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Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 2. Schaffhausen, 1861.

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so wie die Blumen des Frühlings unzertrennliche Gesellschafter, die letztern die Zeugungen der erstern sind.1) Die Sagen selbst localisirten Alles auf der Erde, aber ihren letzten Ursprung und ihre tiefere Erklärung finden sie an dem Himmel, in den Wolken, wie das eigentliche Land der Engel und der ewig grünenden blühenden Rosen nicht in England und nicht in Grön- oder Grünland, sondern nur im Himmel zu suchen ist und nur die Sagen und Mährchen es dorthin verlegen. - Vorzügliche Aufmerksamkeit verdient die Melusine (Ilse oder Else), die Ahnfrau sowohl des Hauses Lusignan, als auch der Grafen von Luxemburg,2) welche auch alle sieben Jahre erscheint, um zu ihrer Erlösung aufzufordern, in weisser Kleidung und in theilweiser Gestalt einer Schlange, einen goldenen Schlüssel zwischen den Zähnen haltend, mit dem der Kerker der Verwünschten geöffnet und ihr Zauber gelöset werden soll. Diese Melusine ist ursprünglich die erstarrte Winterwolke, welcher der Blitz fehlt, um zur Gewitterwolke werden zu können; diesen Blitz trägt die Frühlingswolke wieder in sich und wenn es blitzet und donnert und der Regen niederströmt, ist der Schatz gehoben oder Melusine erlöset. Die erlösete Melusine ist der Blitz, welcher nun wieder geschleudert wird, und der befruchtende Gewitterregen selbst, weshalb sie halb Weib, halb Schlange, - oder auch nach andern Sagen halb weiss und schwarz ist.3) Die doppelgestaltige und doppelfarbige Melusine ist die Göttin der Ober- und der Unterwelt, des Lebens und des Todes, des lichten und des dunkelen Theiles des Jahres, - der leuchtende und der schlafende Sonnengott, Siegfried und Hagen. Das Schneekleid der von ihrem Gemahle, dem blühenden Sonnengotte Freyr oder Siegfried verlassenen, der klagenden oder weinenden Freyja und Chrimhilde ist das ursprünglichste weisse Wittwen- und zugleich Todtenkleid.4)

1) Vergl. auch Kuhn, die Herabkunft des Feuers, S. 213. Mannhardt, germanische Mythen, S. 153, 204.
2) Hocker, Moselsagen, Nr. 12.
3) Hocker, Stammsagen, S. 12 und 18.
4) Hocker, Stammsagen, S. 29.

so wie die Blumen des Frühlings unzertrennliche Gesellschafter, die letztern die Zeugungen der erstern sind.1) Die Sagen selbst localisirten Alles auf der Erde, aber ihren letzten Ursprung und ihre tiefere Erklärung finden sie an dem Himmel, in den Wolken, wie das eigentliche Land der Engel und der ewig grünenden blühenden Rosen nicht in England und nicht in Grön- oder Grünland, sondern nur im Himmel zu suchen ist und nur die Sagen und Mährchen es dorthin verlegen. – Vorzügliche Aufmerksamkeit verdient die Melusine (Ilse oder Else), die Ahnfrau sowohl des Hauses Lusignan, als auch der Grafen von Luxemburg,2) welche auch alle sieben Jahre erscheint, um zu ihrer Erlösung aufzufordern, in weisser Kleidung und in theilweiser Gestalt einer Schlange, einen goldenen Schlüssel zwischen den Zähnen haltend, mit dem der Kerker der Verwünschten geöffnet und ihr Zauber gelöset werden soll. Diese Melusine ist ursprünglich die erstarrte Winterwolke, welcher der Blitz fehlt, um zur Gewitterwolke werden zu können; diesen Blitz trägt die Frühlingswolke wieder in sich und wenn es blitzet und donnert und der Regen niederströmt, ist der Schatz gehoben oder Melusine erlöset. Die erlösete Melusine ist der Blitz, welcher nun wieder geschleudert wird, und der befruchtende Gewitterregen selbst, weshalb sie halb Weib, halb Schlange, – oder auch nach andern Sagen halb weiss und schwarz ist.3) Die doppelgestaltige und doppelfarbige Melusine ist die Göttin der Ober- und der Unterwelt, des Lebens und des Todes, des lichten und des dunkelen Theiles des Jahres, – der leuchtende und der schlafende Sonnengott, Siegfried und Hagen. Das Schneekleid der von ihrem Gemahle, dem blühenden Sonnengotte Freyr oder Siegfried verlassenen, der klagenden oder weinenden Freyja und Chrimhilde ist das ursprünglichste weisse Wittwen- und zugleich Todtenkleid.4)

1) Vergl. auch Kuhn, die Herabkunft des Feuers, S. 213. Mannhardt, germanische Mythen, S. 153, 204.
2) Hocker, Moselsagen, Nr. 12.
3) Hocker, Stammsagen, S. 12 und 18.
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[454/0474] so wie die Blumen des Frühlings unzertrennliche Gesellschafter, die letztern die Zeugungen der erstern sind. 1) Die Sagen selbst localisirten Alles auf der Erde, aber ihren letzten Ursprung und ihre tiefere Erklärung finden sie an dem Himmel, in den Wolken, wie das eigentliche Land der Engel und der ewig grünenden blühenden Rosen nicht in England und nicht in Grön- oder Grünland, sondern nur im Himmel zu suchen ist und nur die Sagen und Mährchen es dorthin verlegen. – Vorzügliche Aufmerksamkeit verdient die Melusine (Ilse oder Else), die Ahnfrau sowohl des Hauses Lusignan, als auch der Grafen von Luxemburg, 2) welche auch alle sieben Jahre erscheint, um zu ihrer Erlösung aufzufordern, in weisser Kleidung und in theilweiser Gestalt einer Schlange, einen goldenen Schlüssel zwischen den Zähnen haltend, mit dem der Kerker der Verwünschten geöffnet und ihr Zauber gelöset werden soll. Diese Melusine ist ursprünglich die erstarrte Winterwolke, welcher der Blitz fehlt, um zur Gewitterwolke werden zu können; diesen Blitz trägt die Frühlingswolke wieder in sich und wenn es blitzet und donnert und der Regen niederströmt, ist der Schatz gehoben oder Melusine erlöset. Die erlösete Melusine ist der Blitz, welcher nun wieder geschleudert wird, und der befruchtende Gewitterregen selbst, weshalb sie halb Weib, halb Schlange, – oder auch nach andern Sagen halb weiss und schwarz ist. 3) Die doppelgestaltige und doppelfarbige Melusine ist die Göttin der Ober- und der Unterwelt, des Lebens und des Todes, des lichten und des dunkelen Theiles des Jahres, – der leuchtende und der schlafende Sonnengott, Siegfried und Hagen. Das Schneekleid der von ihrem Gemahle, dem blühenden Sonnengotte Freyr oder Siegfried verlassenen, der klagenden oder weinenden Freyja und Chrimhilde ist das ursprünglichste weisse Wittwen- und zugleich Todtenkleid. 4) 1) Vergl. auch Kuhn, die Herabkunft des Feuers, S. 213. Mannhardt, germanische Mythen, S. 153, 204. 2) Hocker, Moselsagen, Nr. 12. 3) Hocker, Stammsagen, S. 12 und 18. 4) Hocker, Stammsagen, S. 29.

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Zitationshilfe: Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 2. Schaffhausen, 1861, S. 454. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schauberg_freimaurerei02_1861/474>, abgerufen am 22.11.2024.