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Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 2. Schaffhausen, 1861.

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Das Messer, womit der Reinigungspriester die zwölf Furchen zieht, wird noch heute an einen Stock mit neun Knoten gebunden. Nach Vollendung der Ceremonie enthält sich der Gereinigte, dessen Reinigung vorzüglich mit Kuhurin, mit fünfzehn Händen voll Erde und mit einem Runde vollzogen wird, noch neun Nächte lang der Gemeinschaft mit den Menschen;1) Dunker bemerkt noch, dass der zu Reinigende fünfzehn Mal mit Erde, also wohl jedes Mal mit einer Hand voll Erde, abgerieben werde. Nach dem Shah-name kämpfte Kerecacpa mit dem von ihm bezwungenen und im Meere befindlich gewesenen Dämon Zairi-pashna neun Tage und neun Nächte.2) Nach dem Ardac-Viraf-name konnte von Ardasher Babegan die neue persische Monarchie nur begründet werden durch die Hinrichtung von 90 Einzelnkönigen, die ihn nicht anerkennen wollten. Zur Wiederherstellung der durch die Eroberung Alexander's untergegangenen Schriften berief er hierauf alle Priester der mazdayacnischbn Religion 40,000 an der Zahl, welche durch eine Commission von 4000, resp. 400, resp. 40 und endlich von sieben Mitgliedern die verlorene Schriften des Avesta wiederherstellen und sammeln liessen.3) - In dem 16. Jahrhundert baute der letzte unabhängige Monarch Orissa's einen neunstöckigen Palast, wovon noch zur Zeit Akbery's der grössere Theil erhalten war.4) In der Hauptstadt von Kamboga ruhten die Brücken auf Bogen, welche die Form von neunköpfigen Schlangen hatten;5) über den Thoren waren grosse steinerne Statuen mit fünf Gesichtern aufgestellt; diese waren gegen Westen gerichtet und das mittlere mit Gold geschmückt. - Die den Barmanen in Hinterindien eigenthümlichen Stockaden sind aus den Stämmen der starken Tek-Bäume aufgeführte, viereckige, schanzenähnliche Gebäude, mit neun Ausgängen und mit Schiessscharten versehen.6) An dem Hofe des

1) Spiegel, a. a. O., S. XC.
2) Spiegel, die traditionelle Literatur der Parsen, Wien 1860, S. 160.
3) Spiegel, a. a. O., S. 121.
4) Lassen, indische Alterthumskunde, IV. S. 59, Anm. 2.
5) Lassen, IV. S. 399.
6) Lassen, IV. S. 455 unten.

Das Messer, womit der Reinigungspriester die zwölf Furchen zieht, wird noch heute an einen Stock mit neun Knoten gebunden. Nach Vollendung der Ceremonie enthält sich der Gereinigte, dessen Reinigung vorzüglich mit Kuhurin, mit fünfzehn Händen voll Erde und mit einem Runde vollzogen wird, noch neun Nächte lang der Gemeinschaft mit den Menschen;1) Dunker bemerkt noch, dass der zu Reinigende fünfzehn Mal mit Erde, also wohl jedes Mal mit einer Hand voll Erde, abgerieben werde. Nach dem Shâh-nâme kämpfte Kereçâçpa mit dem von ihm bezwungenen und im Meere befindlich gewesenen Dämon Zairi-pâshna neun Tage und neun Nächte.2) Nach dem Ardâc-Virâf-nâme konnte von Ardashér Babegan die neue persische Monarchie nur begründet werden durch die Hinrichtung von 90 Einzelnkönigen, die ihn nicht anerkennen wollten. Zur Wiederherstellung der durch die Eroberung Alexander’s untergegangenen Schriften berief er hierauf alle Priester der mazdayacnischbn Religion 40,000 an der Zahl, welche durch eine Commission von 4000, resp. 400, resp. 40 und endlich von sieben Mitgliedern die verlorene Schriften des Avesta wiederherstellen und sammeln liessen.3) – In dem 16. Jahrhundert baute der letzte unabhängige Monarch Orissa’s einen neunstöckigen Palast, wovon noch zur Zeit Akbery’s der grössere Theil erhalten war.4) In der Hauptstadt von Kamboga ruhten die Brücken auf Bogen, welche die Form von neunköpfigen Schlangen hatten;5) über den Thoren waren grosse steinerne Statuen mit fünf Gesichtern aufgestellt; diese waren gegen Westen gerichtet und das mittlere mit Gold geschmückt. – Die den Barmanen in Hinterindien eigenthümlichen Stockaden sind aus den Stämmen der starken Tek-Bäume aufgeführte, viereckige, schanzenähnliche Gebäude, mit neun Ausgängen und mit Schiessscharten versehen.6) An dem Hofe des

1) Spiegel, a. a. O., S. XC.
2) Spiegel, die traditionelle Literatur der Parsen, Wien 1860, S. 160.
3) Spiegel, a. a. O., S. 121.
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[383/0403] Das Messer, womit der Reinigungspriester die zwölf Furchen zieht, wird noch heute an einen Stock mit neun Knoten gebunden. Nach Vollendung der Ceremonie enthält sich der Gereinigte, dessen Reinigung vorzüglich mit Kuhurin, mit fünfzehn Händen voll Erde und mit einem Runde vollzogen wird, noch neun Nächte lang der Gemeinschaft mit den Menschen; 1) Dunker bemerkt noch, dass der zu Reinigende fünfzehn Mal mit Erde, also wohl jedes Mal mit einer Hand voll Erde, abgerieben werde. Nach dem Shâh-nâme kämpfte Kereçâçpa mit dem von ihm bezwungenen und im Meere befindlich gewesenen Dämon Zairi-pâshna neun Tage und neun Nächte. 2) Nach dem Ardâc-Virâf-nâme konnte von Ardashér Babegan die neue persische Monarchie nur begründet werden durch die Hinrichtung von 90 Einzelnkönigen, die ihn nicht anerkennen wollten. Zur Wiederherstellung der durch die Eroberung Alexander’s untergegangenen Schriften berief er hierauf alle Priester der mazdayacnischbn Religion 40,000 an der Zahl, welche durch eine Commission von 4000, resp. 400, resp. 40 und endlich von sieben Mitgliedern die verlorene Schriften des Avesta wiederherstellen und sammeln liessen. 3) – In dem 16. Jahrhundert baute der letzte unabhängige Monarch Orissa’s einen neunstöckigen Palast, wovon noch zur Zeit Akbery’s der grössere Theil erhalten war. 4) In der Hauptstadt von Kamboga ruhten die Brücken auf Bogen, welche die Form von neunköpfigen Schlangen hatten; 5) über den Thoren waren grosse steinerne Statuen mit fünf Gesichtern aufgestellt; diese waren gegen Westen gerichtet und das mittlere mit Gold geschmückt. – Die den Barmanen in Hinterindien eigenthümlichen Stockaden sind aus den Stämmen der starken Tek-Bäume aufgeführte, viereckige, schanzenähnliche Gebäude, mit neun Ausgängen und mit Schiessscharten versehen. 6) An dem Hofe des 1) Spiegel, a. a. O., S. XC. 2) Spiegel, die traditionelle Literatur der Parsen, Wien 1860, S. 160. 3) Spiegel, a. a. O., S. 121. 4) Lassen, indische Alterthumskunde, IV. S. 59, Anm. 2. 5) Lassen, IV. S. 399. 6) Lassen, IV. S. 455 unten.

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Zitationshilfe: Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 2. Schaffhausen, 1861, S. 383. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schauberg_freimaurerei02_1861/403>, abgerufen am 19.05.2024.