Schwures am Altare niederknieen soll.1) Ueber die eigentliche Mysterienbedeutung des Buchstabens Y und der durch ihn bezeichneten Hugiea geben die antiken Schlangenbilder Aufschluss und die Schlange wie das Ei sind das gleicher Symbol der Gesundheit, der Verjüngung, der ewigen Jugend und des ewigen Lebens. Nach Krause verband Pythagoras mit dem Buchstaben Y die sittenlehrliche Bedeutung: "Er zeige das Leben eines Menschen an, der im Anfange in der unschuldigen Kindheit einen ebenen und geraden Weg vor sich habe; wenn er aber das verständige Alter erreicht, den Scheideweg der Tugend und des Lasters vor sich sehe, wo er alle Ursache habe, zu bedenken, welchen der beiden er einschlagen wolle, weil sie zu einem gar ungleichen Ausgange führen." Darnach wäre der in dem pythagoreischen Buchstaben, im Y stehende Aufzunehmende, der den nach zwei Seiten geöffneten Winkel bildende Mensch Herakles am Scheidewege der Tugend und des Lasters, der zwischen den zwei parsischen Schicksalswegen oder zwischen den ägyptischen Wegen der doppelten Gerechtigkeit Wählende: allein so ansprechend diese Deutung des Symbols an sich ist, bleibt dagegen doch zu erwägen, dass das Symbol ein Unsterblichkeitssymbol, ein eigentliches Mysteriensymbol, - ein Symbol nicht des Lebenden, sondern des Sterbenden ist und deshalb die Hugiea gerade auf Grabmonumenten erscheint, wie noch jetzt bei den Maurern wenigstens des rectificirten schottischen Systems im Meistergrade, welcher die Wiederauferstehung und Unsterblichkeit zum Gegenstande hat. Mossdorf in der Encyklopädie, III. S. 636 und I. S. 109, schliesst sich zwar auch hier unbedingt an Krause an und bezieht den pythagoreischen Buchstaben Y, den sog. Triangel, auf das menschliche Leben: aber er muss auf das menschliche Sterben bezogen werden, womit auch Creuzer, Symbolik, IV. S. 541, Anm. 407 übereinstimmt, indem er die Gesundheit in dem religiösen Sinn von Seelenheil versteht. Der Tod, das Sterben war den Pythagoräern im Geiste der ägyptischen Priester das eigentliche Gesundwerden, die Wiedergeburt, die wahre Geburt ([fremdsprachliches Material])
1) Krause, I. 1. S. 313.
Schwures am Altare niederknieen soll.1) Ueber die eigentliche Mysterienbedeutung des Buchstabens Y und der durch ihn bezeichneten Hugiea geben die antiken Schlangenbilder Aufschluss und die Schlange wie das Ei sind das gleicher Symbol der Gesundheit, der Verjüngung, der ewigen Jugend und des ewigen Lebens. Nach Krause verband Pythagoras mit dem Buchstaben Y die sittenlehrliche Bedeutung: „Er zeige das Leben eines Menschen an, der im Anfange in der unschuldigen Kindheit einen ebenen und geraden Weg vor sich habe; wenn er aber das verständige Alter erreicht, den Scheideweg der Tugend und des Lasters vor sich sehe, wo er alle Ursache habe, zu bedenken, welchen der beiden er einschlagen wolle, weil sie zu einem gar ungleichen Ausgange führen.“ Darnach wäre der in dem pythagoreischen Buchstaben, im Y stehende Aufzunehmende, der den nach zwei Seiten geöffneten Winkel bildende Mensch Herakles am Scheidewege der Tugend und des Lasters, der zwischen den zwei parsischen Schicksalswegen oder zwischen den ägyptischen Wegen der doppelten Gerechtigkeit Wählende: allein so ansprechend diese Deutung des Symbols an sich ist, bleibt dagegen doch zu erwägen, dass das Symbol ein Unsterblichkeitssymbol, ein eigentliches Mysteriensymbol, – ein Symbol nicht des Lebenden, sondern des Sterbenden ist und deshalb die Hugiea gerade auf Grabmonumenten erscheint, wie noch jetzt bei den Maurern wenigstens des rectificirten schottischen Systems im Meistergrade, welcher die Wiederauferstehung und Unsterblichkeit zum Gegenstande hat. Mossdorf in der Encyklopädie, III. S. 636 und I. S. 109, schliesst sich zwar auch hier unbedingt an Krause an und bezieht den pythagoreischen Buchstaben Y, den sog. Triangel, auf das menschliche Leben: aber er muss auf das menschliche Sterben bezogen werden, womit auch Creuzer, Symbolik, IV. S. 541, Anm. 407 übereinstimmt, indem er die Gesundheit in dem religiösen Sinn von Seelenheil versteht. Der Tod, das Sterben war den Pythagoräern im Geiste der ägyptischen Priester das eigentliche Gesundwerden, die Wiedergeburt, die wahre Geburt ([fremdsprachliches Material])
1) Krause, I. 1. S. 313.
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0098"n="78"/>
Schwures am Altare niederknieen soll.<noteplace="foot"n="1)">Krause, I. 1. S. 313.<lb/></note> Ueber die eigentliche Mysterienbedeutung des Buchstabens Y und der durch ihn bezeichneten Hugiea geben die antiken Schlangenbilder Aufschluss und die Schlange wie das Ei sind das gleicher Symbol der Gesundheit, der Verjüngung, der ewigen Jugend und des ewigen Lebens. Nach Krause verband Pythagoras mit dem Buchstaben Y die sittenlehrliche Bedeutung: „Er zeige das Leben eines Menschen an, der im Anfange in der unschuldigen Kindheit einen ebenen und geraden Weg vor sich habe; wenn er aber das verständige Alter erreicht, den Scheideweg der Tugend und des Lasters vor sich sehe, wo er alle Ursache habe, zu bedenken, welchen der beiden er einschlagen wolle, weil sie zu einem gar ungleichen Ausgange führen.“ Darnach wäre der in dem pythagoreischen Buchstaben, im Y stehende Aufzunehmende, der den nach zwei Seiten geöffneten Winkel bildende Mensch Herakles am Scheidewege der Tugend und des Lasters, der zwischen den zwei parsischen Schicksalswegen oder zwischen den ägyptischen Wegen der doppelten Gerechtigkeit Wählende: allein so ansprechend diese Deutung des Symbols an sich ist, bleibt dagegen doch zu erwägen, dass das Symbol ein Unsterblichkeitssymbol, ein eigentliches Mysteriensymbol, – ein Symbol nicht des Lebenden, sondern des Sterbenden ist und deshalb die Hugiea gerade auf Grabmonumenten erscheint, wie noch jetzt bei den Maurern wenigstens des rectificirten schottischen Systems im Meistergrade, welcher die Wiederauferstehung und Unsterblichkeit zum Gegenstande hat. Mossdorf in der Encyklopädie, III. S. 636 und I. S. 109, schliesst sich zwar auch hier unbedingt an Krause an und bezieht den pythagoreischen Buchstaben Y, den sog. Triangel, auf das menschliche <hirendition="#g">Leben</hi>: aber er muss auf das menschliche <hirendition="#g">Sterben</hi> bezogen werden, womit auch Creuzer, Symbolik, IV. S. 541, Anm. 407 übereinstimmt, indem er die Gesundheit in dem religiösen Sinn von Seelenheil versteht. Der Tod, das Sterben war den Pythagoräern im Geiste der ägyptischen Priester das eigentliche Gesundwerden, die Wiedergeburt, die wahre Geburt (<foreignxml:lang="ell"><gapreason="fm"/></foreign>)
</p></div></body></text></TEI>
[78/0098]
Schwures am Altare niederknieen soll. 1) Ueber die eigentliche Mysterienbedeutung des Buchstabens Y und der durch ihn bezeichneten Hugiea geben die antiken Schlangenbilder Aufschluss und die Schlange wie das Ei sind das gleicher Symbol der Gesundheit, der Verjüngung, der ewigen Jugend und des ewigen Lebens. Nach Krause verband Pythagoras mit dem Buchstaben Y die sittenlehrliche Bedeutung: „Er zeige das Leben eines Menschen an, der im Anfange in der unschuldigen Kindheit einen ebenen und geraden Weg vor sich habe; wenn er aber das verständige Alter erreicht, den Scheideweg der Tugend und des Lasters vor sich sehe, wo er alle Ursache habe, zu bedenken, welchen der beiden er einschlagen wolle, weil sie zu einem gar ungleichen Ausgange führen.“ Darnach wäre der in dem pythagoreischen Buchstaben, im Y stehende Aufzunehmende, der den nach zwei Seiten geöffneten Winkel bildende Mensch Herakles am Scheidewege der Tugend und des Lasters, der zwischen den zwei parsischen Schicksalswegen oder zwischen den ägyptischen Wegen der doppelten Gerechtigkeit Wählende: allein so ansprechend diese Deutung des Symbols an sich ist, bleibt dagegen doch zu erwägen, dass das Symbol ein Unsterblichkeitssymbol, ein eigentliches Mysteriensymbol, – ein Symbol nicht des Lebenden, sondern des Sterbenden ist und deshalb die Hugiea gerade auf Grabmonumenten erscheint, wie noch jetzt bei den Maurern wenigstens des rectificirten schottischen Systems im Meistergrade, welcher die Wiederauferstehung und Unsterblichkeit zum Gegenstande hat. Mossdorf in der Encyklopädie, III. S. 636 und I. S. 109, schliesst sich zwar auch hier unbedingt an Krause an und bezieht den pythagoreischen Buchstaben Y, den sog. Triangel, auf das menschliche Leben: aber er muss auf das menschliche Sterben bezogen werden, womit auch Creuzer, Symbolik, IV. S. 541, Anm. 407 übereinstimmt, indem er die Gesundheit in dem religiösen Sinn von Seelenheil versteht. Der Tod, das Sterben war den Pythagoräern im Geiste der ägyptischen Priester das eigentliche Gesundwerden, die Wiedergeburt, die wahre Geburt (_ )
1) Krause, I. 1. S. 313.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert.
Weitere Informationen …
Internetloge: Bereitstellung der Texttranskription.
(2013-08-21T13:44:32Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Frederike Neuber: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2013-08-21T13:44:32Z)
Christian Thomas: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2013-08-21T13:44:32Z)
Maxi Grubert: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2013-08-21T13:44:32Z)
Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 2. Schaffhausen, 1861, S. 78. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schauberg_freimaurerei02_1861/98>, abgerufen am 16.02.2025.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2025 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften
(Kontakt).
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2025. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.