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Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 2. Schaffhausen, 1861.

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leicht auch später die arabische Kaaba gewesen ist. Baehr S. 241 leitet die cubische Gestalt der Kaaba und der ähnlichen Gebäude von den darin als göttliche Idole verehrten cubischen Steinen, Bätylien oder Allüot [fremdsprachliches Material] ab. Sainte-Croix, a. a. O., S. 65, nennt als die Symbole der gnossischen Mysterien: die Würfel (wohl cubische Symbole), den Ball, das Rad, die Kugel, den Spiegel und die geschorne Wolle, welche nach ihm bedeutet haben sollen, dass die Kureten auf Kreta zuerst die Verehrung des Zeus eingeführt haben. Von dem hier erscheinenden Ball des Zeuskindes will Böttiger, K. M. II. S. 10, den deutschen Reichsapfel ableiten. Der salomonische Tempel ist in seinem Höhe-, Längen- und Breitenverhältniss nur das verdoppelte Zelt, indem die beiden mit symbolischer Hinweisung auf den Dekalog oder die zehn Gebote, den mit Gott von dem Volke Israel abgeschlossenen Bundesvertrag, zu Grunde liegende Zehnzahl1) bei dem festen Hause Salomos nur verdoppelt ist, - die zehn Ellen der Länge, der Breite und Höhe des Zeltes bei dem salomonischen Tempel auf zwanzig Ellen erhöht sind.2) Das Allerheiligste des salomonischen Tempels, der dasselbe bildende Cubus ist also das Symbol der Welt und diese Welt die Wohnung und Offenbarung des Ewigen. Weil die Juden den Cubus als Symbol der Welt betrachteten, legt auch Johannes in seiner Vision 21, 16 dem neuen oder himmlischen Jerusalem die cubische Gestalt bei, indem er sagt: "Und die Stadt liegt viereckigt; und ihre Länge ist so gross als die Breite. Und er mass die Stadt mit dem Rohr auf zwölf tausend Mannsläufe; ihre Länge und ihre Breite sind gleich." Der Cubus ist aber nicht blos das Symbol der Welt und der Wohnung, des Hauses Gottes, sondern auch der Gottheit selbst, weshalb im alten Asien und in Griechenland vielfach auch kubische oder konische Steine, welche heilige oder göttliche Steine, [fremdsprachliches Material] und auch Bätylien von Belh' el = Haus, Hütte Gottes, des Starken, hiessen, angebetet und verehrt wurden,3)

1) Baehr, der salomonische Tempel, S. 99.
2) Baehr, der salomonische Tempel, S. 95 ff.
3) Baehr, a. a. O., S. 279; Schoemann, II. S. 159 ff.; Böttiger, K. M. II. S. 15 ff.

leicht auch später die arabische Kaaba gewesen ist. Baehr S. 241 leitet die cubische Gestalt der Kaaba und der ähnlichen Gebäude von den darin als göttliche Idole verehrten cubischen Steinen, Bätylien oder Allüot [fremdsprachliches Material] ab. Sainte-Croix, a. a. O., S. 65, nennt als die Symbole der gnossischen Mysterien: die Würfel (wohl cubische Symbole), den Ball, das Rad, die Kugel, den Spiegel und die geschorne Wolle, welche nach ihm bedeutet haben sollen, dass die Kureten auf Kreta zuerst die Verehrung des Zeus eingeführt haben. Von dem hier erscheinenden Ball des Zeuskindes will Böttiger, K. M. II. S. 10, den deutschen Reichsapfel ableiten. Der salomonische Tempel ist in seinem Höhe-, Längen- und Breitenverhältniss nur das verdoppelte Zelt, indem die beiden mit symbolischer Hinweisung auf den Dekalog oder die zehn Gebote, den mit Gott von dem Volke Israel abgeschlossenen Bundesvertrag, zu Grunde liegende Zehnzahl1) bei dem festen Hause Salomos nur verdoppelt ist, – die zehn Ellen der Länge, der Breite und Höhe des Zeltes bei dem salomonischen Tempel auf zwanzig Ellen erhöht sind.2) Das Allerheiligste des salomonischen Tempels, der dasselbe bildende Cubus ist also das Symbol der Welt und diese Welt die Wohnung und Offenbarung des Ewigen. Weil die Juden den Cubus als Symbol der Welt betrachteten, legt auch Johannes in seiner Vision 21, 16 dem neuen oder himmlischen Jerusalem die cubische Gestalt bei, indem er sagt: „Und die Stadt liegt viereckigt; und ihre Länge ist so gross als die Breite. Und er mass die Stadt mit dem Rohr auf zwölf tausend Mannsläufe; ihre Länge und ihre Breite sind gleich.“ Der Cubus ist aber nicht blos das Symbol der Welt und der Wohnung, des Hauses Gottes, sondern auch der Gottheit selbst, weshalb im alten Asien und in Griechenland vielfach auch kubische oder konische Steine, welche heilige oder göttliche Steine, [fremdsprachliches Material] und auch Bätylien von Bêlh’ el = Haus, Hütte Gottes, des Starken, hiessen, angebetet und verehrt wurden,3)

1) Baehr, der salomonische Tempel, S. 99.
2) Baehr, der salomonische Tempel, S. 95 ff.
3) Baehr, a. a. O., S. 279; Schoemann, II. S. 159 ff.; Böttiger, K. M. II. S. 15 ff.
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[501/0521] leicht auch später die arabische Kaaba gewesen ist. Baehr S. 241 leitet die cubische Gestalt der Kaaba und der ähnlichen Gebäude von den darin als göttliche Idole verehrten cubischen Steinen, Bätylien oder Allüot _ ab. Sainte-Croix, a. a. O., S. 65, nennt als die Symbole der gnossischen Mysterien: die Würfel (wohl cubische Symbole), den Ball, das Rad, die Kugel, den Spiegel und die geschorne Wolle, welche nach ihm bedeutet haben sollen, dass die Kureten auf Kreta zuerst die Verehrung des Zeus eingeführt haben. Von dem hier erscheinenden Ball des Zeuskindes will Böttiger, K. M. II. S. 10, den deutschen Reichsapfel ableiten. Der salomonische Tempel ist in seinem Höhe-, Längen- und Breitenverhältniss nur das verdoppelte Zelt, indem die beiden mit symbolischer Hinweisung auf den Dekalog oder die zehn Gebote, den mit Gott von dem Volke Israel abgeschlossenen Bundesvertrag, zu Grunde liegende Zehnzahl 1) bei dem festen Hause Salomos nur verdoppelt ist, – die zehn Ellen der Länge, der Breite und Höhe des Zeltes bei dem salomonischen Tempel auf zwanzig Ellen erhöht sind. 2) Das Allerheiligste des salomonischen Tempels, der dasselbe bildende Cubus ist also das Symbol der Welt und diese Welt die Wohnung und Offenbarung des Ewigen. Weil die Juden den Cubus als Symbol der Welt betrachteten, legt auch Johannes in seiner Vision 21, 16 dem neuen oder himmlischen Jerusalem die cubische Gestalt bei, indem er sagt: „Und die Stadt liegt viereckigt; und ihre Länge ist so gross als die Breite. Und er mass die Stadt mit dem Rohr auf zwölf tausend Mannsläufe; ihre Länge und ihre Breite sind gleich.“ Der Cubus ist aber nicht blos das Symbol der Welt und der Wohnung, des Hauses Gottes, sondern auch der Gottheit selbst, weshalb im alten Asien und in Griechenland vielfach auch kubische oder konische Steine, welche heilige oder göttliche Steine, _ und auch Bätylien von Bêlh’ el = Haus, Hütte Gottes, des Starken, hiessen, angebetet und verehrt wurden, 3) 1) Baehr, der salomonische Tempel, S. 99. 2) Baehr, der salomonische Tempel, S. 95 ff. 3) Baehr, a. a. O., S. 279; Schoemann, II. S. 159 ff.; Böttiger, K. M. II. S. 15 ff.

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Zitationshilfe: Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 2. Schaffhausen, 1861, S. 501. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schauberg_freimaurerei02_1861/521>, abgerufen am 01.09.2024.