Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 2. Schaffhausen, 1861.

Bild:
<< vorherige Seite

Buchstabe nun kann unmöglich eine Anspielung auf den Fünfkampf oder die fünfjährige Periode sein: nichts wäre sinnloser, und wir haben hier doch nicht mit Wandkritzeleien unserer Kapellen zu thun, sondern mit eingegrabenen, also genehmigten, des Heiligthums würdigen, Sprüchen. Es dürfte aber nichts so nahe liegen, als hier ein pythagoreisches Zahlenräthsel zu sehen: und dann doch wohl von Pythagoras selbst. Der Buchstabe, welchen wir Epsilon (dünnes E) nennen, der fünfte des Alphabets, hiess bei den Griechen ursprünglich Ei wie Ph, Ch, Phei, Chei genannt wurden; daher der Name jenes Zeichens: "Das Ei in Delphi." Dieser also bedeutet das Fünffache der Einheit: nun ist die Zehn, die Dekas, die vollkommene Zahl, bereits enthalten in der Vierzahl (nämlich als Summe von 1 + 2 + 3 + 4 = 10) und deshalb ist den Pythagoräern, nach ihren Aussprüchen, die Vierzahl hochheilig. Daneben aber steht fest, dass die Einheit, das Ungetheilte, Ewige, allen anderen Zahlen gegenüber gestellt ist. Verbinden wir Beides, so ist 4 + 1 Gott und das All, und Fünf das Zeichen des Ganzen: Gott-Weltall. Mit andern Worten, wir haben hier den Ursprung des pythagoreischen Pentagramms, in seiner ältesten Form, die so einfach und anschaulich ist, dass die spätern griechischen Gelehrten sie nicht erkannten, während das bekannte Pentagramm (die drei verschlungenen Dreiecke, der Drudenfuss) schon von Lucian als uraltes pythagoreisches Symbol der Gesundheit angegeben und erklärt wird." Man wird die Erfindung dieses keineswegs pythagoreischen Räthsels gerne Bunsen überlassen. - Rinck, Religion der Hellenen, II. S. 490, erklärt E für [fremdsprachliches Material], du bist.

Die pythagoreischen Beziehungen des cubischen Steines zu der Vierzahl klingen auch noch in dem maurerischen Gesellengrade nach und diese Nachklänge sind die gewichtigsten Zeugnisse für das hohe Alter der Maurerei, z. B. in den Fragen und Antworten:

Fr. Was bedeuten die vier obersten Ecken an dem kubischen Stein?
A. Die Allgemeinheit des Ordens und die vier Welttheile, in welchen sie verbreitet ist.

Buchstabe nun kann unmöglich eine Anspielung auf den Fünfkampf oder die fünfjährige Periode sein: nichts wäre sinnloser, und wir haben hier doch nicht mit Wandkritzeleien unserer Kapellen zu thun, sondern mit eingegrabenen, also genehmigten, des Heiligthums würdigen, Sprüchen. Es dürfte aber nichts so nahe liegen, als hier ein pythagoreisches Zahlenräthsel zu sehen: und dann doch wohl von Pythagoras selbst. Der Buchstabe, welchen wir Epsilon (dünnes E) nennen, der fünfte des Alphabets, hiess bei den Griechen ursprünglich Ei wie Ph, Ch, Phei, Chei genannt wurden; daher der Name jenes Zeichens: „Das Ei in Delphi.“ Dieser also bedeutet das Fünffache der Einheit: nun ist die Zehn, die Dekas, die vollkommene Zahl, bereits enthalten in der Vierzahl (nämlich als Summe von 1 + 2 + 3 + 4 = 10) und deshalb ist den Pythagoräern, nach ihren Aussprüchen, die Vierzahl hochheilig. Daneben aber steht fest, dass die Einheit, das Ungetheilte, Ewige, allen anderen Zahlen gegenüber gestellt ist. Verbinden wir Beides, so ist 4 + 1 Gott und das All, und Fünf das Zeichen des Ganzen: Gott-Weltall. Mit andern Worten, wir haben hier den Ursprung des pythagoreischen Pentagramms, in seiner ältesten Form, die so einfach und anschaulich ist, dass die spätern griechischen Gelehrten sie nicht erkannten, während das bekannte Pentagramm (die drei verschlungenen Dreiecke, der Drudenfuss) schon von Lucian als uraltes pythagoreisches Symbol der Gesundheit angegeben und erklärt wird.“ Man wird die Erfindung dieses keineswegs pythagoreischen Räthsels gerne Bunsen überlassen. – Rinck, Religion der Hellenen, II. S. 490, erklärt E für [fremdsprachliches Material], du bist.

Die pythagoreischen Beziehungen des cubischen Steines zu der Vierzahl klingen auch noch in dem maurerischen Gesellengrade nach und diese Nachklänge sind die gewichtigsten Zeugnisse für das hohe Alter der Maurerei, z. B. in den Fragen und Antworten:

Fr. Was bedeuten die vier obersten Ecken an dem kubischen Stein?
A. Die Allgemeinheit des Ordens und die vier Welttheile, in welchen sie verbreitet ist.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0528" n="508"/>
Buchstabe nun kann unmöglich eine Anspielung auf den Fünfkampf oder die fünfjährige Periode sein: nichts wäre sinnloser, und wir haben hier doch nicht mit Wandkritzeleien unserer Kapellen zu thun, sondern mit eingegrabenen, also genehmigten, des Heiligthums würdigen, Sprüchen. Es dürfte aber nichts so nahe liegen, als hier ein pythagoreisches Zahlenräthsel zu sehen: und dann doch wohl von Pythagoras selbst. Der Buchstabe, welchen wir Epsilon (dünnes E) nennen, der fünfte des Alphabets, hiess bei den Griechen ursprünglich Ei wie Ph, Ch, Phei, Chei genannt wurden; daher der Name jenes Zeichens: &#x201E;Das Ei in Delphi.&#x201C; Dieser also bedeutet das Fünffache der Einheit: nun ist die Zehn, die Dekas, die vollkommene Zahl, bereits enthalten in der Vierzahl (nämlich als Summe von 1 + 2 + 3 + 4 = 10) und deshalb ist den Pythagoräern, nach ihren Aussprüchen, die Vierzahl hochheilig. Daneben aber steht fest, dass die Einheit, das Ungetheilte, Ewige, allen anderen Zahlen gegenüber gestellt ist. Verbinden wir Beides, so ist 4 + 1 Gott und das All, und Fünf das Zeichen des Ganzen: Gott-Weltall. Mit andern Worten, wir haben hier den Ursprung des pythagoreischen Pentagramms, in seiner ältesten Form, die so einfach und anschaulich ist, dass die spätern griechischen Gelehrten sie nicht erkannten, während das bekannte Pentagramm (die drei verschlungenen Dreiecke, der Drudenfuss) schon von Lucian als uraltes pythagoreisches Symbol der Gesundheit angegeben und erklärt wird.&#x201C; Man wird die Erfindung dieses keineswegs pythagoreischen Räthsels gerne Bunsen überlassen. &#x2013; Rinck, Religion der Hellenen, II. S. 490, erklärt E für <foreign xml:lang="ell"><gap reason="fm"/></foreign>, du bist.</p>
        <p>
 Die pythagoreischen Beziehungen des cubischen Steines zu der Vierzahl klingen auch noch in dem maurerischen Gesellengrade nach und diese Nachklänge sind die gewichtigsten Zeugnisse für das hohe Alter der Maurerei, z. B. in den Fragen und Antworten:</p>
        <cit rendition="#c">
          <quote>
            <p>
 Fr. Was bedeuten die vier obersten Ecken an dem kubischen Stein?<lb/>
A. Die Allgemeinheit des Ordens und die vier Welttheile, in welchen sie verbreitet ist.</p>
          </quote>
        </cit>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[508/0528] Buchstabe nun kann unmöglich eine Anspielung auf den Fünfkampf oder die fünfjährige Periode sein: nichts wäre sinnloser, und wir haben hier doch nicht mit Wandkritzeleien unserer Kapellen zu thun, sondern mit eingegrabenen, also genehmigten, des Heiligthums würdigen, Sprüchen. Es dürfte aber nichts so nahe liegen, als hier ein pythagoreisches Zahlenräthsel zu sehen: und dann doch wohl von Pythagoras selbst. Der Buchstabe, welchen wir Epsilon (dünnes E) nennen, der fünfte des Alphabets, hiess bei den Griechen ursprünglich Ei wie Ph, Ch, Phei, Chei genannt wurden; daher der Name jenes Zeichens: „Das Ei in Delphi.“ Dieser also bedeutet das Fünffache der Einheit: nun ist die Zehn, die Dekas, die vollkommene Zahl, bereits enthalten in der Vierzahl (nämlich als Summe von 1 + 2 + 3 + 4 = 10) und deshalb ist den Pythagoräern, nach ihren Aussprüchen, die Vierzahl hochheilig. Daneben aber steht fest, dass die Einheit, das Ungetheilte, Ewige, allen anderen Zahlen gegenüber gestellt ist. Verbinden wir Beides, so ist 4 + 1 Gott und das All, und Fünf das Zeichen des Ganzen: Gott-Weltall. Mit andern Worten, wir haben hier den Ursprung des pythagoreischen Pentagramms, in seiner ältesten Form, die so einfach und anschaulich ist, dass die spätern griechischen Gelehrten sie nicht erkannten, während das bekannte Pentagramm (die drei verschlungenen Dreiecke, der Drudenfuss) schon von Lucian als uraltes pythagoreisches Symbol der Gesundheit angegeben und erklärt wird.“ Man wird die Erfindung dieses keineswegs pythagoreischen Räthsels gerne Bunsen überlassen. – Rinck, Religion der Hellenen, II. S. 490, erklärt E für _ , du bist. Die pythagoreischen Beziehungen des cubischen Steines zu der Vierzahl klingen auch noch in dem maurerischen Gesellengrade nach und diese Nachklänge sind die gewichtigsten Zeugnisse für das hohe Alter der Maurerei, z. B. in den Fragen und Antworten: Fr. Was bedeuten die vier obersten Ecken an dem kubischen Stein? A. Die Allgemeinheit des Ordens und die vier Welttheile, in welchen sie verbreitet ist.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Internetloge: Bereitstellung der Texttranskription. (2013-08-21T13:44:32Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Frederike Neuber: Bearbeitung der digitalen Edition. (2013-08-21T13:44:32Z)
Christian Thomas: Bearbeitung der digitalen Edition. (2013-08-21T13:44:32Z)
Maxi Grubert: Bearbeitung der digitalen Edition. (2013-08-21T13:44:32Z)
Bayerische Staatsbibliothek Digital: Bereitstellung der Bilddigitalisate. (2013-08-21T13:44:32Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Silbentrennung: aufgelöst
  • Zeilenumbrüche markiert: nein



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schauberg_freimaurerei02_1861
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schauberg_freimaurerei02_1861/528
Zitationshilfe: Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 2. Schaffhausen, 1861, S. 508. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schauberg_freimaurerei02_1861/528>, abgerufen am 22.11.2024.