Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 2. Schaffhausen, 1861.Krähen zeigt die entweichende Nacht an; er heisst auch im lat. Reinardus: horarum custos, tempora tam lucis quam tenebrosa canens.1) Mit dem Hahnen einiger Massen verwandt ist der Hase als Gestalt der römischen Grablampen, wie solche Grablampen z. B. in Rheinbaiern neuerlich aufgefunden, worden sind.2) Da die Alten schon wussten, dass der Hase mit offenen Augen schlafe, wurde er ihnen ein Symbol des leichten Erwachens, des baldigen Wiedererwachens aus dem Tode. Immerhin aber möchten diese Darstellungen selten sein. Auf einem zu Rheinzabern in Rheinbaiern aufgefundenen Lararium, von Säulen getragen, mit den vier Göttern Mercurius, Pallas, Vulcanus und Apollo sitzt auf dem erhobenen Botenstabe des Mercurius ein Hahn3) und hinter ihm zu seinen Füssen ruht ein Widder. Auch ein kleiner Hahn wurde in Rheinzabern aufgefunden.4) - Die Priester auf Ceylon, welche den dämonischen Kultus besorgen, die jetzt Da-tschün-tas; (Dajuntas) heissen, oder Tschin, Gian und deren oberster Jacco ist, den die Europäer den Teufel nennen, opfern bei Krankheiten einen rothen Hahn.5) - Hähne und Hennen in treuester und doch stylgerechter Nachahmung der Natur finden sich auch auf einem kleinern Fries aus den Mauern von Xanthos in Kleinasien im britischen Museum zu London.6) - In den indischen Dämonentempeln der schwarzen Tulu bei Mangalore in Vorderindien werden noch Hahnen geopfert und zwar, wie es scheint, je fünf.7) Nach der Völuspa (Simrok, S. 7) singt unter der Erde in den Sälen Hels der schwarzrothe Hahn. Der Hahn wäre sonach gleich dem Hunde als ein Wächter des Todtenreiches anzusehen. Zufolge Hocker, Stammsagen, S. 32, steht es mit dieser Auffassung in Verbindung, dass bei 1) Grimm, Reinhart Fuchs, S. CCXXXVI. 2) Erster Jahresbericht des historischen Vereins für die Pfalz, S. 63, Nr. 4. 3) Zweiter Bericht des historischen Vereins der Pfalz, Speyer1847, S. 18 und Taf. IV. Fig. 5. 4) A. a. O., S. 20. 5) Ritter, Vorhalle europ. Völkergeschichten, S. 122. 6) Semper, der Stil, I. S. 434 unten. 7) Graul, Reise in Ostindien, I. S. 179 und S. 185.
Krähen zeigt die entweichende Nacht an; er heisst auch im lat. Reinardus: horarum custos, tempora tam lucis quam tenebrosa canens.1) Mit dem Hahnen einiger Massen verwandt ist der Hase als Gestalt der römischen Grablampen, wie solche Grablampen z. B. in Rheinbaiern neuerlich aufgefunden, worden sind.2) Da die Alten schon wussten, dass der Hase mit offenen Augen schlafe, wurde er ihnen ein Symbol des leichten Erwachens, des baldigen Wiedererwachens aus dem Tode. Immerhin aber möchten diese Darstellungen selten sein. Auf einem zu Rheinzabern in Rheinbaiern aufgefundenen Lararium, von Säulen getragen, mit den vier Göttern Mercurius, Pallas, Vulcanus und Apollo sitzt auf dem erhobenen Botenstabe des Mercurius ein Hahn3) und hinter ihm zu seinen Füssen ruht ein Widder. Auch ein kleiner Hahn wurde in Rheinzabern aufgefunden.4) – Die Priester auf Ceylon, welche den dämonischen Kultus besorgen, die jetzt Da-tschün-tas; (Dajuntas) heissen, oder Tschin, Gian und deren oberster Jacco ist, den die Europäer den Teufel nennen, opfern bei Krankheiten einen rothen Hahn.5) – Hähne und Hennen in treuester und doch stylgerechter Nachahmung der Natur finden sich auch auf einem kleinern Fries aus den Mauern von Xanthos in Kleinasien im britischen Museum zu London.6) – In den indischen Dämonentempeln der schwarzen Tulu bei Mangalore in Vorderindien werden noch Hahnen geopfert und zwar, wie es scheint, je fünf.7) Nach der Völuspa (Simrok, S. 7) singt unter der Erde in den Sälen Hels der schwarzrothe Hahn. Der Hahn wäre sonach gleich dem Hunde als ein Wächter des Todtenreiches anzusehen. Zufolge Hocker, Stammsagen, S. 32, steht es mit dieser Auffassung in Verbindung, dass bei 1) Grimm, Reinhart Fuchs, S. CCXXXVI. 2) Erster Jahresbericht des historischen Vereins für die Pfalz, S. 63, Nr. 4. 3) Zweiter Bericht des historischen Vereins der Pfalz, Speyer1847, S. 18 und Taf. IV. Fig. 5. 4) A. a. O., S. 20. 5) Ritter, Vorhalle europ. Völkergeschichten, S. 122. 6) Semper, der Stil, I. S. 434 unten. 7) Graul, Reise in Ostindien, I. S. 179 und S. 185.
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Krähen zeigt die entweichende Nacht an; er heisst auch im lat. Reinardus: horarum custos, tempora tam lucis quam tenebrosa canens. 1)
Mit dem Hahnen einiger Massen verwandt ist der Hase als Gestalt der römischen Grablampen, wie solche Grablampen z. B. in Rheinbaiern neuerlich aufgefunden, worden sind. 2) Da die Alten schon wussten, dass der Hase mit offenen Augen schlafe, wurde er ihnen ein Symbol des leichten Erwachens, des baldigen Wiedererwachens aus dem Tode. Immerhin aber möchten diese Darstellungen selten sein. Auf einem zu Rheinzabern in Rheinbaiern aufgefundenen Lararium, von Säulen getragen, mit den vier Göttern Mercurius, Pallas, Vulcanus und Apollo sitzt auf dem erhobenen Botenstabe des Mercurius ein Hahn 3) und hinter ihm zu seinen Füssen ruht ein Widder. Auch ein kleiner Hahn wurde in Rheinzabern aufgefunden. 4) – Die Priester auf Ceylon, welche den dämonischen Kultus besorgen, die jetzt Da-tschün-tas; (Dajuntas) heissen, oder Tschin, Gian und deren oberster Jacco ist, den die Europäer den Teufel nennen, opfern bei Krankheiten einen rothen Hahn. 5) – Hähne und Hennen in treuester und doch stylgerechter Nachahmung der Natur finden sich auch auf einem kleinern Fries aus den Mauern von Xanthos in Kleinasien im britischen Museum zu London. 6) – In den indischen Dämonentempeln der schwarzen Tulu bei Mangalore in Vorderindien werden noch Hahnen geopfert und zwar, wie es scheint, je fünf. 7)
Nach der Völuspa (Simrok, S. 7) singt unter der Erde in den Sälen Hels der schwarzrothe Hahn. Der Hahn wäre sonach gleich dem Hunde als ein Wächter des Todtenreiches anzusehen. Zufolge Hocker, Stammsagen, S. 32, steht es mit dieser Auffassung in Verbindung, dass bei
1) Grimm, Reinhart Fuchs, S. CCXXXVI.
2) Erster Jahresbericht des historischen Vereins für die Pfalz, S. 63, Nr. 4.
3) Zweiter Bericht des historischen Vereins der Pfalz, Speyer1847, S. 18 und Taf. IV. Fig. 5.
4) A. a. O., S. 20.
5) Ritter, Vorhalle europ. Völkergeschichten, S. 122.
6) Semper, der Stil, I. S. 434 unten.
7) Graul, Reise in Ostindien, I. S. 179 und S. 185.
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