Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 2. Schaffhausen, 1861.

Bild:
<< vorherige Seite

nende Himmelsgewölbe und zugleich Ursprung des Alles erleuchtenden, durchdringenden und schaffenden Lichtes. Nach dem Rig-Veda bereitet Varunas der Sonne ihre Pfade, Mond und Sonne wandeln nach seinen Gesetzen, er leitet den Lauf der Monate und der Jahre; in ihm ruhen alle Lebenskeime, er gibt den Pflanzen Luft, Milch den Kühen, den Rossen Kraft, die Seele den Menschen. Varunas ist der griechische Ouranos.

Dass man die Seelen anstatt ursprünglich durch die Lüfte und die Winde herabtragen, durch die Milchstrasse herab- und wieder zurücksteigen liess, wie die Baktrer, Aegypter1) und Germanen,2) so dass die Milchstrasse zum förmlichen Seelenwege wurde, welchen Namen ihr auch die Pythagoräer und Finnen wirklich beilegen,3) ist blos die umgestaltende Wirkung der inzwischen erlangten astronomischen Kenntnisse. Verwandt damit ist es, dass bei den Wallachen der letzte Schimmer der Abendrüthe Sorile morzilor, die Sonne der Todten heisst.4) Die Phantasie der Urvölker folgte sinnend der Sonne, dem Lichte gleichsam in seinen Ursitz, zu seiner letzten Quelle und hier mussten Gott, die Geister und die Seelen der Verstorbenen wohnen, - von hier mussten die Menschenseelen, wie alles Licht und Leben, ausgehen und ausgegangen sein und hierher mussten sie wieder zurückkehren, wenn sie die Erde verliessen. Das Verbrennen der Leichname hing bei den Germanen, Kelten, Indern, Griechen und Römern u. s. w. gleichfalls mit dem Glauben zusammen, dass die Seelen der Verstorbenen durch die von dem Scheiterhaufen aufsteigenden Rauchsäulen zu dem Himmel emporgewirbelt werden.5) Auch in der Sage des griechischen Prometheus, welcher die ersten Menschen aus Thon bildete und sie mit dem von dem Himmel geraubten Feuer belebte, ist nur ausgesprochen, dass des Menschen Geist Licht und Feuer sei und von dem Himmel stamme, das Himmels-

1) Röth, a, a. O., I. S. 176.
2) Menzel, Odin, S. 151.
3) Menzel, a. a. O., S, 229.
4) Menzel, S. 178.
5) Simrok, Mythologie, S. 367.

nende Himmelsgewölbe und zugleich Ursprung des Alles erleuchtenden, durchdringenden und schaffenden Lichtes. Nach dem Rig-Vêda bereitet Varunas der Sonne ihre Pfade, Mond und Sonne wandeln nach seinen Gesetzen, er leitet den Lauf der Monate und der Jahre; in ihm ruhen alle Lebenskeime, er gibt den Pflanzen Luft, Milch den Kühen, den Rossen Kraft, die Seele den Menschen. Varunas ist der griechische Ouranos.

Dass man die Seelen anstatt ursprünglich durch die Lüfte und die Winde herabtragen, durch die Milchstrasse herab- und wieder zurücksteigen liess, wie die Baktrer, Aegypter1) und Germanen,2) so dass die Milchstrasse zum förmlichen Seelenwege wurde, welchen Namen ihr auch die Pythagoräer und Finnen wirklich beilegen,3) ist blos die umgestaltende Wirkung der inzwischen erlangten astronomischen Kenntnisse. Verwandt damit ist es, dass bei den Wallachen der letzte Schimmer der Abendrüthe Sorile morzilor, die Sonne der Todten heisst.4) Die Phantasie der Urvölker folgte sinnend der Sonne, dem Lichte gleichsam in seinen Ursitz, zu seiner letzten Quelle und hier mussten Gott, die Geister und die Seelen der Verstorbenen wohnen, – von hier mussten die Menschenseelen, wie alles Licht und Leben, ausgehen und ausgegangen sein und hierher mussten sie wieder zurückkehren, wenn sie die Erde verliessen. Das Verbrennen der Leichname hing bei den Germanen, Kelten, Indern, Griechen und Römern u. s. w. gleichfalls mit dem Glauben zusammen, dass die Seelen der Verstorbenen durch die von dem Scheiterhaufen aufsteigenden Rauchsäulen zu dem Himmel emporgewirbelt werden.5) Auch in der Sage des griechischen Prometheus, welcher die ersten Menschen aus Thon bildete und sie mit dem von dem Himmel geraubten Feuer belebte, ist nur ausgesprochen, dass des Menschen Geist Licht und Feuer sei und von dem Himmel stamme, das Himmels-

1) Röth, a, a. O., I. S. 176.
2) Menzel, Odin, S. 151.
3) Menzel, a. a. O., S, 229.
4) Menzel, S. 178.
5) Simrok, Mythologie, S. 367.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0052" n="32"/>
nende Himmelsgewölbe und zugleich Ursprung des Alles erleuchtenden, durchdringenden und schaffenden Lichtes. Nach dem Rig-Vêda bereitet Varunas der Sonne ihre Pfade, Mond und Sonne wandeln nach seinen Gesetzen, er leitet den Lauf der Monate und der Jahre; in ihm ruhen alle Lebenskeime, er gibt den Pflanzen Luft, Milch den Kühen, den Rossen Kraft, die Seele den Menschen. Varunas ist der griechische Ouranos.</p>
        <p>
     Dass man die Seelen anstatt ursprünglich durch die Lüfte und die Winde herabtragen, durch die Milchstrasse herab- und wieder zurücksteigen liess, wie die Baktrer, Aegypter<note place="foot" n="1)">Röth, a, a. O., I. S. 176.<lb/></note> und Germanen,<note place="foot" n="2)">Menzel, Odin, S. 151.<lb/></note> so dass die Milchstrasse zum förmlichen Seelenwege wurde, welchen Namen ihr auch die Pythagoräer und Finnen wirklich beilegen,<note place="foot" n="3)">Menzel, a. a. O., S, 229.<lb/></note> ist blos die umgestaltende Wirkung der inzwischen erlangten astronomischen Kenntnisse. Verwandt damit ist es, dass bei den Wallachen der letzte Schimmer der Abendrüthe Sorile morzilor, die Sonne der Todten heisst.<note place="foot" n="4)">Menzel, S. 178.<lb/></note> Die Phantasie der Urvölker folgte sinnend der Sonne, dem Lichte gleichsam in seinen Ursitz, zu seiner letzten Quelle und hier mussten Gott, die Geister und die Seelen der Verstorbenen wohnen, &#x2013; von hier mussten die Menschenseelen, wie alles Licht und Leben, ausgehen und ausgegangen sein und hierher mussten sie wieder zurückkehren, wenn sie die Erde verliessen. Das Verbrennen der Leichname hing bei den Germanen, Kelten, Indern, Griechen und Römern u. s. w. gleichfalls mit dem Glauben zusammen, dass die Seelen der Verstorbenen durch die von dem Scheiterhaufen aufsteigenden Rauchsäulen zu dem Himmel emporgewirbelt werden.<note place="foot" n="5)"> Simrok, Mythologie, S. 367.<lb/></note> Auch in der Sage des griechischen Prometheus, welcher die ersten Menschen aus Thon bildete und sie mit dem von dem Himmel geraubten Feuer belebte, ist nur ausgesprochen, dass des Menschen Geist Licht und Feuer sei und von dem Himmel stamme, das Himmels-
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[32/0052] nende Himmelsgewölbe und zugleich Ursprung des Alles erleuchtenden, durchdringenden und schaffenden Lichtes. Nach dem Rig-Vêda bereitet Varunas der Sonne ihre Pfade, Mond und Sonne wandeln nach seinen Gesetzen, er leitet den Lauf der Monate und der Jahre; in ihm ruhen alle Lebenskeime, er gibt den Pflanzen Luft, Milch den Kühen, den Rossen Kraft, die Seele den Menschen. Varunas ist der griechische Ouranos. Dass man die Seelen anstatt ursprünglich durch die Lüfte und die Winde herabtragen, durch die Milchstrasse herab- und wieder zurücksteigen liess, wie die Baktrer, Aegypter 1) und Germanen, 2) so dass die Milchstrasse zum förmlichen Seelenwege wurde, welchen Namen ihr auch die Pythagoräer und Finnen wirklich beilegen, 3) ist blos die umgestaltende Wirkung der inzwischen erlangten astronomischen Kenntnisse. Verwandt damit ist es, dass bei den Wallachen der letzte Schimmer der Abendrüthe Sorile morzilor, die Sonne der Todten heisst. 4) Die Phantasie der Urvölker folgte sinnend der Sonne, dem Lichte gleichsam in seinen Ursitz, zu seiner letzten Quelle und hier mussten Gott, die Geister und die Seelen der Verstorbenen wohnen, – von hier mussten die Menschenseelen, wie alles Licht und Leben, ausgehen und ausgegangen sein und hierher mussten sie wieder zurückkehren, wenn sie die Erde verliessen. Das Verbrennen der Leichname hing bei den Germanen, Kelten, Indern, Griechen und Römern u. s. w. gleichfalls mit dem Glauben zusammen, dass die Seelen der Verstorbenen durch die von dem Scheiterhaufen aufsteigenden Rauchsäulen zu dem Himmel emporgewirbelt werden. 5) Auch in der Sage des griechischen Prometheus, welcher die ersten Menschen aus Thon bildete und sie mit dem von dem Himmel geraubten Feuer belebte, ist nur ausgesprochen, dass des Menschen Geist Licht und Feuer sei und von dem Himmel stamme, das Himmels- 1) Röth, a, a. O., I. S. 176. 2) Menzel, Odin, S. 151. 3) Menzel, a. a. O., S, 229. 4) Menzel, S. 178. 5) Simrok, Mythologie, S. 367.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Internetloge: Bereitstellung der Texttranskription. (2013-08-21T13:44:32Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Frederike Neuber: Bearbeitung der digitalen Edition. (2013-08-21T13:44:32Z)
Christian Thomas: Bearbeitung der digitalen Edition. (2013-08-21T13:44:32Z)
Maxi Grubert: Bearbeitung der digitalen Edition. (2013-08-21T13:44:32Z)
Bayerische Staatsbibliothek Digital: Bereitstellung der Bilddigitalisate. (2013-08-21T13:44:32Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Silbentrennung: aufgelöst
  • Zeilenumbrüche markiert: nein



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schauberg_freimaurerei02_1861
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schauberg_freimaurerei02_1861/52
Zitationshilfe: Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 2. Schaffhausen, 1861, S. 32. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schauberg_freimaurerei02_1861/52>, abgerufen am 22.11.2024.