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Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 2. Schaffhausen, 1861.

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leuchten und überschauen zu können, und trug in der rechten Hand ein Füllhorn mit Blumen und in der linken einen Bogen, womit er den Blitz und die Sonnenstrahlen versandte und der nach Schwarz vielleicht auch auf den Regenbogen Bezug hat. Sein Bild in Rhetra hatte noch ein fünftes langbartiges Haupt auf der Brust und er selbst wird dadurch zum Symbol der fünf Sommermonate, gleich dem griechischen Apollo und der römischen Flora, der Gott des Reichthums und der Weissagung, des begeisterten und in der Begeisterung weissagenden Gesanges. Zu weissagenden Göttern wurden wohl Zeus, Apollo, Swantewit und andere Licht- oder Sonnengötter, weil sie als die allleuchtende und allsehende Sonne Alles wissen und daher auch darüber befragt werden können, zugleich aber auch, weil sie durch ihr Verhalten als Frühlingsgötter, durch die Frühlingswitterung den guten oder schlechten Sommer und Herbst nach dem Volksglauben und nach den Wetterpropheten, nach den Bauernregeln vorausverkünden. Das fünfte Haupt auf der Brust des Swantewit1) ist ohne Zweifel ein späterer Zusatz, nachdem durch den Anbau des Landes der nordische Sommer länger oder das ganze Klima milder geworden war, man durch Fleiss der Erde noch einen Sommermonat abgewonnen hatte; eben so ist der Wein, welcher später bei dem Jahresfeste des Swantewit aus seinem Füllhorn als ein Göttertrank getrunken wurde, nicht ursprünglich; ursprünglich war es natürlich Meth.2) - Rugewit stand als kolossales Stein- oder Holzbild häufig in den Städten, hatte sieben Köpfe, trug an einem Wehrgehänge sieben Schwerter, vier auf der rechten und drei auf der linken Seite und in der rechten Hand ein achtes entblöstes Schwert; er war also der acht- oder siebenmonatliche Winter- und Kriegsgott. Die sieben Häupter auf dem einen Halse waren, abweichend von der sonst in dieser Beziehung üblichen Darstellungsweise, in drei Reihen über einander von 4, 2 und 1 nach oben ge-

1) Hocker, Stammsagen, S. 66, fasst Swantewit, Swiatowit gleich Sonne nach Hanusch, denn Swantewit als Mithras sei der Vertreiber der winterlichen Kälte oder des Todes der Natur.
2) Mülhause, Urreligion, S. 302.

leuchten und überschauen zu können, und trug in der rechten Hand ein Füllhorn mit Blumen und in der linken einen Bogen, womit er den Blitz und die Sonnenstrahlen versandte und der nach Schwarz vielleicht auch auf den Regenbogen Bezug hat. Sein Bild in Rhetra hatte noch ein fünftes langbartiges Haupt auf der Brust und er selbst wird dadurch zum Symbol der fünf Sommermonate, gleich dem griechischen Apollo und der römischen Flora, der Gott des Reichthums und der Weissagung, des begeisterten und in der Begeisterung weissagenden Gesanges. Zu weissagenden Göttern wurden wohl Zeus, Apollo, Swantewit und andere Licht- oder Sonnengötter, weil sie als die allleuchtende und allsehende Sonne Alles wissen und daher auch darüber befragt werden können, zugleich aber auch, weil sie durch ihr Verhalten als Frühlingsgötter, durch die Frühlingswitterung den guten oder schlechten Sommer und Herbst nach dem Volksglauben und nach den Wetterpropheten, nach den Bauernregeln vorausverkünden. Das fünfte Haupt auf der Brust des Swantewit1) ist ohne Zweifel ein späterer Zusatz, nachdem durch den Anbau des Landes der nordische Sommer länger oder das ganze Klima milder geworden war, man durch Fleiss der Erde noch einen Sommermonat abgewonnen hatte; eben so ist der Wein, welcher später bei dem Jahresfeste des Swantewit aus seinem Füllhorn als ein Göttertrank getrunken wurde, nicht ursprünglich; ursprünglich war es natürlich Meth.2) - Rugewit stand als kolossales Stein- oder Holzbild häufig in den Städten, hatte sieben Köpfe, trug an einem Wehrgehänge sieben Schwerter, vier auf der rechten und drei auf der linken Seite und in der rechten Hand ein achtes entblöstes Schwert; er war also der acht- oder siebenmonatliche Winter- und Kriegsgott. Die sieben Häupter auf dem einen Halse waren, abweichend von der sonst in dieser Beziehung üblichen Darstellungsweise, in drei Reihen über einander von 4, 2 und 1 nach oben ge-

1) Hocker, Stammsagen, S. 66, fasst Swantewit, Swiatowit gleich Sonne nach Hanusch, denn Swantewit als Mithras sei der Vertreiber der winterlichen Kälte oder des Todes der Natur.
2) Mülhause, Urreligion, S. 302.
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leuchten und überschauen zu können, und trug in der rechten Hand ein Füllhorn mit Blumen und in der linken einen Bogen, womit er den Blitz und die Sonnenstrahlen versandte und der nach Schwarz vielleicht auch auf den Regenbogen Bezug hat. Sein Bild in Rhetra hatte noch ein fünftes langbartiges Haupt auf der Brust und er selbst wird dadurch zum Symbol der fünf Sommermonate, gleich dem griechischen Apollo und der römischen Flora, der Gott des Reichthums und der Weissagung, des begeisterten und in der Begeisterung weissagenden Gesanges. Zu weissagenden Göttern wurden wohl Zeus, Apollo, Swantewit und andere Licht- oder Sonnengötter, weil sie als die allleuchtende und allsehende Sonne Alles wissen und daher auch darüber befragt werden können, zugleich aber auch, weil sie durch ihr Verhalten als Frühlingsgötter, durch die Frühlingswitterung den guten oder schlechten Sommer und Herbst nach dem Volksglauben und nach den Wetterpropheten, nach den Bauernregeln vorausverkünden. Das fünfte Haupt auf der Brust des Swantewit<note place="foot" n="1)">Hocker, Stammsagen, S. 66, fasst Swantewit, Swiatowit gleich Sonne nach Hanusch, denn Swantewit als Mithras sei der Vertreiber der winterlichen Kälte oder des Todes der Natur.<lb/></note> ist ohne Zweifel ein späterer Zusatz, nachdem durch den Anbau des Landes der nordische Sommer länger oder das ganze Klima milder geworden war, man durch Fleiss der Erde noch einen Sommermonat abgewonnen hatte; eben so ist der Wein, welcher später bei dem Jahresfeste des Swantewit aus seinem Füllhorn als ein Göttertrank getrunken wurde, nicht ursprünglich; ursprünglich war es natürlich Meth.<note place="foot" n="2)">Mülhause, Urreligion, S. 302.<lb/></note> - Rugewit stand als kolossales Stein- oder Holzbild häufig in den Städten, hatte sieben Köpfe, trug an einem Wehrgehänge sieben Schwerter, vier auf der rechten und drei auf der linken Seite und in der rechten Hand ein achtes entblöstes Schwert; er war also der acht- oder siebenmonatliche Winter- und Kriegsgott. Die sieben Häupter auf dem einen Halse waren, abweichend von der sonst in dieser Beziehung üblichen Darstellungsweise, in drei Reihen über einander von 4, 2 und 1 nach oben ge-
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[661/0681] leuchten und überschauen zu können, und trug in der rechten Hand ein Füllhorn mit Blumen und in der linken einen Bogen, womit er den Blitz und die Sonnenstrahlen versandte und der nach Schwarz vielleicht auch auf den Regenbogen Bezug hat. Sein Bild in Rhetra hatte noch ein fünftes langbartiges Haupt auf der Brust und er selbst wird dadurch zum Symbol der fünf Sommermonate, gleich dem griechischen Apollo und der römischen Flora, der Gott des Reichthums und der Weissagung, des begeisterten und in der Begeisterung weissagenden Gesanges. Zu weissagenden Göttern wurden wohl Zeus, Apollo, Swantewit und andere Licht- oder Sonnengötter, weil sie als die allleuchtende und allsehende Sonne Alles wissen und daher auch darüber befragt werden können, zugleich aber auch, weil sie durch ihr Verhalten als Frühlingsgötter, durch die Frühlingswitterung den guten oder schlechten Sommer und Herbst nach dem Volksglauben und nach den Wetterpropheten, nach den Bauernregeln vorausverkünden. Das fünfte Haupt auf der Brust des Swantewit 1) ist ohne Zweifel ein späterer Zusatz, nachdem durch den Anbau des Landes der nordische Sommer länger oder das ganze Klima milder geworden war, man durch Fleiss der Erde noch einen Sommermonat abgewonnen hatte; eben so ist der Wein, welcher später bei dem Jahresfeste des Swantewit aus seinem Füllhorn als ein Göttertrank getrunken wurde, nicht ursprünglich; ursprünglich war es natürlich Meth. 2) - Rugewit stand als kolossales Stein- oder Holzbild häufig in den Städten, hatte sieben Köpfe, trug an einem Wehrgehänge sieben Schwerter, vier auf der rechten und drei auf der linken Seite und in der rechten Hand ein achtes entblöstes Schwert; er war also der acht- oder siebenmonatliche Winter- und Kriegsgott. Die sieben Häupter auf dem einen Halse waren, abweichend von der sonst in dieser Beziehung üblichen Darstellungsweise, in drei Reihen über einander von 4, 2 und 1 nach oben ge- 1) Hocker, Stammsagen, S. 66, fasst Swantewit, Swiatowit gleich Sonne nach Hanusch, denn Swantewit als Mithras sei der Vertreiber der winterlichen Kälte oder des Todes der Natur. 2) Mülhause, Urreligion, S. 302.

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Zitationshilfe: Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 2. Schaffhausen, 1861, S. 661. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schauberg_freimaurerei02_1861/681>, abgerufen am 19.05.2024.