Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 2. Schaffhausen, 1861.geschleppt. Das Bild ist vielleicht ein Symbol der Einweihung in den zweiten der sieben Grade der Mithrasmysterien, welcher der Löwengrad, Leontica hiess und worin der Eingeweihte muthig und stark selbst den Löwen des Bösen zu überwinden lernen sollte; kaum aber ist mit Müller daran zu denken, dass der in den zweiten Grad Einzuweihende durch einen wirklichen oder auch nur bildlichen Löwenkampf geprüft worden sei. Jedoch nicht blos mit Löwen, sondern auch mit andern Thierungeheuern kämpfen auf den Mithrasdenkmalen die Lichthelden, wie es die Abbildungen bei Lajard, Taf. XVI, Nr. 5, Taf. XVIII, Nr. 1 und 3 zeigen. Auf dem Bilde Nr. 3, Taf. XVIII kämpft ein Krieger zu Fuss, mit einer Lanze bewaffnet und von einem Hunde unterstützt, gegen einen ungeheuren Eber, was nach Lajard, S. 284, vielleicht den Kampf des Meleager gegen den kaledonischen Eber darstellt; Taf. XVI, Nr. 5, kämpft ein Reiter gegen einen Eber und Taf. XVIII, Nr. 1, ein Reiter gegen einen Löwen und einen Wolf. Der so gefrässige und verschlingende Eber soll nach Furtwängler, Idee des Todes, S. 286, in den ältesten Zeiten ein nicht ungewöhnliches Symbol des verschlingenden Todes gewesen sein; jedenfalls kommt er so bei den Baktrern vor.1) Die Kämpfe oder Arbeiten ([fremdsprachliches Material]) des Herakles, besonders derjenige mit dem nemeischen Löwen,2) scheinen ursprünglich ebenfalls nur solche orientalische, zarathustrische oder assyrische, physisch-ethische Kämpfe gewesen zu sein, aus denen jedoch das Ethische bei den Griechen mehr in den Hintergrund getreten oder auch selbst ganz weggefallen ist. Dass Heralkles den nemeischen Löwen in seinen Armen erwürgt, ist nicht griechisch, sondern assyrisch.3) Herakles trägt die Löwenhaut ursprünglich nicht von dem nemeischen Löwen, sondern er überwindet diesen, weil er selbst der löwenstarke oder der Sonnenlöwe ist. Preller deutet den neme- 1) Vergl. oben, I. S. 43, Vers 127. 2) Preller, griech. Mythol., II. S. 131 ff. und S. 163; Furtwängler, a. a. O., S. 284 ff., sowie besonders auch der von Furtwängler angeführte Raoul-Rochette. 3) Vergl. die Abbildung bei Vollmer, Taf. XLI und bei Weiss, Kostümkunde.
geschleppt. Das Bild ist vielleicht ein Symbol der Einweihung in den zweiten der sieben Grade der Mithrasmysterien, welcher der Löwengrad, Leontica hiess und worin der Eingeweihte muthig und stark selbst den Löwen des Bösen zu überwinden lernen sollte; kaum aber ist mit Müller daran zu denken, dass der in den zweiten Grad Einzuweihende durch einen wirklichen oder auch nur bildlichen Löwenkampf geprüft worden sei. Jedoch nicht blos mit Löwen, sondern auch mit andern Thierungeheuern kämpfen auf den Mithrasdenkmalen die Lichthelden, wie es die Abbildungen bei Lajard, Taf. XVI, Nr. 5, Taf. XVIII, Nr. 1 und 3 zeigen. Auf dem Bilde Nr. 3, Taf. XVIII kämpft ein Krieger zu Fuss, mit einer Lanze bewaffnet und von einem Hunde unterstützt, gegen einen ungeheuren Eber, was nach Lajard, S. 284, vielleicht den Kampf des Meleager gegen den kaledonischen Eber darstellt; Taf. XVI, Nr. 5, kämpft ein Reiter gegen einen Eber und Taf. XVIII, Nr. 1, ein Reiter gegen einen Löwen und einen Wolf. Der so gefrässige und verschlingende Eber soll nach Furtwängler, Idee des Todes, S. 286, in den ältesten Zeiten ein nicht ungewöhnliches Symbol des verschlingenden Todes gewesen sein; jedenfalls kommt er so bei den Baktrern vor.1) Die Kämpfe oder Arbeiten ([fremdsprachliches Material]) des Herakles, besonders derjenige mit dem nemeischen Löwen,2) scheinen ursprünglich ebenfalls nur solche orientalische, zarathustrische oder assyrische, physisch-ethische Kämpfe gewesen zu sein, aus denen jedoch das Ethische bei den Griechen mehr in den Hintergrund getreten oder auch selbst ganz weggefallen ist. Dass Heralkles den nemeischen Löwen in seinen Armen erwürgt, ist nicht griechisch, sondern assyrisch.3) Herakles trägt die Löwenhaut ursprünglich nicht von dem nemeischen Löwen, sondern er überwindet diesen, weil er selbst der löwenstarke oder der Sonnenlöwe ist. Preller deutet den neme- 1) Vergl. oben, I. S. 43, Vers 127. 2) Preller, griech. Mythol., II. S. 131 ff. und S. 163; Furtwängler, a. a. O., S. 284 ff., sowie besonders auch der von Furtwängler angeführte Raoul-Rochette. 3) Vergl. die Abbildung bei Vollmer, Taf. XLI und bei Weiss, Kostümkunde.
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geschleppt. Das Bild ist vielleicht ein Symbol der Einweihung in den zweiten der sieben Grade der Mithrasmysterien, welcher der Löwengrad, Leontica hiess und worin der Eingeweihte muthig und stark selbst den Löwen des Bösen zu überwinden lernen sollte; kaum aber ist mit Müller daran zu denken, dass der in den zweiten Grad Einzuweihende durch einen wirklichen oder auch nur bildlichen Löwenkampf geprüft worden sei. Jedoch nicht blos mit Löwen, sondern auch mit andern Thierungeheuern kämpfen auf den Mithrasdenkmalen die Lichthelden, wie es die Abbildungen bei Lajard, Taf. XVI, Nr. 5, Taf. XVIII, Nr. 1 und 3 zeigen. Auf dem Bilde Nr. 3, Taf. XVIII kämpft ein Krieger zu Fuss, mit einer Lanze bewaffnet und von einem Hunde unterstützt, gegen einen ungeheuren Eber, was nach Lajard, S. 284, vielleicht den Kampf des Meleager gegen den kaledonischen Eber darstellt; Taf. XVI, Nr. 5, kämpft ein Reiter gegen einen Eber und Taf. XVIII, Nr. 1, ein Reiter gegen einen Löwen und einen Wolf. Der so gefrässige und verschlingende Eber soll nach Furtwängler, Idee des Todes, S. 286, in den ältesten Zeiten ein nicht ungewöhnliches Symbol des verschlingenden Todes gewesen sein; jedenfalls kommt er so bei den Baktrern vor. 1) Die Kämpfe oder Arbeiten (_ ) des Herakles, besonders derjenige mit dem nemeischen Löwen, 2) scheinen ursprünglich ebenfalls nur solche orientalische, zarathustrische oder assyrische, physisch-ethische Kämpfe gewesen zu sein, aus denen jedoch das Ethische bei den Griechen mehr in den Hintergrund getreten oder auch selbst ganz weggefallen ist. Dass Heralkles den nemeischen Löwen in seinen Armen erwürgt, ist nicht griechisch, sondern assyrisch. 3) Herakles trägt die Löwenhaut ursprünglich nicht von dem nemeischen Löwen, sondern er überwindet diesen, weil er selbst der löwenstarke oder der Sonnenlöwe ist. Preller deutet den neme-
1) Vergl. oben, I. S. 43, Vers 127.
2) Preller, griech. Mythol., II. S. 131 ff. und S. 163; Furtwängler, a. a. O., S. 284 ff., sowie besonders auch der von Furtwängler angeführte Raoul-Rochette.
3) Vergl. die Abbildung bei Vollmer, Taf. XLI und bei Weiss, Kostümkunde.
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