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Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 2. Schaffhausen, 1861.

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und Blüthenleben, das niemals welken möge. Die Freundschaft ist das reinste und geistigste Gefühl, daher auch Gott selbst vielfach als der Freund der Menschen bezeichnet wird; so Mithra bei den Baktrern, Indra bei den Indern und Asklepios bei den Griechen. Als die Heiden den Asklepios als einen Heiler und Heiland Christus entgegenzusetzen versuchten, nannten sie den Asklepios auch den Menschenfreund ([fremdsprachliches Material]1) und machten ihn zu einem Sohne des Zeus statt des Apollo. Ein altes deutsches Sprichwort sagt:

Lieber todt als freundelos.2)

Oder:

Tod ist besser als leben ohne Freunde.

Ferner:

Alte Freund und alte Schwert,
Sind in der Noth ihres Geldes werth.

Schiller sang:

Wem der grosse Wurf gelungen,
Eines Freundes Freund zu sein,
Wer ein holdes Weib errungen,
Mische seinen Jubel ein!
Ja - wer auch nur Eine Seele
Sein nennt auf dem Erdenrund!
Und wer's nie gekonnt, der stehle
Weinend sich aus diesem Bund!

Nach Grimm, Rechtsalterthümer, S. 192, liessen bei der Eingebung der Brüderschaft beide Freunde ihr Blut in eine Grube (spor) zusammenrinnen, dass es sich mit der Erde vermischte. Das hiess blanda bodi saman oder bodi ei spor renna. S. 118 beschreibt Grimm dies näher dahin: "In Scandinavien wurde aber nicht sowohl auf die Erde, als unter der Erde geschworen. Das Stück Erde hiess torfa oder iardar men (Erdstreife von men, ahd. mani, monile, lingula); schwörende Bundesbrüder schnitten einen langen Streif grasbewachsener Erde auf, doch so, daas er an beiden Enden am Grunde hängen blieb. In

1) Weimar. Jahrbuch, I. S. 433.
2) Verg. Hoffmann von Fallersleben; die ältesten deutschen Sprichwörtersammlungen im weimarischen Jahrbuch, II. S. 173 ff.

und Blüthenleben, das niemals welken möge. Die Freundschaft ist das reinste und geistigste Gefühl, daher auch Gott selbst vielfach als der Freund der Menschen bezeichnet wird; so Mithra bei den Baktrern, Indra bei den Indern und Asklepios bei den Griechen. Als die Heiden den Asklepios als einen Heiler und Heiland Christus entgegenzusetzen versuchten, nannten sie den Asklepios auch den Menschenfreund ([fremdsprachliches Material]1) und machten ihn zu einem Sohne des Zeus statt des Apollo. Ein altes deutsches Sprichwort sagt:

Lieber todt als freundelos.2)

Oder:

Tod ist besser als leben ohne Freunde.

Ferner:

Alte Freund und alte Schwert,
Sind in der Noth ihres Geldes werth.

Schiller sang:

Wem der grosse Wurf gelungen,
Eines Freundes Freund zu sein,
Wer ein holdes Weib errungen,
Mische seinen Jubel ein!
Ja – wer auch nur Eine Seele
Sein nennt auf dem Erdenrund!
Und wer’s nie gekonnt, der stehle
Weinend sich aus diesem Bund!

Nach Grimm, Rechtsalterthümer, S. 192, liessen bei der Eingebung der Brüderschaft beide Freunde ihr Blut in eine Grube (spor) zusammenrinnen, dass es sich mit der Erde vermischte. Das hiess blanda bôdi saman oder bôdi î spor renna. S. 118 beschreibt Grimm dies näher dahin: „In Scandinavien wurde aber nicht sowohl auf die Erde, als unter der Erde geschworen. Das Stück Erde hiess torfa oder iardar men (Erdstreife von men, ahd. mani, monile, lingula); schwörende Bundesbrüder schnitten einen langen Streif grasbewachsener Erde auf, doch so, daas er an beiden Enden am Grunde hängen blieb. In

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Zitationshilfe: Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 2. Schaffhausen, 1861, S. 59. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schauberg_freimaurerei02_1861/79>, abgerufen am 12.05.2024.