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Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 2. Schaffhausen, 1861.

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umschlang sie mit allen Banden des Erdenleidens. Die himmelstürmenden Giganten Otus und Ephialtes, Söhne des Poseidon und der lphimedeia, waren nach Homer neun Ellen lang und doch nicht ausgewachsen.1) - Beim stygischen Fluss schwören Götter und Menschen; Zeus selbst, um in jenem Fall die Wahrheit an das Licht zu bringen, stellt eine Wasserprobe an. Er lässt durch Iris ein goldenes Gefäss voll von dem stygischen Wasser heraufbringen; wer von den streitenden Theilen, dasselbe trinkend, meineidig wird, verliert auf lange Zeit seine göttlichen Rechte; er liegt ein Jahr lang ohne Ambrosia und Nektar athem- und sprachlos in tiefem Schlaf versunken und muss weitere neun Jahre einen Kampf nach dem andern bestehen, bevor er wieder der Göttergemeinschaft einverleibt werden kann. Eine ähnliche Wasserprobe findet sich IV. Mosis 5, 17, um den Ehebruch einer Frau zu ermitteln.2) Plato im Phaedr. setzt neunerlei Lebensstufen, welche die aus dem Himmel zur Erde herabsinkende Seele einnehme,3) worunter auf der vornehmsten der Freund der Weisheit oder Schönheit, oder der Musen und der Liebe steht, auf der zweiten der König, der nach Gesetzen regiert oder Krieg führt u. s. w. bis zur neunten Stufe, auf welcher der Tyrann steht. - Auf Samothrace sollen sich neun Korybanten, Söhne des Apollo und der Rhytia, oder der Thalia, oder nach Andern des Zeus und der Kalliope, niedergelassen haben.4) Herodot theilte nach der Zahl der neun Musen seine Geschichte in neun Bücher. - Bei einem Poseidonfeste zu Pylus wurden neun Reihen Bänke ausgestellt und auf jeder sassen 500, und für eine jede Reihe wurden neun Stiere geopfert, also im Ganzen 81 für 4500 Menschen.5) - Bei der germanischen Probe des glühenden Eisens musste dieses 3 Mal 3' getragen und dabei mit dem rechten Fusse ausgeschritten werden. - Die Völuspa nach der kopenhagener Handschrift Str. 2 sagt:

1) Rinck, I. S. 178 und 79.
2) Rinck, I. S. 202; Schömann, II. S. 243.
3) Rinck, I. S. 244.
4) Rinck, I. S. 250.
5) Rinck, II. S. 4,

umschlang sie mit allen Banden des Erdenleidens. Die himmelstürmenden Giganten Otus und Ephialtes, Söhne des Poseidon und der lphimedeia, waren nach Homer neun Ellen lang und doch nicht ausgewachsen.1) - Beim stygischen Fluss schwören Götter und Menschen; Zeus selbst, um in jenem Fall die Wahrheit an das Licht zu bringen, stellt eine Wasserprobe an. Er lässt durch Iris ein goldenes Gefäss voll von dem stygischen Wasser heraufbringen; wer von den streitenden Theilen, dasselbe trinkend, meineidig wird, verliert auf lange Zeit seine göttlichen Rechte; er liegt ein Jahr lang ohne Ambrosia und Nektar athem- und sprachlos in tiefem Schlaf versunken und muss weitere neun Jahre einen Kampf nach dem andern bestehen, bevor er wieder der Göttergemeinschaft einverleibt werden kann. Eine ähnliche Wasserprobe findet sich IV. Mosis 5, 17, um den Ehebruch einer Frau zu ermitteln.2) Plato im Phaedr. setzt neunerlei Lebensstufen, welche die aus dem Himmel zur Erde herabsinkende Seele einnehme,3) worunter auf der vornehmsten der Freund der Weisheit oder Schönheit, oder der Musen und der Liebe steht, auf der zweiten der König, der nach Gesetzen regiert oder Krieg führt u. s. w. bis zur neunten Stufe, auf welcher der Tyrann steht. - Auf Samothrace sollen sich neun Korybanten, Söhne des Apollo und der Rhytia, oder der Thalia, oder nach Andern des Zeus und der Kalliope, niedergelassen haben.4) Herodot theilte nach der Zahl der neun Musen seine Geschichte in neun Bücher. - Bei einem Poseidonfeste zu Pylus wurden neun Reihen Bänke ausgestellt und auf jeder sassen 500, und für eine jede Reihe wurden neun Stiere geopfert, also im Ganzen 81 für 4500 Menschen.5) - Bei der germanischen Probe des glühenden Eisens musste dieses 3 Mal 3’ getragen und dabei mit dem rechten Fusse ausgeschritten werden. - Die Völuspa nach der kopenhagener Handschrift Str. 2 sagt:

1) Rinck, I. S. 178 und 79.
2) Rinck, I. S. 202; Schömann, II. S. 243.
3) Rinck, I. S. 244.
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[656/0676] umschlang sie mit allen Banden des Erdenleidens. Die himmelstürmenden Giganten Otus und Ephialtes, Söhne des Poseidon und der lphimedeia, waren nach Homer neun Ellen lang und doch nicht ausgewachsen. 1) - Beim stygischen Fluss schwören Götter und Menschen; Zeus selbst, um in jenem Fall die Wahrheit an das Licht zu bringen, stellt eine Wasserprobe an. Er lässt durch Iris ein goldenes Gefäss voll von dem stygischen Wasser heraufbringen; wer von den streitenden Theilen, dasselbe trinkend, meineidig wird, verliert auf lange Zeit seine göttlichen Rechte; er liegt ein Jahr lang ohne Ambrosia und Nektar athem- und sprachlos in tiefem Schlaf versunken und muss weitere neun Jahre einen Kampf nach dem andern bestehen, bevor er wieder der Göttergemeinschaft einverleibt werden kann. Eine ähnliche Wasserprobe findet sich IV. Mosis 5, 17, um den Ehebruch einer Frau zu ermitteln. 2) Plato im Phaedr. setzt neunerlei Lebensstufen, welche die aus dem Himmel zur Erde herabsinkende Seele einnehme, 3) worunter auf der vornehmsten der Freund der Weisheit oder Schönheit, oder der Musen und der Liebe steht, auf der zweiten der König, der nach Gesetzen regiert oder Krieg führt u. s. w. bis zur neunten Stufe, auf welcher der Tyrann steht. - Auf Samothrace sollen sich neun Korybanten, Söhne des Apollo und der Rhytia, oder der Thalia, oder nach Andern des Zeus und der Kalliope, niedergelassen haben. 4) Herodot theilte nach der Zahl der neun Musen seine Geschichte in neun Bücher. - Bei einem Poseidonfeste zu Pylus wurden neun Reihen Bänke ausgestellt und auf jeder sassen 500, und für eine jede Reihe wurden neun Stiere geopfert, also im Ganzen 81 für 4500 Menschen. 5) - Bei der germanischen Probe des glühenden Eisens musste dieses 3 Mal 3’ getragen und dabei mit dem rechten Fusse ausgeschritten werden. - Die Völuspa nach der kopenhagener Handschrift Str. 2 sagt: 1) Rinck, I. S. 178 und 79. 2) Rinck, I. S. 202; Schömann, II. S. 243. 3) Rinck, I. S. 244. 4) Rinck, I. S. 250. 5) Rinck, II. S. 4,

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Zitationshilfe: Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 2. Schaffhausen, 1861, S. 656. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schauberg_freimaurerei02_1861/676>, abgerufen am 19.05.2024.