Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 2. Schaffhausen, 1861.

Bild:
<< vorherige Seite

mit ihrer Mutter Demeter, der Erntegöttin, so dass diese drei Blumen und Früchte bringenden, zeugenden Naturgottheiten in dem eleusinischen Dienste gleichsam zur dreieinigen Naturgottheit, Blumen- und Früchtegottheit vereint waren. Nach einer ganz andern Seite wird die Sonnen- und Naturkraft, der Jahresgott in Herakles bei den Griechen gefasst und unter, hier wenigstens allgemein zugestandener, orientalischer, beziehungsweise phönicisch-assyrischer Einwirkung, dargestellt. Herakles ist die streitende und ringende, die die Naturübel bekämpfende und besiegende Naturkraft, der Sonnenkämpfer und Sonnenheld, der löwenstarke und löwenmuthige Keulenträger und Führer. Herakles ist der Sonnenlöwe im Gegensatze zum Stiere des Dionysos. Herakles ist somit der Gott der Ringer und Streiter, der Helden oder Heroen, der göttlichen Menschen und menschlichen Götter. Wie die Kore, Demeter und Dionysos, - der Frühling, Sommer und Herbst, - die Gärtner, die Fruchtbauern und Weinbauern eine Dreiheit der Götter und Menschen bilden, so auch Dionysos, Herakles und Apollo (deren weibliche Seiten wieder Demeter, Athene und Artemis sind) als Götter des Nähr-, Wehr- und Lehrstandes, - der Landleute, Krieger oder Helden, Sänger und Weisen, - des Epheu und der Rebe, der Keule und der Lyra. Apollo und sein Kultus ist der höchste und der im schönsten Sinne griechische, sowie zugleich geschichtlich der letzte. Zuerst liessen die Hirten sich nieder und bebauten das Land, anfangs an den Küsten und in den Ebenen, und später an den Hügeln und Bergen, wo der Weinstock gedieh; dann rangen die Land- und Rebenbesitzenden, die Fürsten und Helden mit einander, bis Orpheus und Apollo in die Leyer schlugen und durch ihren Gesang, durch den Geist Thiere, Bauern und selbst die Helden bezwangen. Dionysos, Herakles und Apollo, - der pflügende Stier, der streitende Löwe und der singende Schwan sind die drei griechischen Kasten, wie die Baktrer, Inder, Aegypter, die Kelten und Germanen ihre drei Kasten oder Stände haben. Der Streit des Apollo und des Herakles um den Dreifuss zu Delphi,1)

1) Preller, griech. Mythol., II. S. 108.

mit ihrer Mutter Demeter, der Erntegöttin, so dass diese drei Blumen und Früchte bringenden, zeugenden Naturgottheiten in dem eleusinischen Dienste gleichsam zur dreieinigen Naturgottheit, Blumen- und Früchtegottheit vereint waren. Nach einer ganz andern Seite wird die Sonnen- und Naturkraft, der Jahresgott in Herakles bei den Griechen gefasst und unter, hier wenigstens allgemein zugestandener, orientalischer, beziehungsweise phönicisch-assyrischer Einwirkung, dargestellt. Herakles ist die streitende und ringende, die die Naturübel bekämpfende und besiegende Naturkraft, der Sonnenkämpfer und Sonnenheld, der löwenstarke und löwenmuthige Keulenträger und Führer. Herakles ist der Sonnenlöwe im Gegensatze zum Stiere des Dionysos. Herakles ist somit der Gott der Ringer und Streiter, der Helden oder Heroen, der göttlichen Menschen und menschlichen Götter. Wie die Kore, Demeter und Dionysos, - der Frühling, Sommer und Herbst, - die Gärtner, die Fruchtbauern und Weinbauern eine Dreiheit der Götter und Menschen bilden, so auch Dionysos, Herakles und Apollo (deren weibliche Seiten wieder Demeter, Athene und Artemis sind) als Götter des Nähr-, Wehr- und Lehrstandes, - der Landleute, Krieger oder Helden, Sänger und Weisen, - des Epheu und der Rebe, der Keule und der Lyra. Apollo und sein Kultus ist der höchste und der im schönsten Sinne griechische, sowie zugleich geschichtlich der letzte. Zuerst liessen die Hirten sich nieder und bebauten das Land, anfangs an den Küsten und in den Ebenen, und später an den Hügeln und Bergen, wo der Weinstock gedieh; dann rangen die Land- und Rebenbesitzenden, die Fürsten und Helden mit einander, bis Orpheus und Apollo in die Leyer schlugen und durch ihren Gesang, durch den Geist Thiere, Bauern und selbst die Helden bezwangen. Dionysos, Herakles und Apollo, - der pflügende Stier, der streitende Löwe und der singende Schwan sind die drei griechischen Kasten, wie die Baktrer, Inder, Aegypter, die Kelten und Germanen ihre drei Kasten oder Stände haben. Der Streit des Apollo und des Herakles um den Dreifuss zu Delphi,1)

1) Preller, griech. Mythol., II. S. 108.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0620" n="600"/>
mit ihrer Mutter Demeter, der Erntegöttin, so dass diese drei Blumen und Früchte bringenden, zeugenden Naturgottheiten in dem eleusinischen Dienste gleichsam zur dreieinigen Naturgottheit, Blumen- und Früchtegottheit vereint waren. Nach einer ganz andern Seite wird die Sonnen- und Naturkraft, der Jahresgott in Herakles bei den Griechen gefasst und unter, hier wenigstens allgemein zugestandener, orientalischer, beziehungsweise phönicisch-assyrischer Einwirkung, dargestellt. Herakles ist die streitende und ringende, die die Naturübel bekämpfende und besiegende Naturkraft, der Sonnen<hi rendition="#g">kämpfer </hi>und Sonnen<hi rendition="#g">held</hi>, der löwenstarke und löwenmuthige Keulenträger und Führer. Herakles ist der Sonnenlöwe im Gegensatze zum Stiere des Dionysos. Herakles ist somit der Gott der Ringer und Streiter, der Helden oder Heroen, der göttlichen Menschen und menschlichen Götter. Wie die Kore, Demeter und Dionysos, - der Frühling, Sommer und Herbst, - die Gärtner, die Fruchtbauern und Weinbauern eine Dreiheit der Götter und Menschen bilden, so auch Dionysos, Herakles und Apollo (deren weibliche Seiten wieder Demeter, Athene und Artemis sind) als Götter des Nähr-, Wehr- und Lehrstandes, - der Landleute, Krieger oder Helden, Sänger und Weisen, - des Epheu und der Rebe, der Keule und der Lyra. Apollo und sein Kultus ist der höchste und der im schönsten Sinne griechische, sowie zugleich geschichtlich der letzte. Zuerst liessen die Hirten sich nieder und bebauten das Land, anfangs an den Küsten und in den Ebenen, und später an den Hügeln und Bergen, wo der Weinstock gedieh; dann rangen die Land- und Rebenbesitzenden, die Fürsten und Helden mit einander, bis Orpheus und Apollo in die Leyer schlugen und durch ihren Gesang, durch den Geist Thiere, Bauern und selbst die Helden bezwangen. Dionysos, Herakles und Apollo, - der pflügende Stier, der streitende Löwe und der singende Schwan sind die drei griechischen Kasten, wie die Baktrer, Inder, Aegypter, die Kelten und Germanen ihre drei Kasten oder Stände haben. Der Streit des Apollo und des Herakles um den Dreifuss zu Delphi,<note place="foot" n="1)">Preller, griech. Mythol., II. S. 108.<lb/></note></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[600/0620] mit ihrer Mutter Demeter, der Erntegöttin, so dass diese drei Blumen und Früchte bringenden, zeugenden Naturgottheiten in dem eleusinischen Dienste gleichsam zur dreieinigen Naturgottheit, Blumen- und Früchtegottheit vereint waren. Nach einer ganz andern Seite wird die Sonnen- und Naturkraft, der Jahresgott in Herakles bei den Griechen gefasst und unter, hier wenigstens allgemein zugestandener, orientalischer, beziehungsweise phönicisch-assyrischer Einwirkung, dargestellt. Herakles ist die streitende und ringende, die die Naturübel bekämpfende und besiegende Naturkraft, der Sonnenkämpfer und Sonnenheld, der löwenstarke und löwenmuthige Keulenträger und Führer. Herakles ist der Sonnenlöwe im Gegensatze zum Stiere des Dionysos. Herakles ist somit der Gott der Ringer und Streiter, der Helden oder Heroen, der göttlichen Menschen und menschlichen Götter. Wie die Kore, Demeter und Dionysos, - der Frühling, Sommer und Herbst, - die Gärtner, die Fruchtbauern und Weinbauern eine Dreiheit der Götter und Menschen bilden, so auch Dionysos, Herakles und Apollo (deren weibliche Seiten wieder Demeter, Athene und Artemis sind) als Götter des Nähr-, Wehr- und Lehrstandes, - der Landleute, Krieger oder Helden, Sänger und Weisen, - des Epheu und der Rebe, der Keule und der Lyra. Apollo und sein Kultus ist der höchste und der im schönsten Sinne griechische, sowie zugleich geschichtlich der letzte. Zuerst liessen die Hirten sich nieder und bebauten das Land, anfangs an den Küsten und in den Ebenen, und später an den Hügeln und Bergen, wo der Weinstock gedieh; dann rangen die Land- und Rebenbesitzenden, die Fürsten und Helden mit einander, bis Orpheus und Apollo in die Leyer schlugen und durch ihren Gesang, durch den Geist Thiere, Bauern und selbst die Helden bezwangen. Dionysos, Herakles und Apollo, - der pflügende Stier, der streitende Löwe und der singende Schwan sind die drei griechischen Kasten, wie die Baktrer, Inder, Aegypter, die Kelten und Germanen ihre drei Kasten oder Stände haben. Der Streit des Apollo und des Herakles um den Dreifuss zu Delphi, 1) 1) Preller, griech. Mythol., II. S. 108.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Internetloge: Bereitstellung der Texttranskription. (2013-08-21T13:44:32Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Frederike Neuber: Bearbeitung der digitalen Edition. (2013-08-21T13:44:32Z)
Christian Thomas: Bearbeitung der digitalen Edition. (2013-08-21T13:44:32Z)
Maxi Grubert: Bearbeitung der digitalen Edition. (2013-08-21T13:44:32Z)
Bayerische Staatsbibliothek Digital: Bereitstellung der Bilddigitalisate. (2013-08-21T13:44:32Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Silbentrennung: aufgelöst
  • Zeilenumbrüche markiert: nein



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schauberg_freimaurerei02_1861
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schauberg_freimaurerei02_1861/620
Zitationshilfe: Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 2. Schaffhausen, 1861, S. 600. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schauberg_freimaurerei02_1861/620>, abgerufen am 19.05.2024.