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Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 2. Schaffhausen, 1861.

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endigt.1) Ueber die weitere Bestimmung dieses in dem Löwenmotive jedenfalls symbolischen Schlüssels kann natürlich nicht einmal eine Vermuthung aufgestellt werden, jedoch verdient beigefügt zu werden, dass im J. 1749 auf dem Schlosshügel zu Burgdorf im Kanton Bern ein in Stein gearbeiteter Isiskopf aufgefunden worden ist.2) Dass im römischen Helvetien neben dem Mithrasdienste3) und manchen andern von den Römern angenommenen ausländischen Kulten auch derjenige der ägyptischen Isis im Schwange gewesen sei, ist eine unbestreitbare historische Thatsache. Sogar auf dem grossen St. Bernhard oder Mont Joux in dem Kantone Wallis wurde an der dortigen Römerstrasse eine Isis mit dem Modius bedeckt im etruskischen Style aufgefunden.4) Runge, der Berchtoldstag in der Schweiz, S. 21 oben, hält es für möglich, dass der am 2. Januar gefeierte Tag der Perchta mit dem Isiseultus in Verbindung stehe, - der Tag der Isis sei.

Verwandt mit der Löwengestalt der Bahre ist die Löwengestalt des Königsthrones zum Symbole, dass der König das höchste Licht und die höchste Macht der Erde sei. So hat in dem Vorgemache einer der Pyramiden am Berge Barkal in Neu-Dongola der Thron des Königs, welche Sculptur vermuthlich ein äthiopisches Werk ist, die Gestalt eines Löwen.5) Ueberhaupt nahmen die ägyptischen Könige, welche ihre Abstammung auf Osiris, den Sonnen- und Löwengott zurückführten und sich die Söhne der Sonne, des Osiris und seines Sohnes Horus nannten, auch deren Symbole und besonders den Löwen als das Symbol der Stärke, des Muthes und des Sieges an und der Löwe ist das königliche Thier, das königliche Symbol, die königliche Hieroglyphe des Himmels und der Erde, der Himmels- und der Erdengötter. Löwen umlagern oder tragen den Thron des Himmels- wie des Erdenfürsten, z. B. bei dem berühmten Bilde des Zeus

1) Jahn, a. a. O., S. 47.
2) Jahn, S. 427, vergl. mit S. 476 Anm.
3) Jahn, S. 63 und 500, sowie 507.
4) Mittheilungen der zürcherischen antiquarischen Gesellschaft, Bd. XIII., über die römischen Alpenstrassen, S. 10 und Taf. Il. Fig. 5.
5) Braun, Gesch. der Kunst, I. S. 118.

endigt.1) Ueber die weitere Bestimmung dieses in dem Löwenmotive jedenfalls symbolischen Schlüssels kann natürlich nicht einmal eine Vermuthung aufgestellt werden, jedoch verdient beigefügt zu werden, dass im J. 1749 auf dem Schlosshügel zu Burgdorf im Kanton Bern ein in Stein gearbeiteter Isiskopf aufgefunden worden ist.2) Dass im römischen Helvetien neben dem Mithrasdienste3) und manchen andern von den Römern angenommenen ausländischen Kulten auch derjenige der ägyptischen Isis im Schwange gewesen sei, ist eine unbestreitbare historische Thatsache. Sogar auf dem grossen St. Bernhard oder Mont Joux in dem Kantone Wallis wurde an der dortigen Römerstrasse eine Isis mit dem Modius bedeckt im etruskischen Style aufgefunden.4) Runge, der Berchtoldstag in der Schweiz, S. 21 oben, hält es für möglich, dass der am 2. Januar gefeierte Tag der Perchta mit dem Isiseultus in Verbindung stehe, - der Tag der Isis sei.

Verwandt mit der Löwengestalt der Bahre ist die Löwengestalt des Königsthrones zum Symbole, dass der König das höchste Licht und die höchste Macht der Erde sei. So hat in dem Vorgemache einer der Pyramiden am Berge Barkal in Neu-Dongola der Thron des Königs, welche Sculptur vermuthlich ein äthiopisches Werk ist, die Gestalt eines Löwen.5) Ueberhaupt nahmen die ägyptischen Könige, welche ihre Abstammung auf Osiris, den Sonnen- und Löwengott zurückführten und sich die Söhne der Sonne, des Osiris und seines Sohnes Horus nannten, auch deren Symbole und besonders den Löwen als das Symbol der Stärke, des Muthes und des Sieges an und der Löwe ist das königliche Thier, das königliche Symbol, die königliche Hieroglyphe des Himmels und der Erde, der Himmels- und der Erdengötter. Löwen umlagern oder tragen den Thron des Himmels- wie des Erdenfürsten, z. B. bei dem berühmten Bilde des Zeus

1) Jahn, a. a. O., S. 47.
2) Jahn, S. 427, vergl. mit S. 476 Anm.
3) Jahn, S. 63 und 500, sowie 507.
4) Mittheilungen der zürcherischen antiquarischen Gesellschaft, Bd. XIII., über die römischen Alpenstrassen, S. 10 und Taf. Il. Fig. 5.
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[623/0643] endigt. 1) Ueber die weitere Bestimmung dieses in dem Löwenmotive jedenfalls symbolischen Schlüssels kann natürlich nicht einmal eine Vermuthung aufgestellt werden, jedoch verdient beigefügt zu werden, dass im J. 1749 auf dem Schlosshügel zu Burgdorf im Kanton Bern ein in Stein gearbeiteter Isiskopf aufgefunden worden ist. 2) Dass im römischen Helvetien neben dem Mithrasdienste 3) und manchen andern von den Römern angenommenen ausländischen Kulten auch derjenige der ägyptischen Isis im Schwange gewesen sei, ist eine unbestreitbare historische Thatsache. Sogar auf dem grossen St. Bernhard oder Mont Joux in dem Kantone Wallis wurde an der dortigen Römerstrasse eine Isis mit dem Modius bedeckt im etruskischen Style aufgefunden. 4) Runge, der Berchtoldstag in der Schweiz, S. 21 oben, hält es für möglich, dass der am 2. Januar gefeierte Tag der Perchta mit dem Isiseultus in Verbindung stehe, - der Tag der Isis sei. Verwandt mit der Löwengestalt der Bahre ist die Löwengestalt des Königsthrones zum Symbole, dass der König das höchste Licht und die höchste Macht der Erde sei. So hat in dem Vorgemache einer der Pyramiden am Berge Barkal in Neu-Dongola der Thron des Königs, welche Sculptur vermuthlich ein äthiopisches Werk ist, die Gestalt eines Löwen. 5) Ueberhaupt nahmen die ägyptischen Könige, welche ihre Abstammung auf Osiris, den Sonnen- und Löwengott zurückführten und sich die Söhne der Sonne, des Osiris und seines Sohnes Horus nannten, auch deren Symbole und besonders den Löwen als das Symbol der Stärke, des Muthes und des Sieges an und der Löwe ist das königliche Thier, das königliche Symbol, die königliche Hieroglyphe des Himmels und der Erde, der Himmels- und der Erdengötter. Löwen umlagern oder tragen den Thron des Himmels- wie des Erdenfürsten, z. B. bei dem berühmten Bilde des Zeus 1) Jahn, a. a. O., S. 47. 2) Jahn, S. 427, vergl. mit S. 476 Anm. 3) Jahn, S. 63 und 500, sowie 507. 4) Mittheilungen der zürcherischen antiquarischen Gesellschaft, Bd. XIII., über die römischen Alpenstrassen, S. 10 und Taf. Il. Fig. 5. 5) Braun, Gesch. der Kunst, I. S. 118.

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Zitationshilfe: Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 2. Schaffhausen, 1861, S. 623. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schauberg_freimaurerei02_1861/643>, abgerufen am 19.05.2024.