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Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 2. Schaffhausen, 1861.

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rest des am 22. Februar, am Tage von Petri Stuhlfeier (cathedra s. Petri Antiochiae) dort gefeierten Thunar- oder Frühlingsfestes sich erhalten hat. Die Hirtenbuben stellen an diesem Tage die Erschlagung des Winterriesen mit dem Hammer dar. Thorr, der Sohn der im Winter verlassenen oder verwittweten Mutter Erde (Nerthus, Tamfana oder vielleicht Tamfa, Zampe oder Zimbe, Spurke, woher die Spurcalia in Februario, wie sie im indiculus superstitionum genannt werden), erschlägt mit seinem Hammer oder Blitze den Winterriesen,1) wie in der maurerischen Sage der lichte Sonnen- und Sommergott von den Herbstgewittern erschlagen wird. Auch in der Mark wird am Petritage der Schluss und das Unterliegen des harten Winters dem siegreichen Thorr, dem blitzenden Frühlingsgotte in Brauch und Sang gefeiert, namentlich am frühen Morgen, mit Hämmern an die Hausposten geklopft, um dieselben vor Getreideschaden und Viehkrankheiten durch den Hammergott bewahren zu lassen.

Selbst das Sonnenhaus, die maurerische Tapis, der sogenannte salomonische Tempel mit den drei lichten Thoren möchte nur der alten heidnischen deutschen Symbolik entlehnt sein.2) So hat die durch ihre alten Cultusbilder merkwürdige Kapelle zu Belsen bei Rottenburg in Württemberg wohl nach der etruskisch-römischen Symbolik Thüren gegen Süden, Westen und Osten; nur gegen Norden, die unselige Gegend, hat sie keine. Wolf in den Beiträgen zur deutschen Mythologie, I. S. 108, scheint den Grund oder wenigstens eine Analogie darin finden zu wollen, dass der Hochsitz Wuotans mit der Rücklehne gegen Norden gestanden sei, indem Wuotan dem Lichte, dem Süden entgegenschaute, woher einst durch Surtr den Göttern der Untergang, aber auch die Wiederverjüngung gebracht werden sollte.3) Die Nordseite ist die winterliche, die dunkle Seite der drei Wintermonate und somit nur ein anderes Bild der drei

1) Wolf, Zeitschrift, I. S. 389, vergl. mit desselben Beiträge, I. S. 86 ff.
2) Vergl. oben I. S. 514.
3) Wolf, Beitr., I. S. 25.

rest des am 22. Februar, am Tage von Petri Stuhlfeier (cathedra s. Petri Antiochiae) dort gefeierten Thunar- oder Frühlingsfestes sich erhalten hat. Die Hirtenbuben stellen an diesem Tage die Erschlagung des Winterriesen mit dem Hammer dar. Thôrr, der Sohn der im Winter verlassenen oder verwittweten Mutter Erde (Nerthus, Tamfana oder vielleicht Tamfa, Zampe oder Zimbe, Spurke, woher die Spurcalia in Februario, wie sie im indiculus superstitionum genannt werden), erschlägt mit seinem Hammer oder Blitze den Winterriesen,1) wie in der maurerischen Sage der lichte Sonnen- und Sommergott von den Herbstgewittern erschlagen wird. Auch in der Mark wird am Petritage der Schluss und das Unterliegen des harten Winters dem siegreichen Thôrr, dem blitzenden Frühlingsgotte in Brauch und Sang gefeiert, namentlich am frühen Morgen, mit Hämmern an die Hausposten geklopft, um dieselben vor Getreideschaden und Viehkrankheiten durch den Hammergott bewahren zu lassen.

Selbst das Sonnenhaus, die maurerische Tapis, der sogenannte salomonische Tempel mit den drei lichten Thoren möchte nur der alten heidnischen deutschen Symbolik entlehnt sein.2) So hat die durch ihre alten Cultusbilder merkwürdige Kapelle zu Belsen bei Rottenburg in Württemberg wohl nach der etruskisch-römischen Symbolik Thüren gegen Süden, Westen und Osten; nur gegen Norden, die unselige Gegend, hat sie keine. Wolf in den Beiträgen zur deutschen Mythologie, I. S. 108, scheint den Grund oder wenigstens eine Analogie darin finden zu wollen, dass der Hochsitz Wuotans mit der Rücklehne gegen Norden gestanden sei, indem Wuotan dem Lichte, dem Süden entgegenschaute, woher einst durch Surtr den Göttern der Untergang, aber auch die Wiederverjüngung gebracht werden sollte.3) Die Nordseite ist die winterliche, die dunkle Seite der drei Wintermonate und somit nur ein anderes Bild der drei

1) Wolf, Zeitschrift, I. S. 389, vergl. mit desselben Beiträge, I. S. 86 ff.
2) Vergl. oben I. S. 514.
3) Wolf, Beitr., I. S. 25.
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[785/0805] rest des am 22. Februar, am Tage von Petri Stuhlfeier (cathedra s. Petri Antiochiae) dort gefeierten Thunar- oder Frühlingsfestes sich erhalten hat. Die Hirtenbuben stellen an diesem Tage die Erschlagung des Winterriesen mit dem Hammer dar. Thôrr, der Sohn der im Winter verlassenen oder verwittweten Mutter Erde (Nerthus, Tamfana oder vielleicht Tamfa, Zampe oder Zimbe, Spurke, woher die Spurcalia in Februario, wie sie im indiculus superstitionum genannt werden), erschlägt mit seinem Hammer oder Blitze den Winterriesen, 1) wie in der maurerischen Sage der lichte Sonnen- und Sommergott von den Herbstgewittern erschlagen wird. Auch in der Mark wird am Petritage der Schluss und das Unterliegen des harten Winters dem siegreichen Thôrr, dem blitzenden Frühlingsgotte in Brauch und Sang gefeiert, namentlich am frühen Morgen, mit Hämmern an die Hausposten geklopft, um dieselben vor Getreideschaden und Viehkrankheiten durch den Hammergott bewahren zu lassen. Selbst das Sonnenhaus, die maurerische Tapis, der sogenannte salomonische Tempel mit den drei lichten Thoren möchte nur der alten heidnischen deutschen Symbolik entlehnt sein. 2) So hat die durch ihre alten Cultusbilder merkwürdige Kapelle zu Belsen bei Rottenburg in Württemberg wohl nach der etruskisch-römischen Symbolik Thüren gegen Süden, Westen und Osten; nur gegen Norden, die unselige Gegend, hat sie keine. Wolf in den Beiträgen zur deutschen Mythologie, I. S. 108, scheint den Grund oder wenigstens eine Analogie darin finden zu wollen, dass der Hochsitz Wuotans mit der Rücklehne gegen Norden gestanden sei, indem Wuotan dem Lichte, dem Süden entgegenschaute, woher einst durch Surtr den Göttern der Untergang, aber auch die Wiederverjüngung gebracht werden sollte. 3) Die Nordseite ist die winterliche, die dunkle Seite der drei Wintermonate und somit nur ein anderes Bild der drei 1) Wolf, Zeitschrift, I. S. 389, vergl. mit desselben Beiträge, I. S. 86 ff. 2) Vergl. oben I. S. 514. 3) Wolf, Beitr., I. S. 25.

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Zitationshilfe: Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 2. Schaffhausen, 1861, S. 785. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schauberg_freimaurerei02_1861/805>, abgerufen am 07.05.2024.