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Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 2. Schaffhausen, 1861.

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eine Sage, dass einem Unholden das Blut von zwölf Jungfrauen Gesundheit und Erlösung bringin solle; schon hat er eilf Jungfrauen getödtet und ihre Leichname im Walde aufgehangen, aber, als er die letzte und zwölfte rauben will, naht die Stunde der Strafe. Auch gehört ganz in diesen Sagenkreis die alte jüdische Sage, dass Noah der Erfinder des Weinstocks, den Wein, welchen er bitter fand, mit dem Blute von vier Thieren, eines Löwen, Lammes, Schweines und Affen vermischt habe, woraus denn natürlich ist, dass die Menschen, welche ihn bis zum Rausche geniessen, leicht die Naturen dieser Thiere annahmen. Das Blut des unschuldigen Lammes reinigt aber in dem alten und neuen Testamente vorzüglich von der Schuld und Sünde. So wurde auch im Mittelalter der Pelican, welcher solche Liebe zu seinen Jungen trägt, dass er sich selbst die Brust aufreisst und mit seinem Blute seine Jungen nährt, zu einem Symbol Cbristi, der mit seinem Blute die Welt ernährt und zugleich heilt.1) So ist auch Christus auf einem sehr alten Holzbilde dargestellt, welches ehemals den Erfurter Rathsaal schmückte. Im heiligen Graal wird das Blut eines Mädchens verlangt, das Tochter eines Königs und einer Königin sei.2) Das Blut Hingerichteter wurde früher mit Gier aufgefangen und genossen, weil man es zur Heilung nützlich hielt;3) bis zum J. 1848 hat sich dieser Aberglaube in einzelnen Beispielen erhalten. Das Blut der Hingerichteten wurde für heilkräftig gehalten, weil sie durch den erlittenen Straftod gesühnt und gereinigt worden waren, ihr Blut also dem Blute eines unschuldigen Kindes sich gleichstellte.

Dem deutschen Worte Blut liegt bekanntlich die Wurzel blühen zu Grunde und das Blut berührt sich mit der Blume,4) weshalb wir mit Hinsicht auf die alte Bluttheilung der Freunde sagen dürfen, dass die treuen Freunde, die Blutsfreunde gleich den Blumen in Liebe und Freude erblühen sollen; die Freundschaft sei ein reiches Blumen-

1) Weimarisches Jahrbuch, I. S. 439.
2) Vergl. Grimm, der arme Heinrich, Berlin 1815, S. 187 ff.
3) Weimarisches Jahrbuch, 1. S. 441.
4) Vergl. Grimm, Wörterbuch unter Blut.

eine Sage, dass einem Unholden das Blut von zwölf Jungfrauen Gesundheit und Erlösung bringin solle; schon hat er eilf Jungfrauen getödtet und ihre Leichname im Walde aufgehangen, aber, als er die letzte und zwölfte rauben will, naht die Stunde der Strafe. Auch gehört ganz in diesen Sagenkreis die alte jüdische Sage, dass Noah der Erfinder des Weinstocks, den Wein, welchen er bitter fand, mit dem Blute von vier Thieren, eines Löwen, Lammes, Schweines und Affen vermischt habe, woraus denn natürlich ist, dass die Menschen, welche ihn bis zum Rausche geniessen, leicht die Naturen dieser Thiere annahmen. Das Blut des unschuldigen Lammes reinigt aber in dem alten und neuen Testamente vorzüglich von der Schuld und Sünde. So wurde auch im Mittelalter der Pelican, welcher solche Liebe zu seinen Jungen trägt, dass er sich selbst die Brust aufreisst und mit seinem Blute seine Jungen nährt, zu einem Symbol Cbristi, der mit seinem Blute die Welt ernährt und zugleich heilt.1) So ist auch Christus auf einem sehr alten Holzbilde dargestellt, welches ehemals den Erfurter Rathsaal schmückte. Im heiligen Graal wird das Blut eines Mädchens verlangt, das Tochter eines Königs und einer Königin sei.2) Das Blut Hingerichteter wurde früher mit Gier aufgefangen und genossen, weil man es zur Heilung nützlich hielt;3) bis zum J. 1848 hat sich dieser Aberglaube in einzelnen Beispielen erhalten. Das Blut der Hingerichteten wurde für heilkräftig gehalten, weil sie durch den erlittenen Straftod gesühnt und gereinigt worden waren, ihr Blut also dem Blute eines unschuldigen Kindes sich gleichstellte.

Dem deutschen Worte Blut liegt bekanntlich die Wurzel blühen zu Grunde und das Blut berührt sich mit der Blume,4) weshalb wir mit Hinsicht auf die alte Bluttheilung der Freunde sagen dürfen, dass die treuen Freunde, die Blutsfreunde gleich den Blumen in Liebe und Freude erblühen sollen; die Freundschaft sei ein reiches Blumen-

1) Weimarisches Jahrbuch, I. S. 439.
2) Vergl. Grimm, der arme Heinrich, Berlin 1815, S. 187 ff.
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[58/0078] eine Sage, dass einem Unholden das Blut von zwölf Jungfrauen Gesundheit und Erlösung bringin solle; schon hat er eilf Jungfrauen getödtet und ihre Leichname im Walde aufgehangen, aber, als er die letzte und zwölfte rauben will, naht die Stunde der Strafe. Auch gehört ganz in diesen Sagenkreis die alte jüdische Sage, dass Noah der Erfinder des Weinstocks, den Wein, welchen er bitter fand, mit dem Blute von vier Thieren, eines Löwen, Lammes, Schweines und Affen vermischt habe, woraus denn natürlich ist, dass die Menschen, welche ihn bis zum Rausche geniessen, leicht die Naturen dieser Thiere annahmen. Das Blut des unschuldigen Lammes reinigt aber in dem alten und neuen Testamente vorzüglich von der Schuld und Sünde. So wurde auch im Mittelalter der Pelican, welcher solche Liebe zu seinen Jungen trägt, dass er sich selbst die Brust aufreisst und mit seinem Blute seine Jungen nährt, zu einem Symbol Cbristi, der mit seinem Blute die Welt ernährt und zugleich heilt. 1) So ist auch Christus auf einem sehr alten Holzbilde dargestellt, welches ehemals den Erfurter Rathsaal schmückte. Im heiligen Graal wird das Blut eines Mädchens verlangt, das Tochter eines Königs und einer Königin sei. 2) Das Blut Hingerichteter wurde früher mit Gier aufgefangen und genossen, weil man es zur Heilung nützlich hielt; 3) bis zum J. 1848 hat sich dieser Aberglaube in einzelnen Beispielen erhalten. Das Blut der Hingerichteten wurde für heilkräftig gehalten, weil sie durch den erlittenen Straftod gesühnt und gereinigt worden waren, ihr Blut also dem Blute eines unschuldigen Kindes sich gleichstellte. Dem deutschen Worte Blut liegt bekanntlich die Wurzel blühen zu Grunde und das Blut berührt sich mit der Blume, 4) weshalb wir mit Hinsicht auf die alte Bluttheilung der Freunde sagen dürfen, dass die treuen Freunde, die Blutsfreunde gleich den Blumen in Liebe und Freude erblühen sollen; die Freundschaft sei ein reiches Blumen- 1) Weimarisches Jahrbuch, I. S. 439. 2) Vergl. Grimm, der arme Heinrich, Berlin 1815, S. 187 ff. 3) Weimarisches Jahrbuch, 1. S. 441. 4) Vergl. Grimm, Wörterbuch unter Blut.

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Zitationshilfe: Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 2. Schaffhausen, 1861, S. 58. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schauberg_freimaurerei02_1861/78>, abgerufen am 22.11.2024.