Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 2. Schaffhausen, 1861.

Bild:
<< vorherige Seite

ders in Kriegszeiten ausgerüstetes XIII Raths-Collegium; Strassburg hatte gleichfalls ein XIII Collegium. Das Civilgericht von Basel besteht noch heute aus 12 Richtern. - Frankreich zerfiel seit den ältesten Zeiten in 12 grosse Regierungsbezirke (gouvernemens), wornach noch im Jahr 1614 die Reichsversammlung (Etats generaux) gebildet und in 12 Sectionen, eine jede mit einer Stimme, getheilt wurde.1) - Der Reinardus aus der Mitte des 13. und aus dem 14. Jahrhundert ist in 12 oder in einer Handschrift in 24 Abenteuer abgetheilt;2) in dem 12. und letzten Abenteuer stirbt der unglückliche Wolf. Die Zeit der ursprünglichen Abfassung des Reinardus im nördlichen Flandern setzt Grimm zwischen 1150 und 1155. Der Wolf Isengrimus, d. i. der gleich dem schneidenden Schwert Scharfe oder Grausame, hat darin 11 Gesellen,3) worunter z. B. ein septemgula (Siebenschlund), gehenna minor (kleine Hölle), arvernus major (grosse Hölle), triventer (Dreibauch, Dreimagen) u. s. w. Eben darin werden dem Hahne 12 Hennen zugeschrieben und er rühmt von sich: "conjugibus bis sex impero solus ego, quaelibet et nimium non audet tangere granum me nisi mandetur praecipiente prius.4)"

Das Ueberraschendste ist jedoch, dass wir bei den gallischen Kelten einen Gott, von den Römern als Merkur oder auch Teutates (d. i. nach Einigen des Volkes Vater von teut, Volk, und tata, Vater) bezeichnet finden, völlig in der Gestalt des Herakles der Griechen.5) Jahn, der Kanton Bern, S. 350 Anm., leitet den bei den gallischen Kelten so verbreiteten Cultus des Teutates, oder des Handelsgottes Merkur nach ihm, auf die in Südfrankreich an-

1) Warnkönig, französische Staatsgeschichte, S. 531 und Urkundenbuch dazu, S. 64, ebenso die zweite Karte.
2) Grimm, Reinhart Fuchs, S. LXXVII.
3) Grimm, a. a. O., S. CCXXIII und CCXXXI.
4) Grimm, S. CCXXXVI.
5) Vergl. über den Herakles der Kelten auch Ritter, Vorhalle, S. 368 ff., nach welchem er von dem Og-mios des Lukian herstammen und der Grenzgott, der Furchenzieher, Weggott, Merker, Marker sein soll, von [fremdsprachliches Material] im Griech. Linie, Weg, Furche, - - occa lat. nach Columella die Egge, occare, eggen, im Keltisehen ogedi.

ders in Kriegszeiten ausgerüstetes XIII Raths-Collegium; Strassburg hatte gleichfalls ein XIII Collegium. Das Civilgericht von Basel besteht noch heute aus 12 Richtern. - Frankreich zerfiel seit den ältesten Zeiten in 12 grosse Regierungsbezirke (gouvernemens), wornach noch im Jahr 1614 die Reichsversammlung (Etats généraux) gebildet und in 12 Sectionen, eine jede mit einer Stimme, getheilt wurde.1) - Der Reinardus aus der Mitte des 13. und aus dem 14. Jahrhundert ist in 12 oder in einer Handschrift in 24 Abenteuer abgetheilt;2) in dem 12. und letzten Abenteuer stirbt der unglückliche Wolf. Die Zeit der ursprünglichen Abfassung des Reinardus im nördlichen Flandern setzt Grimm zwischen 1150 und 1155. Der Wolf Isengrimus, d. i. der gleich dem schneidenden Schwert Scharfe oder Grausame, hat darin 11 Gesellen,3) worunter z. B. ein septemgula (Siebenschlund), gehenna minor (kleine Hölle), arvernus major (grosse Hölle), triventer (Dreibauch, Dreimagen) u. s. w. Eben darin werden dem Hahne 12 Hennen zugeschrieben und er rühmt von sich: „conjugibus bis sex impero solus ego, quaelibet et nimium non audet tangere granum me nisi mandetur praecipiente prius.4)

Das Ueberraschendste ist jedoch, dass wir bei den gallischen Kelten einen Gott, von den Römern als Merkur oder auch Teutates (d. i. nach Einigen des Volkes Vater von teut, Volk, und tata, Vater) bezeichnet finden, völlig in der Gestalt des Herakles der Griechen.5) Jahn, der Kanton Bern, S. 350 Anm., leitet den bei den gallischen Kelten so verbreiteten Cultus des Teutates, oder des Handelsgottes Merkur nach ihm, auf die in Südfrankreich an-

1) Warnkönig, französische Staatsgeschichte, S. 531 und Urkundenbuch dazu, S. 64, ebenso die zweite Karte.
2) Grimm, Reinhart Fuchs, S. LXXVII.
3) Grimm, a. a. O., S. CCXXIII und CCXXXI.
4) Grimm, S. CCXXXVI.
5) Vergl. über den Herakles der Kelten auch Ritter, Vorhalle, S. 368 ff., nach welchem er von dem Og-mios des Lukian herstammen und der Grenzgott, der Furchenzieher, Weggott, Merker, Marker sein soll, von [fremdsprachliches Material] im Griech. Linie, Weg, Furche, - - occa lat. nach Columella die Egge, occare, eggen, im Keltisehen ogedi.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0717" n="697"/>
ders in Kriegszeiten ausgerüstetes XIII Raths-Collegium; Strassburg hatte gleichfalls ein XIII Collegium. Das Civilgericht von Basel besteht noch heute aus 12 Richtern. - Frankreich zerfiel seit den ältesten Zeiten in 12 grosse Regierungsbezirke (gouvernemens), wornach noch im Jahr 1614 die Reichsversammlung (Etats généraux) gebildet und in 12 Sectionen, eine jede mit einer Stimme, getheilt wurde.<note place="foot" n="1)">Warnkönig, französische Staatsgeschichte, S. 531 und Urkundenbuch dazu, S. 64, ebenso die zweite Karte.<lb/></note> - Der Reinardus aus der Mitte des 13. und aus dem 14. Jahrhundert ist in 12 oder in einer Handschrift in 24 Abenteuer abgetheilt;<note place="foot" n="2)">Grimm, Reinhart Fuchs, S. LXXVII.<lb/></note> in dem 12. und letzten Abenteuer stirbt der unglückliche Wolf. Die Zeit der ursprünglichen Abfassung des Reinardus im nördlichen Flandern setzt Grimm zwischen 1150 und 1155. Der Wolf Isengrimus, d. i. der gleich dem schneidenden Schwert Scharfe oder Grausame, hat darin 11 Gesellen,<note place="foot" n="3)">Grimm, a. a. O., S. CCXXIII und CCXXXI.<lb/></note> worunter z. B. ein septemgula (Siebenschlund), gehenna minor (kleine Hölle), arvernus major (grosse Hölle), triventer (Dreibauch, Dreimagen) u. s. w. Eben darin werden dem Hahne 12 Hennen zugeschrieben und er rühmt von sich: &#x201E;conjugibus <hi rendition="#g">bis sex</hi> impero solus ego, quaelibet et nimium non audet tangere granum me nisi mandetur praecipiente prius.<note place="foot" n="4)">Grimm, S. CCXXXVI.<lb/></note>&#x201C;</p>
        <p>
     Das Ueberraschendste ist jedoch, dass wir bei den gallischen Kelten einen Gott, von den Römern als Merkur oder auch Teutates (d. i. nach Einigen des Volkes Vater von teut, Volk, und tata, Vater) bezeichnet finden, völlig in der Gestalt des Herakles der Griechen.<note place="foot" n="5)">Vergl. über den Herakles der Kelten auch Ritter, Vorhalle, S. 368 ff., nach welchem er von dem Og-mios des Lukian herstammen und der Grenzgott, der Furchenzieher, Weggott, Merker, Marker sein soll, von <foreign xml:lang="ell"><gap reason="fm"/></foreign> im Griech. Linie, Weg, Furche, - - occa lat. nach Columella die Egge, occare, eggen, im Keltisehen ogedi.<lb/></note> Jahn, der Kanton Bern, S. 350 Anm., leitet den bei den gallischen Kelten so verbreiteten Cultus des Teutates, oder des Handelsgottes Merkur nach ihm, auf die in Südfrankreich an-
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[697/0717] ders in Kriegszeiten ausgerüstetes XIII Raths-Collegium; Strassburg hatte gleichfalls ein XIII Collegium. Das Civilgericht von Basel besteht noch heute aus 12 Richtern. - Frankreich zerfiel seit den ältesten Zeiten in 12 grosse Regierungsbezirke (gouvernemens), wornach noch im Jahr 1614 die Reichsversammlung (Etats généraux) gebildet und in 12 Sectionen, eine jede mit einer Stimme, getheilt wurde. 1) - Der Reinardus aus der Mitte des 13. und aus dem 14. Jahrhundert ist in 12 oder in einer Handschrift in 24 Abenteuer abgetheilt; 2) in dem 12. und letzten Abenteuer stirbt der unglückliche Wolf. Die Zeit der ursprünglichen Abfassung des Reinardus im nördlichen Flandern setzt Grimm zwischen 1150 und 1155. Der Wolf Isengrimus, d. i. der gleich dem schneidenden Schwert Scharfe oder Grausame, hat darin 11 Gesellen, 3) worunter z. B. ein septemgula (Siebenschlund), gehenna minor (kleine Hölle), arvernus major (grosse Hölle), triventer (Dreibauch, Dreimagen) u. s. w. Eben darin werden dem Hahne 12 Hennen zugeschrieben und er rühmt von sich: „conjugibus bis sex impero solus ego, quaelibet et nimium non audet tangere granum me nisi mandetur praecipiente prius. 4)“ Das Ueberraschendste ist jedoch, dass wir bei den gallischen Kelten einen Gott, von den Römern als Merkur oder auch Teutates (d. i. nach Einigen des Volkes Vater von teut, Volk, und tata, Vater) bezeichnet finden, völlig in der Gestalt des Herakles der Griechen. 5) Jahn, der Kanton Bern, S. 350 Anm., leitet den bei den gallischen Kelten so verbreiteten Cultus des Teutates, oder des Handelsgottes Merkur nach ihm, auf die in Südfrankreich an- 1) Warnkönig, französische Staatsgeschichte, S. 531 und Urkundenbuch dazu, S. 64, ebenso die zweite Karte. 2) Grimm, Reinhart Fuchs, S. LXXVII. 3) Grimm, a. a. O., S. CCXXIII und CCXXXI. 4) Grimm, S. CCXXXVI. 5) Vergl. über den Herakles der Kelten auch Ritter, Vorhalle, S. 368 ff., nach welchem er von dem Og-mios des Lukian herstammen und der Grenzgott, der Furchenzieher, Weggott, Merker, Marker sein soll, von _ im Griech. Linie, Weg, Furche, - - occa lat. nach Columella die Egge, occare, eggen, im Keltisehen ogedi.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Internetloge: Bereitstellung der Texttranskription. (2013-08-21T13:44:32Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Frederike Neuber: Bearbeitung der digitalen Edition. (2013-08-21T13:44:32Z)
Christian Thomas: Bearbeitung der digitalen Edition. (2013-08-21T13:44:32Z)
Maxi Grubert: Bearbeitung der digitalen Edition. (2013-08-21T13:44:32Z)
Bayerische Staatsbibliothek Digital: Bereitstellung der Bilddigitalisate. (2013-08-21T13:44:32Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Silbentrennung: aufgelöst
  • Zeilenumbrüche markiert: nein



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schauberg_freimaurerei02_1861
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schauberg_freimaurerei02_1861/717
Zitationshilfe: Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 2. Schaffhausen, 1861, S. 697. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schauberg_freimaurerei02_1861/717>, abgerufen am 23.11.2024.