Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 2. Schaffhausen, 1861.

Bild:
<< vorherige Seite

züglich liebenden Jezidi, die Teufelsanbeter oder Verehrer des Ahriman, bei Mosul im alten Assyrien, welche gewiss mit der Religion Zoroasters zusammenhängen und daher das Feuer, die Sonne und das Wasser besonders heilig halten, verehren sieben Erzengel,1) welche mit den jüdischen und christlichen ziemlich dem Namen nach übereinstimmen. Die Jezidi tragen ihren Namen wohl von den alten persischen Izeds oder göttlichen Wesen, den Engeln. Sie taufen und beschneiden womöglich innerhalb sieben Tagen nach der Geburt. Wie die Siebenzahl das himmlische und höllische Reich bei dem Zendvolke beherrschte, so auch beherrschte es den ganzen persischen Staatsorganismus und das persische Staatsleben.2) Das persische Volk zerfiel z. B. in sieben Stämme, Stände oder Abtheilungen, in sieben, Statthalterschaften und hatte sieben Grosse oder Stammfürsten, welche die sieben Perser genannt wurden;3) vermuthlich hatte der König auch sieben Minister, wie überhaupt sieben Begleiter, sieben Diener und Dienerinnen, sieben Gesandte, sieben Oberste der Verschnittenen vorkommen, namentlich aber der parsische Priester (Zaota), welcher die heiligen Texte recitirt und auch die heiligen Handlungen vornimmt, sieben Diener haben sollte.4) Ebenso hatte das persische Reich sie-

lich die sieben Planeten, denen in den sieben Erzdevs Ahriman sieben Kometen entgegensetzte.
1) Meissner, Layard's populärer Bericht über die Ausgrabungen zu Niniveh, Leipzig 1852, S. 129.
2) Heeren, Ideen über die Politik, den Verkehr und den Handel der alten Welt, 2te Auflage, Göttingen 1805, Theil I. S. 526, Anm.
3) Auch die Ungarn oder vielmehr nach ihrer eigenen Benennung die Magyaren haben sieben Stammheerführer, sieben Magyaren, Hetumoyer in der Volkssprache. Sehe Eckermann, Lehrbuch der Religionsgeschichte und Mythologie, IV. S. 158. Ebenso hatten die Kumanen in Russland, welche sich vergeblich der Einwanderung der Magyaren zu widersetzen suchten, sieben Heerführer. Von sieben durch die sieben Heerführer der erobernden Magyaren auf sieben Bergen und an sieben Flüssen erbauten Burgen soll Siebenbürgen seinen Namen haben. Als die Ungarn unter ihren sieben Heerführern auszogen, gossen diese ihr Blut in ein Gefäss, worauf dieselben den Eid der Treue gegen einander ablegten (Eckermann. S. 202).
4) Spiegel, Avesta, II. Einleitung, S. XVIII.

züglich liebenden Jezidi, die Teufelsanbeter oder Verehrer des Ahriman, bei Mosul im alten Assyrien, welche gewiss mit der Religion Zoroasters zusammenhängen und daher das Feuer, die Sonne und das Wasser besonders heilig halten, verehren sieben Erzengel,1) welche mit den jüdischen und christlichen ziemlich dem Namen nach übereinstimmen. Die Jezidi tragen ihren Namen wohl von den alten persischen Izeds oder göttlichen Wesen, den Engeln. Sie taufen und beschneiden womöglich innerhalb sieben Tagen nach der Geburt. Wie die Siebenzahl das himmlische und höllische Reich bei dem Zendvolke beherrschte, so auch beherrschte es den ganzen persischen Staatsorganismus und das persische Staatsleben.2) Das persische Volk zerfiel z. B. in sieben Stämme, Stände oder Abtheilungen, in sieben, Statthalterschaften und hatte sieben Grosse oder Stammfürsten, welche die sieben Perser genannt wurden;3) vermuthlich hatte der König auch sieben Minister, wie überhaupt sieben Begleiter, sieben Diener und Dienerinnen, sieben Gesandte, sieben Oberste der Verschnittenen vorkommen, namentlich aber der parsische Priester (Zaota), welcher die heiligen Texte recitirt und auch die heiligen Handlungen vornimmt, sieben Diener haben sollte.4) Ebenso hatte das persische Reich sie-

lich die sieben Planeten, denen in den sieben Erzdêvs Ahriman sieben Kometen entgegensetzte.
1) Meissner, Layard’s populärer Bericht über die Ausgrabungen zu Niniveh, Leipzig 1852, S. 129.
2) Heeren, Ideen über die Politik, den Verkehr und den Handel der alten Welt, 2te Auflage, Göttingen 1805, Theil I. S. 526, Anm.
3) Auch die Ungarn oder vielmehr nach ihrer eigenen Benennung die Magyaren haben sieben Stammheerführer, sieben Magyaren, Hetumoyer in der Volkssprache. Sehe Eckermann, Lehrbuch der Religionsgeschichte und Mythologie, IV. S. 158. Ebenso hatten die Kumanen in Russland, welche sich vergeblich der Einwanderung der Magyaren zu widersetzen suchten, sieben Heerführer. Von sieben durch die sieben Heerführer der erobernden Magyaren auf sieben Bergen und an sieben Flüssen erbauten Burgen soll Siebenbürgen seinen Namen haben. Als die Ungarn unter ihren sieben Heerführern auszogen, gossen diese ihr Blut in ein Gefäss, worauf dieselben den Eid der Treue gegen einander ablegten (Eckermann. S. 202).
4) Spiegel, Avesta, II. Einleitung, S. XVIII.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0418" n="398"/>
züglich liebenden Jezidi, die Teufelsanbeter oder Verehrer des Ahriman, bei Mosul im alten Assyrien, welche gewiss mit der Religion Zoroasters zusammenhängen und daher das Feuer, die Sonne und das Wasser besonders heilig halten, verehren sieben Erzengel,<note place="foot" n="1)">Meissner, Layard&#x2019;s populärer Bericht über die Ausgrabungen zu Niniveh, Leipzig 1852, S. 129.<lb/></note> welche mit den jüdischen und christlichen ziemlich dem Namen nach übereinstimmen. Die Jezidi tragen ihren Namen wohl von den alten persischen Izeds oder göttlichen Wesen, den Engeln. Sie taufen und beschneiden womöglich innerhalb sieben Tagen nach der Geburt. Wie die Siebenzahl das himmlische und höllische Reich bei dem Zendvolke beherrschte, so auch beherrschte es den ganzen persischen Staatsorganismus und das persische Staatsleben.<note place="foot" n="2)">Heeren, Ideen über die Politik, den Verkehr und den Handel der alten Welt, 2te Auflage, Göttingen 1805, Theil I. S. 526, Anm.<lb/></note> Das persische Volk zerfiel z. B. in sieben Stämme, Stände oder Abtheilungen, in sieben, Statthalterschaften und hatte sieben Grosse oder Stammfürsten, welche die sieben Perser genannt wurden;<note place="foot" n="3)">Auch die Ungarn oder vielmehr nach ihrer eigenen Benennung die Magyaren haben sieben Stammheerführer, sieben Magyaren, Hetumoyer in der Volkssprache. Sehe Eckermann, Lehrbuch der Religionsgeschichte und Mythologie, IV. S. 158. Ebenso hatten die Kumanen in Russland, welche sich vergeblich der Einwanderung der Magyaren zu widersetzen suchten, sieben Heerführer. Von sieben durch die sieben Heerführer der erobernden Magyaren auf sieben Bergen und an sieben Flüssen erbauten Burgen soll Siebenbürgen seinen Namen haben. Als die Ungarn unter ihren sieben Heerführern auszogen, gossen diese ihr Blut in ein Gefäss, worauf dieselben den Eid der Treue gegen einander ablegten (Eckermann. S. 202).<lb/></note> vermuthlich hatte der König auch sieben Minister, wie überhaupt sieben Begleiter, sieben Diener und Dienerinnen, sieben Gesandte, sieben Oberste der Verschnittenen vorkommen, namentlich aber der parsische Priester (Zaota), welcher die heiligen Texte recitirt und auch die heiligen Handlungen vornimmt, sieben Diener haben sollte.<note place="foot" n="4)">Spiegel, Avesta, II. Einleitung, S. XVIII.<lb/></note> Ebenso hatte das persische Reich sie-
 <note xml:id="ID10" prev="#ID09" place="foot">lich die sieben Planeten, denen in den sieben Erzdêvs Ahriman sieben Kometen entgegensetzte.<lb/></note>
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[398/0418] züglich liebenden Jezidi, die Teufelsanbeter oder Verehrer des Ahriman, bei Mosul im alten Assyrien, welche gewiss mit der Religion Zoroasters zusammenhängen und daher das Feuer, die Sonne und das Wasser besonders heilig halten, verehren sieben Erzengel, 1) welche mit den jüdischen und christlichen ziemlich dem Namen nach übereinstimmen. Die Jezidi tragen ihren Namen wohl von den alten persischen Izeds oder göttlichen Wesen, den Engeln. Sie taufen und beschneiden womöglich innerhalb sieben Tagen nach der Geburt. Wie die Siebenzahl das himmlische und höllische Reich bei dem Zendvolke beherrschte, so auch beherrschte es den ganzen persischen Staatsorganismus und das persische Staatsleben. 2) Das persische Volk zerfiel z. B. in sieben Stämme, Stände oder Abtheilungen, in sieben, Statthalterschaften und hatte sieben Grosse oder Stammfürsten, welche die sieben Perser genannt wurden; 3) vermuthlich hatte der König auch sieben Minister, wie überhaupt sieben Begleiter, sieben Diener und Dienerinnen, sieben Gesandte, sieben Oberste der Verschnittenen vorkommen, namentlich aber der parsische Priester (Zaota), welcher die heiligen Texte recitirt und auch die heiligen Handlungen vornimmt, sieben Diener haben sollte. 4) Ebenso hatte das persische Reich sie- 1) Meissner, Layard’s populärer Bericht über die Ausgrabungen zu Niniveh, Leipzig 1852, S. 129. 2) Heeren, Ideen über die Politik, den Verkehr und den Handel der alten Welt, 2te Auflage, Göttingen 1805, Theil I. S. 526, Anm. 3) Auch die Ungarn oder vielmehr nach ihrer eigenen Benennung die Magyaren haben sieben Stammheerführer, sieben Magyaren, Hetumoyer in der Volkssprache. Sehe Eckermann, Lehrbuch der Religionsgeschichte und Mythologie, IV. S. 158. Ebenso hatten die Kumanen in Russland, welche sich vergeblich der Einwanderung der Magyaren zu widersetzen suchten, sieben Heerführer. Von sieben durch die sieben Heerführer der erobernden Magyaren auf sieben Bergen und an sieben Flüssen erbauten Burgen soll Siebenbürgen seinen Namen haben. Als die Ungarn unter ihren sieben Heerführern auszogen, gossen diese ihr Blut in ein Gefäss, worauf dieselben den Eid der Treue gegen einander ablegten (Eckermann. S. 202). 4) Spiegel, Avesta, II. Einleitung, S. XVIII. lich die sieben Planeten, denen in den sieben Erzdêvs Ahriman sieben Kometen entgegensetzte.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Internetloge: Bereitstellung der Texttranskription. (2013-08-21T13:44:32Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Frederike Neuber: Bearbeitung der digitalen Edition. (2013-08-21T13:44:32Z)
Christian Thomas: Bearbeitung der digitalen Edition. (2013-08-21T13:44:32Z)
Maxi Grubert: Bearbeitung der digitalen Edition. (2013-08-21T13:44:32Z)
Bayerische Staatsbibliothek Digital: Bereitstellung der Bilddigitalisate. (2013-08-21T13:44:32Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Silbentrennung: aufgelöst
  • Zeilenumbrüche markiert: nein



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schauberg_freimaurerei02_1861
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schauberg_freimaurerei02_1861/418
Zitationshilfe: Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 2. Schaffhausen, 1861, S. 398. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schauberg_freimaurerei02_1861/418>, abgerufen am 22.11.2024.