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Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 2. Schaffhausen, 1861.

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das Wappen der züricherischen Ritter Maness im Hard waren zwei goldene Hahnenköpfe mit rothem Kamm in schwarzem Feld; das Wappen des aus Constanz und St. Gallen stammenden Rittergeschlechts der Blarer hat im Schilde und zur Helmzier einen rothen Hahnen; den Helm der Ritter von Zuckenriet im Kanton St. Gallen zierte ein schwarzer Hahn mit rothem Kamm und rothen Füssen.1) Wie übrigens der Hahn auf oder in den christlichen Gräbern das Symbol der gehofften Unsterblichkeit, des erwarteten ewigen Morgens und Lebens ist, so sind es nicht nur die Rosen und Blumen, sondern auch die Schlüssel, welche in römisch-helvetischen Gräbern nicht selten gefunden werden.2) Diese Schlüssel sind ein Attribut des Licht- und Sonnengottes, des Jahresgottes, welcher das Licht hinwegnimmt und wiederbringt, welcher die Thore des Lichtes schliesst und wieder öffnet, wie namentlich der Schlüssel in dieser Bedeutung ein Attribut des römischen Janus gewesen3) und von ihm vermuthlich auf den christlichen Petrus als den Himmelspförtner übergegangen ist. - Im Berner Oberlande glaubt das Volk durch einen dabei befindlichen weissen Hahn das weidende Vieh zu schützen, dass ihm nicht von den fabelhaften Stollwürmern die Milch ausgesogen wird.4)

Bei den helvetischen Kelten scheinen nach den Ausgrabungen, die man neuerlich im Kanton Bern in ihren Gräbern gemacht hat, den Verstorbenen nicht blos Pferde, sondern auch Hunde mitgegeben oder diese mit ihnen beerdigt worden zu sein.5)

Neben der Milchstrasse dient den Urvölkern auch der Regenbogen, um darauf die Götter und die Seelen von dem Himmel zu der Erde herab- und wieder zurücksteigen zu lassen. Da der Regenbogen auffallender ist als die Milchstrasse und auch wirklich die Erde mit dem Himmel zu verbinden, die Erde und den Himmel zugleich zu be-

1) Vergl. Fr. v. Wyss, über den Ursprung und Bedeutung der Wappen, in den Mittheilungen der antiquarischen Gesellschaft in Zürich, Bd. VI. S. 1 ff.
2) Jahn, der Kanton Bern, S. 411.
3) Preller, römische Mythologie, S. 157 unten.
4) Wyss, Reise in das Berner Oberland, S. 424.
5) Jahn, der Kanton Bern, S. 188, 209.

das Wappen der züricherischen Ritter Maness im Hard waren zwei goldene Hahnenköpfe mit rothem Kamm in schwarzem Feld; das Wappen des aus Constanz und St. Gallen stammenden Rittergeschlechts der Blarer hat im Schilde und zur Helmzier einen rothen Hahnen; den Helm der Ritter von Zuckenriet im Kanton St. Gallen zierte ein schwarzer Hahn mit rothem Kamm und rothen Füssen.1) Wie übrigens der Hahn auf oder in den christlichen Gräbern das Symbol der gehofften Unsterblichkeit, des erwarteten ewigen Morgens und Lebens ist, so sind es nicht nur die Rosen und Blumen, sondern auch die Schlüssel, welche in römisch-helvetischen Gräbern nicht selten gefunden werden.2) Diese Schlüssel sind ein Attribut des Licht- und Sonnengottes, des Jahresgottes, welcher das Licht hinwegnimmt und wiederbringt, welcher die Thore des Lichtes schliesst und wieder öffnet, wie namentlich der Schlüssel in dieser Bedeutung ein Attribut des römischen Janus gewesen3) und von ihm vermuthlich auf den christlichen Petrus als den Himmelspförtner übergegangen ist. – Im Berner Oberlande glaubt das Volk durch einen dabei befindlichen weissen Hahn das weidende Vieh zu schützen, dass ihm nicht von den fabelhaften Stollwürmern die Milch ausgesogen wird.4)

Bei den helvetischen Kelten scheinen nach den Ausgrabungen, die man neuerlich im Kanton Bern in ihren Gräbern gemacht hat, den Verstorbenen nicht blos Pferde, sondern auch Hunde mitgegeben oder diese mit ihnen beerdigt worden zu sein.5)

Neben der Milchstrasse dient den Urvölkern auch der Regenbogen, um darauf die Götter und die Seelen von dem Himmel zu der Erde herab- und wieder zurücksteigen zu lassen. Da der Regenbogen auffallender ist als die Milchstrasse und auch wirklich die Erde mit dem Himmel zu verbinden, die Erde und den Himmel zugleich zu be-

1) Vergl. Fr. v. Wyss, über den Ursprung und Bedeutung der Wappen, in den Mittheilungen der antiquarischen Gesellschaft in Zürich, Bd. VI. S. 1 ff.
2) Jahn, der Kanton Bern, S. 411.
3) Preller, römische Mythologie, S. 157 unten.
4) Wyss, Reise in das Berner Oberland, S. 424.
5) Jahn, der Kanton Bern, S. 188, 209.
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das Wappen der züricherischen Ritter Maness im Hard waren zwei goldene Hahnenköpfe mit rothem Kamm in schwarzem Feld; das Wappen des aus Constanz und St. Gallen stammenden Rittergeschlechts der Blarer hat im Schilde und zur Helmzier einen rothen Hahnen; den Helm der Ritter von Zuckenriet im Kanton St. Gallen zierte ein schwarzer Hahn mit rothem Kamm und rothen Füssen.<note place="foot" n="1)">Vergl. Fr. v. Wyss, über den Ursprung und Bedeutung der Wappen, in den Mittheilungen der antiquarischen Gesellschaft in Zürich, Bd. VI. S. 1 ff.<lb/></note> Wie übrigens der Hahn auf oder in den christlichen Gräbern das Symbol der gehofften Unsterblichkeit, des erwarteten ewigen Morgens und Lebens ist, so sind es nicht nur die Rosen und Blumen, sondern auch die Schlüssel, welche in römisch-helvetischen Gräbern nicht selten gefunden werden.<note place="foot" n="2)">Jahn, der Kanton Bern, S. 411.<lb/></note> Diese Schlüssel sind ein Attribut des Licht- und Sonnengottes, des Jahresgottes, welcher das Licht hinwegnimmt und wiederbringt, welcher die Thore des Lichtes schliesst und wieder öffnet, wie namentlich der Schlüssel in dieser Bedeutung ein Attribut des römischen Janus gewesen<note place="foot" n="3)">Preller, römische Mythologie, S. 157 unten.<lb/></note> und von ihm vermuthlich auf den christlichen Petrus als den Himmelspförtner übergegangen ist. &#x2013; Im Berner Oberlande glaubt das Volk durch einen dabei befindlichen<hi rendition="#g"> weissen</hi> Hahn das weidende Vieh zu schützen, dass ihm nicht von den fabelhaften Stollwürmern die Milch ausgesogen wird.<note place="foot" n="4)">Wyss, Reise in das Berner Oberland, S. 424.<lb/></note></p>
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 Neben der Milchstrasse dient den Urvölkern auch der Regenbogen, um darauf die Götter und die Seelen von dem Himmel zu der Erde herab- und wieder zurücksteigen zu lassen. Da der Regenbogen auffallender ist als die Milchstrasse und auch wirklich die Erde mit dem Himmel zu verbinden, die Erde und den Himmel zugleich zu be-
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[422/0442] das Wappen der züricherischen Ritter Maness im Hard waren zwei goldene Hahnenköpfe mit rothem Kamm in schwarzem Feld; das Wappen des aus Constanz und St. Gallen stammenden Rittergeschlechts der Blarer hat im Schilde und zur Helmzier einen rothen Hahnen; den Helm der Ritter von Zuckenriet im Kanton St. Gallen zierte ein schwarzer Hahn mit rothem Kamm und rothen Füssen. 1) Wie übrigens der Hahn auf oder in den christlichen Gräbern das Symbol der gehofften Unsterblichkeit, des erwarteten ewigen Morgens und Lebens ist, so sind es nicht nur die Rosen und Blumen, sondern auch die Schlüssel, welche in römisch-helvetischen Gräbern nicht selten gefunden werden. 2) Diese Schlüssel sind ein Attribut des Licht- und Sonnengottes, des Jahresgottes, welcher das Licht hinwegnimmt und wiederbringt, welcher die Thore des Lichtes schliesst und wieder öffnet, wie namentlich der Schlüssel in dieser Bedeutung ein Attribut des römischen Janus gewesen 3) und von ihm vermuthlich auf den christlichen Petrus als den Himmelspförtner übergegangen ist. – Im Berner Oberlande glaubt das Volk durch einen dabei befindlichen weissen Hahn das weidende Vieh zu schützen, dass ihm nicht von den fabelhaften Stollwürmern die Milch ausgesogen wird. 4) Bei den helvetischen Kelten scheinen nach den Ausgrabungen, die man neuerlich im Kanton Bern in ihren Gräbern gemacht hat, den Verstorbenen nicht blos Pferde, sondern auch Hunde mitgegeben oder diese mit ihnen beerdigt worden zu sein. 5) Neben der Milchstrasse dient den Urvölkern auch der Regenbogen, um darauf die Götter und die Seelen von dem Himmel zu der Erde herab- und wieder zurücksteigen zu lassen. Da der Regenbogen auffallender ist als die Milchstrasse und auch wirklich die Erde mit dem Himmel zu verbinden, die Erde und den Himmel zugleich zu be- 1) Vergl. Fr. v. Wyss, über den Ursprung und Bedeutung der Wappen, in den Mittheilungen der antiquarischen Gesellschaft in Zürich, Bd. VI. S. 1 ff. 2) Jahn, der Kanton Bern, S. 411. 3) Preller, römische Mythologie, S. 157 unten. 4) Wyss, Reise in das Berner Oberland, S. 424. 5) Jahn, der Kanton Bern, S. 188, 209.

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Zitationshilfe: Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 2. Schaffhausen, 1861, S. 422. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schauberg_freimaurerei02_1861/442>, abgerufen am 19.05.2024.