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Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 2. Schaffhausen, 1861.

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Löwen aufstellte. Aber nicht blos in Aegypten sieht man die Löwen als Hüter der Thore aufgestellt. In Indien liegen am Eingange der Grotten von Ellora zwei Löwen; in China stehen sie aufrecht vor dem kleinen Tempel zu Macao. In Assyrien sah Layard zwei Löwen am Eingang eines von ihm entdeckten Denkmals. In Griechenland endlich hüten zwei Löwen das berühmte Thor von Mycene. Zwei Löwen standen vor einem Thore zu Ancyra, und wenn man bis ins Mittelalter herabsteigt findet man Löwen am Portal der Kirchen. Auf dem Siegel der Könige von England sieht man bis ins 15. Jahrhundert zwei Löwen an beiden Seiten des Throns, da im Mittelalter sich der Gebrauch gebildet hatte, am Thor der Kirche "inter leones" (zwischen den Löwen) Recht zu sprechen."

Mit der Farbensymbolik der Hieroglyphen verwandt ist die Farbensymbolik der Thierfabel und der Fuchs ist von der Farbe seiner Haare das rothe Thier (Rousel, Royel, Rouvel, der Rothe) und daher das rothe Thier und der rothe Mensch der Listige, der Falsche und Untreue, der Verräther Judas.1) Darauf bezieht sich auch das Sprichwort:

Rothbart ein gut wart.

Die drei Gesellen, welche den Hiram treulos erschlagen, müssen als die rothen und typhonischen, als die teuflischen Gesellen, als die Füchse gedacht werden. Diese Füchse sind zugleich die Schliefenden und Schlüpfenden, die leise Schleichenden und die falschen Schlangen,2) die heimlichen und schleichenden Diebe, die boshaften Lügner; die Füchse sind auch Wölfe und Hunde und umgekehrt. Die Wölfe gehen auch in das Kloster und werden Grauröcke oder Mönche, oder vielmehr die Mönche sind oft nur Wölfe in dem heiligen Gewande, - Füchse und Wölfe im Schafskleide; dem Gehen des grauen, des greisen Wolfes in das Kloster3) liegt ebenso die Vorstellung nahe, dass der junge Sünder ein alter Betbruder und Heiliger werde; die Mönche sind Fuchsschwänzer (caudae vulpium). Aus der

1) Grimm, Reinhart Fuchs, S. XXIX und XXX.
2) Grimm, a. a. O., S. XXXI.
3) Grimm, S. CXCI ff.

Löwen aufstellte. Aber nicht blos in Aegypten sieht man die Löwen als Hüter der Thore aufgestellt. In Indien liegen am Eingange der Grotten von Ellora zwei Löwen; in China stehen sie aufrecht vor dem kleinen Tempel zu Macao. In Assyrien sah Layard zwei Löwen am Eingang eines von ihm entdeckten Denkmals. In Griechenland endlich hüten zwei Löwen das berühmte Thor von Mycene. Zwei Löwen standen vor einem Thore zu Ancyra, und wenn man bis ins Mittelalter herabsteigt findet man Löwen am Portal der Kirchen. Auf dem Siegel der Könige von England sieht man bis ins 15. Jahrhundert zwei Löwen an beiden Seiten des Throns, da im Mittelalter sich der Gebrauch gebildet hatte, am Thor der Kirche „inter leones“ (zwischen den Löwen) Recht zu sprechen.“

Mit der Farbensymbolik der Hieroglyphen verwandt ist die Farbensymbolik der Thierfabel und der Fuchs ist von der Farbe seiner Haare das rothe Thier (Rousel, Royel, Rouvel, der Rothe) und daher das rothe Thier und der rothe Mensch der Listige, der Falsche und Untreue, der Verräther Judas.1) Darauf bezieht sich auch das Sprichwort:

Rothbart ein gut wart.

Die drei Gesellen, welche den Hiram treulos erschlagen, müssen als die rothen und typhonischen, als die teuflischen Gesellen, als die Füchse gedacht werden. Diese Füchse sind zugleich die Schliefenden und Schlüpfenden, die leise Schleichenden und die falschen Schlangen,2) die heimlichen und schleichenden Diebe, die boshaften Lügner; die Füchse sind auch Wölfe und Hunde und umgekehrt. Die Wölfe gehen auch in das Kloster und werden Grauröcke oder Mönche, oder vielmehr die Mönche sind oft nur Wölfe in dem heiligen Gewande, – Füchse und Wölfe im Schafskleide; dem Gehen des grauen, des greisen Wolfes in das Kloster3) liegt ebenso die Vorstellung nahe, dass der junge Sünder ein alter Betbruder und Heiliger werde; die Mönche sind Fuchsschwänzer (caudae vulpium). Aus der

1) Grimm, Reinhart Fuchs, S. XXIX und XXX.
2) Grimm, a. a. O., S. XXXI.
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Löwen aufstellte. Aber nicht blos in Aegypten sieht man die Löwen als Hüter der Thore aufgestellt. In Indien liegen am Eingange der Grotten von Ellora zwei Löwen; in China stehen sie aufrecht vor dem kleinen Tempel zu Macao. In Assyrien sah Layard zwei Löwen am Eingang eines von ihm entdeckten Denkmals. In Griechenland endlich hüten zwei Löwen das berühmte Thor von Mycene. Zwei Löwen standen vor einem Thore zu Ancyra, und wenn man bis ins Mittelalter herabsteigt findet man Löwen am Portal der Kirchen. Auf dem Siegel der Könige von England sieht man bis ins 15. Jahrhundert zwei Löwen an beiden Seiten des Throns, da im Mittelalter sich der Gebrauch gebildet hatte, am Thor der Kirche &#x201E;inter leones&#x201C; (zwischen den Löwen) Recht zu sprechen.&#x201C; </p>
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[386/0406] Löwen aufstellte. Aber nicht blos in Aegypten sieht man die Löwen als Hüter der Thore aufgestellt. In Indien liegen am Eingange der Grotten von Ellora zwei Löwen; in China stehen sie aufrecht vor dem kleinen Tempel zu Macao. In Assyrien sah Layard zwei Löwen am Eingang eines von ihm entdeckten Denkmals. In Griechenland endlich hüten zwei Löwen das berühmte Thor von Mycene. Zwei Löwen standen vor einem Thore zu Ancyra, und wenn man bis ins Mittelalter herabsteigt findet man Löwen am Portal der Kirchen. Auf dem Siegel der Könige von England sieht man bis ins 15. Jahrhundert zwei Löwen an beiden Seiten des Throns, da im Mittelalter sich der Gebrauch gebildet hatte, am Thor der Kirche „inter leones“ (zwischen den Löwen) Recht zu sprechen.“ Mit der Farbensymbolik der Hieroglyphen verwandt ist die Farbensymbolik der Thierfabel und der Fuchs ist von der Farbe seiner Haare das rothe Thier (Rousel, Royel, Rouvel, der Rothe) und daher das rothe Thier und der rothe Mensch der Listige, der Falsche und Untreue, der Verräther Judas. 1) Darauf bezieht sich auch das Sprichwort: Rothbart ein gut wart. Die drei Gesellen, welche den Hiram treulos erschlagen, müssen als die rothen und typhonischen, als die teuflischen Gesellen, als die Füchse gedacht werden. Diese Füchse sind zugleich die Schliefenden und Schlüpfenden, die leise Schleichenden und die falschen Schlangen, 2) die heimlichen und schleichenden Diebe, die boshaften Lügner; die Füchse sind auch Wölfe und Hunde und umgekehrt. Die Wölfe gehen auch in das Kloster und werden Grauröcke oder Mönche, oder vielmehr die Mönche sind oft nur Wölfe in dem heiligen Gewande, – Füchse und Wölfe im Schafskleide; dem Gehen des grauen, des greisen Wolfes in das Kloster 3) liegt ebenso die Vorstellung nahe, dass der junge Sünder ein alter Betbruder und Heiliger werde; die Mönche sind Fuchsschwänzer (caudae vulpium). Aus der 1) Grimm, Reinhart Fuchs, S. XXIX und XXX. 2) Grimm, a. a. O., S. XXXI. 3) Grimm, S. CXCI ff.

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Zitationshilfe: Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 2. Schaffhausen, 1861, S. 386. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schauberg_freimaurerei02_1861/406>, abgerufen am 19.05.2024.