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Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 2. Schaffhausen, 1861.

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richten von einem Steine oder einer Säule für sich zu haben scheint. Auch hält es Meyer nicht für unwahrscheinlich, dass der Berg Julier die Columna Solis sei, von welcher Avienus in seinem geographischen Gedichte über die Küste Spaniens rede. Sonnensäulen erwähnt übrigens Ezechiel 6, 6 auch bei den Juden.

Endlich erwähnen wir hier noch die dreizehn Gemeinden, i tredici Communi, welche zur Zeit der Republik Venedig das sogenannte Vicariato de' Monti des Gebietes von Verona gebildet haben und die Graf Henkel von Donnersmark, bei Ersch und Gruber, Encyklopädie, I. Bd. XXVII. S. 395 ff., für mösogothisch-germanische oder teutsche, - andere für rhätische, cimbrische oder tiguriner'sche Ueberreste halten. Ebenso darf hierher gezogen werden die Sage von den 12 Rheinfeldner Rathsherrn, welche Rochholz in seinen Schweizersagen aus dem Aargau unter Nro. 513 mittheilt. Zur Zeit der verheerenden Pest, welche der schwarze Tod genannt wurde, um die Mitte des 14. Jahrhunderts starben zu Rheinfelden alle Leute bis auf 12 alte Männer, denen ein Vögelein vom Himmel herab Heilkräuter verkündete und welche sodann eine noch bestehende Todtenbruderschaft zur Pflege der Kranken und zur Beerdigung der Todten bildeten. Das Andenken der Erscheinung jenes Vögeleins wird noch durch 12 Rathsherren und namentlich auch durch einen von ihnen um die Mitternachtsstunde der Weihnachtsnacht mit Laternen zu haltenden Umzug gefeiert. In einer andern Sage (Rochholz Nr. 310 a) führen die Geister von 12 Weinverfälschern mit 12 brennenden Kerzen einen Handwerksburschen, der ihnen zuvor 12 Gläser Wein zu trinken gegeben hatte, tief in einen Keller hinab und zeigen ihm hier in drei über einander gestellten Druhen das Geld, welches sie 12 Menschenalter hindurch durch betrügliche Weinverfähchung erworben hatten. Einem Aussätzigen wird von dem bösen Geiste eingegeben, dass er sich reinigen und von seinem Uebel befreien könne, wenn er sich in dem Blute von 7 oder 12 tugendhaften Jungfrauen bade.1) Nach der ältesten Offnung der Stadt Luzern, nach

1) Rochholz, a. a. O, Nr. 14 und 15.

richten von einem Steine oder einer Säule für sich zu haben scheint. Auch hält es Meyer nicht für unwahrscheinlich, dass der Berg Julier die Columna Solis sei, von welcher Avienus in seinem geographischen Gedichte über die Küste Spaniens rede. Sonnensäulen erwähnt übrigens Ezechiel 6, 6 auch bei den Juden.

Endlich erwähnen wir hier noch die dreizehn Gemeinden, i tredici Communi, welche zur Zeit der Republik Venedig das sogenannte Vicariato de’ Monti des Gebietes von Verona gebildet haben und die Graf Henkel von Donnersmark, bei Ersch und Gruber, Encyklopädie, I. Bd. XXVII. S. 395 ff., für mösogothisch-germanische oder teutsche, - andere für rhätische, cimbrische oder tiguriner’sche Ueberreste halten. Ebenso darf hierher gezogen werden die Sage von den 12 Rheinfeldner Rathsherrn, welche Rochholz in seinen Schweizersagen aus dem Aargau unter Nro. 513 mittheilt. Zur Zeit der verheerenden Pest, welche der schwarze Tod genannt wurde, um die Mitte des 14. Jahrhunderts starben zu Rheinfelden alle Leute bis auf 12 alte Männer, denen ein Vögelein vom Himmel herab Heilkräuter verkündete und welche sodann eine noch bestehende Todtenbruderschaft zur Pflege der Kranken und zur Beerdigung der Todten bildeten. Das Andenken der Erscheinung jenes Vögeleins wird noch durch 12 Rathsherren und namentlich auch durch einen von ihnen um die Mitternachtsstunde der Weihnachtsnacht mit Laternen zu haltenden Umzug gefeiert. In einer andern Sage (Rochholz Nr. 310 a) führen die Geister von 12 Weinverfälschern mit 12 brennenden Kerzen einen Handwerksburschen, der ihnen zuvor 12 Gläser Wein zu trinken gegeben hatte, tief in einen Keller hinab und zeigen ihm hier in drei über einander gestellten Druhen das Geld, welches sie 12 Menschenalter hindurch durch betrügliche Weinverfähchung erworben hatten. Einem Aussätzigen wird von dem bösen Geiste eingegeben, dass er sich reinigen und von seinem Uebel befreien könne, wenn er sich in dem Blute von 7 oder 12 tugendhaften Jungfrauen bade.1) Nach der ältesten Offnung der Stadt Luzern, nach

1) Rochholz, a. a. O, Nr. 14 und 15.
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[705/0725] richten von einem Steine oder einer Säule für sich zu haben scheint. Auch hält es Meyer nicht für unwahrscheinlich, dass der Berg Julier die Columna Solis sei, von welcher Avienus in seinem geographischen Gedichte über die Küste Spaniens rede. Sonnensäulen erwähnt übrigens Ezechiel 6, 6 auch bei den Juden. Endlich erwähnen wir hier noch die dreizehn Gemeinden, i tredici Communi, welche zur Zeit der Republik Venedig das sogenannte Vicariato de’ Monti des Gebietes von Verona gebildet haben und die Graf Henkel von Donnersmark, bei Ersch und Gruber, Encyklopädie, I. Bd. XXVII. S. 395 ff., für mösogothisch-germanische oder teutsche, - andere für rhätische, cimbrische oder tiguriner’sche Ueberreste halten. Ebenso darf hierher gezogen werden die Sage von den 12 Rheinfeldner Rathsherrn, welche Rochholz in seinen Schweizersagen aus dem Aargau unter Nro. 513 mittheilt. Zur Zeit der verheerenden Pest, welche der schwarze Tod genannt wurde, um die Mitte des 14. Jahrhunderts starben zu Rheinfelden alle Leute bis auf 12 alte Männer, denen ein Vögelein vom Himmel herab Heilkräuter verkündete und welche sodann eine noch bestehende Todtenbruderschaft zur Pflege der Kranken und zur Beerdigung der Todten bildeten. Das Andenken der Erscheinung jenes Vögeleins wird noch durch 12 Rathsherren und namentlich auch durch einen von ihnen um die Mitternachtsstunde der Weihnachtsnacht mit Laternen zu haltenden Umzug gefeiert. In einer andern Sage (Rochholz Nr. 310 a) führen die Geister von 12 Weinverfälschern mit 12 brennenden Kerzen einen Handwerksburschen, der ihnen zuvor 12 Gläser Wein zu trinken gegeben hatte, tief in einen Keller hinab und zeigen ihm hier in drei über einander gestellten Druhen das Geld, welches sie 12 Menschenalter hindurch durch betrügliche Weinverfähchung erworben hatten. Einem Aussätzigen wird von dem bösen Geiste eingegeben, dass er sich reinigen und von seinem Uebel befreien könne, wenn er sich in dem Blute von 7 oder 12 tugendhaften Jungfrauen bade. 1) Nach der ältesten Offnung der Stadt Luzern, nach 1) Rochholz, a. a. O, Nr. 14 und 15.

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Zitationshilfe: Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 2. Schaffhausen, 1861, S. 705. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schauberg_freimaurerei02_1861/725>, abgerufen am 23.11.2024.