Arbeiter gesagt dverghagr, d. i. geschickt wie die Zwerge; ebenso ist dvergasnidi, Zwerchenarbeit, eine kunstreiche Arbeit.5) Wenn anders die Angaben von H. Melville, vier Monate auf den Marquesasinseln, aus dem Englischen übersetzt von R. Garrigue, II. (Leipzig 1847) S. 51, Glauben ansprechen dürfen, finden sich auf diesen Inseln kyklopische Bauten sehr hohen Alters, deren Erbauung von den Eingebornen den grossen Göttern selbst zugeschrieben wird und die ohne Zweifel einem erloschenen und vergessenen Geschlechte angehören. – Bei Schiras ist ein Kloster der 406) Derwische. – Nach fränkischem Rechte durften die Heerdienstpflichtigen erst 40 Tage nach beendigtem Feldzuge die Waffen niederlegen.7) – Nach

1) Wolf, Zeitschr., I. S. 69; Haupt, Zeitschr., V. S. 494.
2) Wolf, Beiträge zur deutschen Mythol., I. S. 30, Anm. 1.
3) Wolf, Zeitschr. für deutsche Mythol., I. S. 291.
4) San-Marte, Beiträge, S. 146.
5) Maurer, isländische Volkssagen, Leipzig 1860, S. 267.
6) Ueber die Vierzigzahl vergl. Symbolik, II. S. 544.
7) Warnkoenig, franz. Staatsgesch., S. 158.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0172" n="152"/>
wird gleichfalls als der Erbauer seiner Tempel dargestellt und in einer ihn betreffenden Stelle heisst es: Voden construxit fana, Deus omnipotens amplos coelos, &#x2013; der heidnische Gott Voden vermochte nur irdische Tempel zu bauen, der Allmächtige (der Christen) aber baute dieweiten Himmel.<note place="foot" n="1)">Wolf, Zeitschr., I. S. 69; Haupt, Zeitschr., V. S. 494.<lb/></note> In der nordischen Mythologie erbauet Thôrr eine Brücke,<note place="foot" n="2)">Wolf, Beiträge zur deutschen Mythol., I. S. 30, Anm. 1.<lb/></note> was an die von den wohl rein mythischen Affenkönigen Sugrîwas und Hanûman (obwohl Wollheim, Mythol. des alten Indien, S. 57, sie nicht also betrachten will) dem Wischnu nach der Insel Lanka oder Ceylon erbaute Brücke erinnert. Die St. Peterskirche zu Tyrol, welche für die älteste der Gegend gehalten wird, sollen Zwerge erbauet haben.<note place="foot" n="3)">Wolf, Zeitschr. für deutsche Mythol., I. S. 291.<lb/></note> In einer hessischen Sage bei Wolf, hessische Sagen Nr. 7, und ebenso bei Grimm, deutsche Sagen, I. Nr. 183, 1851 188,189, 195 und 197, erscheint der Teufel als Baumeister. In isländischen Mährchen findet man den Teufel, Trold, eine christliche Umbildung des Zwergen oder Riesen Finn, als Kirchenerbauer.<note place="foot" n="4)">San-Marte, Beiträge, S. 146.<lb/></note> Auf Island wird von einem geschickten Arbeiter gesagt dverghagr, d. i. geschickt wie die Zwerge; ebenso ist dvergasnidi, Zwerchenarbeit, eine kunstreiche Arbeit.<note place="foot" n="5)">Maurer, isländische Volkssagen, Leipzig 1860, S. 267.<lb/></note> Wenn anders die Angaben von H. Melville, vier Monate auf den Marquesasinseln, aus dem Englischen übersetzt von R. Garrigue, II. (Leipzig 1847) S. 51, Glauben ansprechen dürfen, finden sich auf diesen Inseln kyklopische Bauten sehr hohen Alters, deren Erbauung von den Eingebornen den grossen Göttern selbst zugeschrieben wird und die ohne Zweifel einem erloschenen und vergessenen Geschlechte angehören. &#x2013; Bei Schiras ist ein Kloster der 40<note place="foot" n="6)">Ueber die Vierzigzahl vergl. Symbolik, II. S. 544.<lb/></note> Derwische. &#x2013; Nach fränkischem Rechte durften die Heerdienstpflichtigen erst 40 Tage nach beendigtem Feldzuge die Waffen niederlegen.<note place="foot" n="7)">Warnkoenig, franz. Staatsgesch., S. 158.</note> &#x2013; Nach
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[152/0172] wird gleichfalls als der Erbauer seiner Tempel dargestellt und in einer ihn betreffenden Stelle heisst es: Voden construxit fana, Deus omnipotens amplos coelos, – der heidnische Gott Voden vermochte nur irdische Tempel zu bauen, der Allmächtige (der Christen) aber baute dieweiten Himmel. 1) In der nordischen Mythologie erbauet Thôrr eine Brücke, 2) was an die von den wohl rein mythischen Affenkönigen Sugrîwas und Hanûman (obwohl Wollheim, Mythol. des alten Indien, S. 57, sie nicht also betrachten will) dem Wischnu nach der Insel Lanka oder Ceylon erbaute Brücke erinnert. Die St. Peterskirche zu Tyrol, welche für die älteste der Gegend gehalten wird, sollen Zwerge erbauet haben. 3) In einer hessischen Sage bei Wolf, hessische Sagen Nr. 7, und ebenso bei Grimm, deutsche Sagen, I. Nr. 183, 1851 188,189, 195 und 197, erscheint der Teufel als Baumeister. In isländischen Mährchen findet man den Teufel, Trold, eine christliche Umbildung des Zwergen oder Riesen Finn, als Kirchenerbauer. 4) Auf Island wird von einem geschickten Arbeiter gesagt dverghagr, d. i. geschickt wie die Zwerge; ebenso ist dvergasnidi, Zwerchenarbeit, eine kunstreiche Arbeit. 5) Wenn anders die Angaben von H. Melville, vier Monate auf den Marquesasinseln, aus dem Englischen übersetzt von R. Garrigue, II. (Leipzig 1847) S. 51, Glauben ansprechen dürfen, finden sich auf diesen Inseln kyklopische Bauten sehr hohen Alters, deren Erbauung von den Eingebornen den grossen Göttern selbst zugeschrieben wird und die ohne Zweifel einem erloschenen und vergessenen Geschlechte angehören. – Bei Schiras ist ein Kloster der 40 6) Derwische. – Nach fränkischem Rechte durften die Heerdienstpflichtigen erst 40 Tage nach beendigtem Feldzuge die Waffen niederlegen. 7) – Nach 1) Wolf, Zeitschr., I. S. 69; Haupt, Zeitschr., V. S. 494. 2) Wolf, Beiträge zur deutschen Mythol., I. S. 30, Anm. 1. 3) Wolf, Zeitschr. für deutsche Mythol., I. S. 291. 4) San-Marte, Beiträge, S. 146. 5) Maurer, isländische Volkssagen, Leipzig 1860, S. 267. 6) Ueber die Vierzigzahl vergl. Symbolik, II. S. 544. 7) Warnkoenig, franz. Staatsgesch., S. 158.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Internetloge: Bereitstellung der Texttranskription. (2013-08-21T13:44:32Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Frederike Neuber: Bearbeitung der digitalen Edition. (2013-08-21T13:44:32Z)
Christian Thomas: Bearbeitung der digitalen Edition. (2013-08-21T13:44:32Z)
Maxi Grubert: Bearbeitung der digitalen Edition. (2013-08-21T13:44:32Z)
Bayerische Staatsbibliothek Digital: Bereitstellung der Bilddigitalisate. (2013-08-21T13:44:32Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Silbentrennung: aufgelöst
  • Zeilenumbrüche markiert: nein



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schauberg_freimaurerei03_1863
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schauberg_freimaurerei03_1863/172
Zitationshilfe: Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 3. Schaffhausen, 1863, S. 152. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schauberg_freimaurerei03_1863/172>, abgerufen am 24.11.2024.