Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 3. Schaffhausen, 1863.

Bild:
<< vorherige Seite

römischen Stuhl begründete und Britannien schon im 8ten Jahrhundert, selbst verglichen mit Frankreich und Italien mit einer vorzüglichern Aufklärung beschenkte.1) Unter Edwin (955 - 959) erhob sich daher ein allgemeiner, hartnäckiger und verwirrender Kampf der alten Landespriesterschaft gegen die römische Priesterschaft und Herrschaft, an der Spitze welcher letztern der sog. Mönchsfürst, Abt Dunstan, mit den Benedictinermönchen stand und die durch eine Masse von Klöstern mit dem sorgfältigst eingerichteten Mönchsthume das ganze Land bis hinauf zum Fürsten sich zu unterwerfen und zu beherrschen strebte.2) Selbst auf der Insel Mona wüthete dieser kirchliche und mönchische Streit und König Edwin, unter dessen kurzer Regierung derselbe ausbrach, wird daher in den Triaden zu den drei Geisseln der Insel Mona gezählt. Abt Dunstan scheint mit dem strengen Erzbisehofe von Canterbury. dem Dänen Odo, den wohl überlegten Plan gehabt zu haben, dem erzbischöflichen Stuhle die ganze Landesregierung zu erwerben und zu übertragen und dieselbe durch die Ehelosigkeit der Geistlichen zu stützen;3) Dunstan folgte Odo bald auf dem erzbischöflichen Stuhle und konnte nun um so ernstlicher an die Ausführung seines vorgregorianischen Planes denken. Gegen die römische und dänische Fremdherrschaft traten die Barden und britischen Geistlichen in den erbittertsten Kampf, wogegen der Bischof von York später den normannischen Eroberer, Wilhelm I. , krönte. Wenngleich einer spätern Periode und einem andern Literaturkreise, nämlich dem beginnenden eigentlichen englischen angehörig, darf auch hier wegen des darin athmenden Geistes des reinen Christenthums und einer vernünftigen Freiheit berührt werden die um 1350 oder 1362 wahrscheinlich von dem Weltgeistlichen Robert Langland verfasste und gegen die scham- und masslosen, gleichzeitig auch von Wicliffe (1324 - 1384)

1) Spittler, Entwurf der Gesch. der europ. Staaten, I. S. 285.
2) Eichhorn, Weltgeschichte, II. (dritte Ausgabe, Göttingen 1817) S. 221; San-Marte, Beiträge zur Heidensage, S. 50.
3) Luden, allgemeine Gesch. der Völker und Staaten, II. 2. S. 110

römischen Stuhl begründete und Britannien schon im 8ten Jahrhundert, selbst verglichen mit Frankreich und Italien mit einer vorzüglichern Aufklärung beschenkte.1) Unter Edwin (955 – 959) erhob sich daher ein allgemeiner, hartnäckiger und verwirrender Kampf der alten Landespriesterschaft gegen die römische Priesterschaft und Herrschaft, an der Spitze welcher letztern der sog. Mönchsfürst, Abt Dunstan, mit den Benedictinermönchen stand und die durch eine Masse von Klöstern mit dem sorgfältigst eingerichteten Mönchsthume das ganze Land bis hinauf zum Fürsten sich zu unterwerfen und zu beherrschen strebte.2) Selbst auf der Insel Mona wüthete dieser kirchliche und mönchische Streit und König Edwin, unter dessen kurzer Regierung derselbe ausbrach, wird daher in den Triaden zu den drei Geisseln der Insel Mona gezählt. Abt Dunstan scheint mit dem strengen Erzbisehofe von Canterbury. dem Dänen Odo, den wohl überlegten Plan gehabt zu haben, dem erzbischöflichen Stuhle die ganze Landesregierung zu erwerben und zu übertragen und dieselbe durch die Ehelosigkeit der Geistlichen zu stützen;3) Dunstan folgte Odo bald auf dem erzbischöflichen Stuhle und konnte nun um so ernstlicher an die Ausführung seines vorgregorianischen Planes denken. Gegen die römische und dänische Fremdherrschaft traten die Barden und britischen Geistlichen in den erbittertsten Kampf, wogegen der Bischof von York später den normannischen Eroberer, Wilhelm I. , krönte. Wenngleich einer spätern Periode und einem andern Literaturkreise, nämlich dem beginnenden eigentlichen englischen angehörig, darf auch hier wegen des darin athmenden Geistes des reinen Christenthums und einer vernünftigen Freiheit berührt werden die um 1350 oder 1362 wahrscheinlich von dem Weltgeistlichen Robert Langland verfasste und gegen die scham- und masslosen, gleichzeitig auch von Wicliffe (1324 – 1384)

1) Spittler, Entwurf der Gesch. der europ. Staaten, I. S. 285.
2) Eichhorn, Weltgeschichte, II. (dritte Ausgabe, Göttingen 1817) S. 221; San-Marte, Beiträge zur Heidensage, S. 50.
3) Luden, allgemeine Gesch. der Völker und Staaten, II. 2. S. 110
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0157" n="137"/>
römischen Stuhl begründete und Britannien schon im 8ten Jahrhundert, selbst verglichen mit Frankreich und Italien mit einer vorzüglichern Aufklärung beschenkte.<note place="foot" n="1)">Spittler, Entwurf der Gesch. der europ. Staaten, I. S. 285.<lb/></note> Unter Edwin (955 &#x2013; 959) erhob sich daher ein allgemeiner, hartnäckiger und verwirrender Kampf der alten Landespriesterschaft gegen die römische Priesterschaft und Herrschaft, an der Spitze welcher letztern der sog. Mönchsfürst, Abt Dunstan, mit den Benedictinermönchen stand und die durch eine Masse von Klöstern mit dem sorgfältigst eingerichteten Mönchsthume das ganze Land bis hinauf zum Fürsten sich zu unterwerfen und zu beherrschen strebte.<note place="foot" n="2)">Eichhorn, Weltgeschichte, II. (dritte Ausgabe, Göttingen 1817) S. 221; San-Marte, Beiträge zur Heidensage, S. 50.<lb/></note> Selbst auf der Insel Mona wüthete dieser kirchliche und mönchische Streit und König Edwin, unter dessen kurzer Regierung derselbe ausbrach, wird daher in den Triaden zu den drei Geisseln der Insel Mona gezählt. Abt Dunstan scheint mit dem strengen Erzbisehofe von Canterbury. dem <hi rendition="#g">Dänen</hi> Odo, den wohl überlegten Plan gehabt zu haben, dem erzbischöflichen Stuhle die ganze Landesregierung zu erwerben und zu übertragen und dieselbe durch die Ehelosigkeit der Geistlichen zu stützen;<note place="foot" n="3)">Luden, allgemeine Gesch. der Völker und Staaten, II. 2. S. 110</note> Dunstan folgte Odo bald auf dem erzbischöflichen Stuhle und konnte nun um so ernstlicher an die Ausführung seines vorgregorianischen Planes denken. Gegen die römische und dänische Fremdherrschaft traten die Barden und britischen Geistlichen in den erbittertsten Kampf, wogegen der Bischof <hi rendition="#g">von York</hi> später den normannischen Eroberer, Wilhelm I. , krönte. Wenngleich einer spätern Periode und einem andern Literaturkreise, nämlich dem beginnenden eigentlichen englischen angehörig, darf auch hier wegen des darin athmenden Geistes des reinen Christenthums und einer vernünftigen Freiheit berührt werden die um 1350 oder 1362 wahrscheinlich von dem Weltgeistlichen Robert Langland verfasste und gegen die scham- und masslosen, gleichzeitig auch von Wicliffe (1324 &#x2013; 1384)
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[137/0157] römischen Stuhl begründete und Britannien schon im 8ten Jahrhundert, selbst verglichen mit Frankreich und Italien mit einer vorzüglichern Aufklärung beschenkte. 1) Unter Edwin (955 – 959) erhob sich daher ein allgemeiner, hartnäckiger und verwirrender Kampf der alten Landespriesterschaft gegen die römische Priesterschaft und Herrschaft, an der Spitze welcher letztern der sog. Mönchsfürst, Abt Dunstan, mit den Benedictinermönchen stand und die durch eine Masse von Klöstern mit dem sorgfältigst eingerichteten Mönchsthume das ganze Land bis hinauf zum Fürsten sich zu unterwerfen und zu beherrschen strebte. 2) Selbst auf der Insel Mona wüthete dieser kirchliche und mönchische Streit und König Edwin, unter dessen kurzer Regierung derselbe ausbrach, wird daher in den Triaden zu den drei Geisseln der Insel Mona gezählt. Abt Dunstan scheint mit dem strengen Erzbisehofe von Canterbury. dem Dänen Odo, den wohl überlegten Plan gehabt zu haben, dem erzbischöflichen Stuhle die ganze Landesregierung zu erwerben und zu übertragen und dieselbe durch die Ehelosigkeit der Geistlichen zu stützen; 3) Dunstan folgte Odo bald auf dem erzbischöflichen Stuhle und konnte nun um so ernstlicher an die Ausführung seines vorgregorianischen Planes denken. Gegen die römische und dänische Fremdherrschaft traten die Barden und britischen Geistlichen in den erbittertsten Kampf, wogegen der Bischof von York später den normannischen Eroberer, Wilhelm I. , krönte. Wenngleich einer spätern Periode und einem andern Literaturkreise, nämlich dem beginnenden eigentlichen englischen angehörig, darf auch hier wegen des darin athmenden Geistes des reinen Christenthums und einer vernünftigen Freiheit berührt werden die um 1350 oder 1362 wahrscheinlich von dem Weltgeistlichen Robert Langland verfasste und gegen die scham- und masslosen, gleichzeitig auch von Wicliffe (1324 – 1384) 1) Spittler, Entwurf der Gesch. der europ. Staaten, I. S. 285. 2) Eichhorn, Weltgeschichte, II. (dritte Ausgabe, Göttingen 1817) S. 221; San-Marte, Beiträge zur Heidensage, S. 50. 3) Luden, allgemeine Gesch. der Völker und Staaten, II. 2. S. 110

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Internetloge: Bereitstellung der Texttranskription. (2013-08-21T13:44:32Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Frederike Neuber: Bearbeitung der digitalen Edition. (2013-08-21T13:44:32Z)
Christian Thomas: Bearbeitung der digitalen Edition. (2013-08-21T13:44:32Z)
Maxi Grubert: Bearbeitung der digitalen Edition. (2013-08-21T13:44:32Z)
Bayerische Staatsbibliothek Digital: Bereitstellung der Bilddigitalisate. (2013-08-21T13:44:32Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Silbentrennung: aufgelöst
  • Zeilenumbrüche markiert: nein



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schauberg_freimaurerei03_1863
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schauberg_freimaurerei03_1863/157
Zitationshilfe: Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 3. Schaffhausen, 1863, S. 137. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schauberg_freimaurerei03_1863/157>, abgerufen am 03.05.2024.