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Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 2. Schaffhausen, 1861.

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Die französischen Maurer scheinen die Loge von 12 Säulen getragen werden zu lassen, nämlich ausser den beiden Säulen Jakin und Boaz noch von 12 an den Seiten der Loge angebrachten.1) Bei den mittelalterlichen Bauleuten wurden die Zahlen durch den sog. Achtort bestimmt, weleben im 13ten Jahrhundert Albertus Argentinus, ein Benedictinermönch zu Strassburg, erfunden haben soll. Die Zahlen des Achtorts sind 1, 3, 4, 5, 7, 9, 10 und 12, welche alle im Zirkel liegen. Aus 1 entspringt Drei und aus Drei Vier, der in fast allen Sprachen aus vier Buchstaben bestehende Name Gottes.2)

3. 15 Lichter erleuchten die Meisterloge bei der Wiederauferstehung des Hiram, die drei Lichter des Meisters vom Stuhl und der beiden ersten Vorsteher und 12 Lichter an der nördlichen und südlichen Seite der Loge in vier Gruppen von je drei Lichtern.3) Die leuchtende Fünfzehnzahl ist demnach unverkennbar zusammengesetzt aus 3 und 12 , d. h. um die 12 Monate und die vier Zeiten des Jahres neu beginnen und neu erleuchten zu können, muss Hiram in das dreimonatliche Grab hinabsteigen und wieder daraus hervorgehen. Mit 12 Jahren erscheint Jesus zum ersten Mal in der Welt, wird gleichsam für die Welt geboren; nach 30 Lebensjahren, vielleicht einer andern Gestaltung der drei Grabestage oder Monate beginnt er sein Lehramt. In einer hessischen Sage (bei Wolf Nro. 183) bedarf es, um einen Schatz zu heben, 12 kühner und unerschrockener Männer. Nach rheinischer Sage sind in der Christnacht um 12 Uhr alle Wasser Wein und alle Bäume Rosmarin.4) Das Aufsuchen des Hiram in den maurerischen Mysterien ist ohne Zweifel dem Aufsuchen des Osiris durch die Isis, der Kore durch die Demeter u. s. w. nachgebildet und sein Wiederfinden ist das Finden eines Meisterwortes, eines neuen Lichtes und Jahres, so dass, was am Sarge des Osiris-Hiram als ein dunkles Trauerfest begonnen

1) Berchtold, S. 11.
2) Heideloff, die Bauhütte, S. 15 und 101 ff.
3) Vergl. oben S. 339.
4) Wolf, Beiträge, I. S. 230 und II. S. 124.

Die französischen Maurer scheinen die Loge von 12 Säulen getragen werden zu lassen, nämlich ausser den beiden Säulen Jakin und Boaz noch von 12 an den Seiten der Loge angebrachten.1) Bei den mittelalterlichen Bauleuten wurden die Zahlen durch den sog. Achtort bestimmt, weleben im 13ten Jahrhundert Albertus Argentinus, ein Benedictinermönch zu Strassburg, erfunden haben soll. Die Zahlen des Achtorts sind 1, 3, 4, 5, 7, 9, 10 und 12, welche alle im Zirkel liegen. Aus 1 entspringt Drei und aus Drei Vier, der in fast allen Sprachen aus vier Buchstaben bestehende Name Gottes.2)

3. 15 Lichter erleuchten die Meisterloge bei der Wiederauferstehung des Hiram, die drei Lichter des Meisters vom Stuhl und der beiden ersten Vorsteher und 12 Lichter an der nördlichen und südlichen Seite der Loge in vier Gruppen von je drei Lichtern.3) Die leuchtende Fünfzehnzahl ist demnach unverkennbar zusammengesetzt aus 3 und 12 , d. h. um die 12 Monate und die vier Zeiten des Jahres neu beginnen und neu erleuchten zu können, muss Hiram in das dreimonatliche Grab hinabsteigen und wieder daraus hervorgehen. Mit 12 Jahren erscheint Jesus zum ersten Mal in der Welt, wird gleichsam für die Welt geboren; nach 30 Lebensjahren, vielleicht einer andern Gestaltung der drei Grabestage oder Monate beginnt er sein Lehramt. In einer hessischen Sage (bei Wolf Nro. 183) bedarf es, um einen Schatz zu heben, 12 kühner und unerschrockener Männer. Nach rheinischer Sage sind in der Christnacht um 12 Uhr alle Wasser Wein und alle Bäume Rosmarin.4) Das Aufsuchen des Hiram in den maurerischen Mysterien ist ohne Zweifel dem Aufsuchen des Osiris durch die Isis, der Kore durch die Demeter u. s. w. nachgebildet und sein Wiederfinden ist das Finden eines Meisterwortes, eines neuen Lichtes und Jahres, so dass, was am Sarge des Osiris-Hiram als ein dunkles Trauerfest begonnen

1) Berchtold, S. 11.
2) Heideloff, die Bauhütte, S. 15 und 101 ff.
3) Vergl. oben S. 339.
4) Wolf, Beiträge, I. S. 230 und II. S. 124.
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[764/0784] Die französischen Maurer scheinen die Loge von 12 Säulen getragen werden zu lassen, nämlich ausser den beiden Säulen Jakin und Boaz noch von 12 an den Seiten der Loge angebrachten. 1) Bei den mittelalterlichen Bauleuten wurden die Zahlen durch den sog. Achtort bestimmt, weleben im 13ten Jahrhundert Albertus Argentinus, ein Benedictinermönch zu Strassburg, erfunden haben soll. Die Zahlen des Achtorts sind 1, 3, 4, 5, 7, 9, 10 und 12, welche alle im Zirkel liegen. Aus 1 entspringt Drei und aus Drei Vier, der in fast allen Sprachen aus vier Buchstaben bestehende Name Gottes. 2) 3. 15 Lichter erleuchten die Meisterloge bei der Wiederauferstehung des Hiram, die drei Lichter des Meisters vom Stuhl und der beiden ersten Vorsteher und 12 Lichter an der nördlichen und südlichen Seite der Loge in vier Gruppen von je drei Lichtern. 3) Die leuchtende Fünfzehnzahl ist demnach unverkennbar zusammengesetzt aus 3 und 12 , d. h. um die 12 Monate und die vier Zeiten des Jahres neu beginnen und neu erleuchten zu können, muss Hiram in das dreimonatliche Grab hinabsteigen und wieder daraus hervorgehen. Mit 12 Jahren erscheint Jesus zum ersten Mal in der Welt, wird gleichsam für die Welt geboren; nach 30 Lebensjahren, vielleicht einer andern Gestaltung der drei Grabestage oder Monate beginnt er sein Lehramt. In einer hessischen Sage (bei Wolf Nro. 183) bedarf es, um einen Schatz zu heben, 12 kühner und unerschrockener Männer. Nach rheinischer Sage sind in der Christnacht um 12 Uhr alle Wasser Wein und alle Bäume Rosmarin. 4) Das Aufsuchen des Hiram in den maurerischen Mysterien ist ohne Zweifel dem Aufsuchen des Osiris durch die Isis, der Kore durch die Demeter u. s. w. nachgebildet und sein Wiederfinden ist das Finden eines Meisterwortes, eines neuen Lichtes und Jahres, so dass, was am Sarge des Osiris-Hiram als ein dunkles Trauerfest begonnen 1) Berchtold, S. 11. 2) Heideloff, die Bauhütte, S. 15 und 101 ff. 3) Vergl. oben S. 339. 4) Wolf, Beiträge, I. S. 230 und II. S. 124.

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Zitationshilfe: Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 2. Schaffhausen, 1861, S. 764. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schauberg_freimaurerei02_1861/784>, abgerufen am 23.11.2024.