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Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 2. Schaffhausen, 1861.

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und legt seine durchgelaufenen auf dem dortigen Bleifelsen aus.1) Die verbrauchten Schuhe sind wie die durchtanzten Schuhe der zwölf Mädchen und die getödteten zwölf Kinder der Niobe die abgelaufenen sieben Monate des Winters oder die zwölf Monate des Jahres. Die sieben Wintermonate sind der Siebenmeilenstiefel Wuotans2) und Wuotan selbst ist zugleich der wandernde ewige Jude der Sagen, - viator indefessus bei Saxo Grammat., - Vegtmr, Gangradr, Gangleri, der wegesmüde oder unermüdliche Wanderer in der Edda.3) Der Wanderjude, der ewige Jäger, der Weltjäger Odhin ruht nur am Weihnachtabend aus, wenn er dann noch auf dem Felde einen Pflug findet: darauf allein darf er ausruhen. Die Wanderungen der Sonnengötter am Himmel durch den Thierkreis und die Milchstrasse werden überall auf die Erde verlegt, so bei Odhin, - bei Zeus, Hermes und Poseidon und bei Herakles, - bei Osiris, - bei dem indischen Brahma und Wischnu, bei dem lithauischen Perkunos u. s. f. Den Namen Buttadeus, welcher dem Ahasverus gegeben wird, will Rochholz auf Buddha deuten, so dass also Buddha-Wuotan stehen würde, wie bei den Indern oder im Sanskrit der Mittwoch, der Wodanstag, nach Buddha auch Budhuveras heisse. Im Heidenhügel bei Sarmenstorf ini Kanton Aargau sollen siebensäulige Opferaltäre sich befinden.4) In den französischen Alpen ist ein Trank aus sieben verschiedenen Quellen ein untrügliches Heilmittel in den verschiedensten Krankheiten.5) Das Dorfthier von Lütweil im Kanton Aargau läuft, wenn der Jahrgang recht fruchtbar werden soll, mit seinen sieben Jungen, weissen und schwarzen Katzen, nächtlich herum.6) Die Königsbank zwei Stunden von Coblenz, welche den Kelten zugeschrieben wird, ist eine heptagonale Platte, welche auf sieben Pfeilern ruht und wobei nach der Vermuthung von

1) Rochholz, a. a. O., II. S. 120.
2) Vergl. auch noch Rochholz, II. S. 307 Anm.
3) Simrok, Mythol., S. 210 und S. 250 ff.
4) Rochholz, a. a. O., I. S. 32 Anm.
5) Eckermann, a. a. O., III. 1. S. 77.
6) Rochholz, I. S. 99.

und legt seine durchgelaufenen auf dem dortigen Bleifelsen aus.1) Die verbrauchten Schuhe sind wie die durchtanzten Schuhe der zwölf Mädchen und die getödteten zwölf Kinder der Niobe die abgelaufenen sieben Monate des Winters oder die zwölf Monate des Jahres. Die sieben Wintermonate sind der Siebenmeilenstiefel Wuotans2) und Wuotan selbst ist zugleich der wandernde ewige Jude der Sagen, – viator indefessus bei Saxo Grammat., – Vëgtmr, Gângrâdr, Gângleri, der wegesmüde oder unermüdliche Wanderer in der Edda.3) Der Wanderjude, der ewige Jäger, der Weltjäger Odhin ruht nur am Weihnachtabend aus, wenn er dann noch auf dem Felde einen Pflug findet: darauf allein darf er ausruhen. Die Wanderungen der Sonnengötter am Himmel durch den Thierkreis und die Milchstrasse werden überall auf die Erde verlegt, so bei Odhin, – bei Zeus, Hermes und Poseidon und bei Herakles, – bei Osiris, – bei dem indischen Brahma und Wischnu, bei dem lithauischen Perkunos u. s. f. Den Namen Buttadeus, welcher dem Ahasverus gegeben wird, will Rochholz auf Buddha deuten, so dass also Buddha-Wuotan stehen würde, wie bei den Indern oder im Sanskrit der Mittwoch, der Wodanstag, nach Buddha auch Budhuveras heisse. Im Heidenhügel bei Sarmenstorf ini Kanton Aargau sollen siebensäulige Opferaltäre sich befinden.4) In den französischen Alpen ist ein Trank aus sieben verschiedenen Quellen ein untrügliches Heilmittel in den verschiedensten Krankheiten.5) Das Dorfthier von Lütweil im Kanton Aargau läuft, wenn der Jahrgang recht fruchtbar werden soll, mit seinen sieben Jungen, weissen und schwarzen Katzen, nächtlich herum.6) Die Königsbank zwei Stunden von Coblenz, welche den Kelten zugeschrieben wird, ist eine heptagonale Platte, welche auf sieben Pfeilern ruht und wobei nach der Vermuthung von

1) Rochholz, a. a. O., II. S. 120.
2) Vergl. auch noch Rochholz, II. S. 307 Anm.
3) Simrok, Mythol., S. 210 und S. 250 ff.
4) Rochholz, a. a. O., I. S. 32 Anm.
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Zitationshilfe: Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 2. Schaffhausen, 1861, S. 452. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schauberg_freimaurerei02_1861/472>, abgerufen am 23.07.2024.