Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 2. Schaffhausen, 1861.

Bild:
<< vorherige Seite

Dreigliedrig war auch der Gruss der Steinmetzgesellen, wodurch sich dieselben, wie die Maurer durch das heilige Wort, als rechte Gesellen zu erkennen geben mussten und der aus dem 15. Jahrhundert noch erhalten ist: "Got grüsse euch, got weise euch, got lone euch, euch obermeister, palier und euch hübschen gesellen!"1) Bei den Auflagen, den gemeinschaftlichen Brudergelagen der Hufschmiede, eröffnete dieselben der Altgeselle durch einen dreifachen Hammerschlag.2) Bei diesen Auflagen war auch, was uns sehr bemerkenswerth erscheint, das Klatschen nach dem Takt, besonders beim Singen üblich.3) Der Fuchs der deutschen Thierfabel springt oft dreimal über 9füssige Mauern; mythisch werden dem Fuchse sogar neun Schwänze beigelegt.4) Im Reinardus wird von der alten Salaura gesagt, dass sie mehr als 15 Eicheln gefressen habe und schlauer als neun Aebte sei.5) - Bei den Bambarras, einem Negerstamme in Afrika, besteht die Namengebung darin, dass der Sänger den zukünftigen Namen dem Kinde dreimal zuschreit.6) Bei den Buddhisten heisst, dem triratna, ratnatraja, den drei Schätzen ergeben sein, ergeben sein dem Buddha, dem dharma, dem Gesetze, und dem sangha, der Versammlung der Geistlichkeit;7) diese drei Schätze werden auch die Kleinodien genannt, wie bekanntlich auch die Maurer drei bewegliche und drei unbewegliche Kleinodien (engl iewels oder Regalia, franz. Bijoux) haben,8) welche leicht eine Entlehnung oder Nachahmung der buddhistischen sein könnten. Die drei beweglichen sind das Winkelmass, das Richtscheit und die Bleiwage, welche als die Symbole der Sittlichkeit, der Gleichheit und der Gradheit und Aufrichtigkeit durch das ganze Leben ge-

1) Weimarisches Jahrbuch für deutsche Sprache, Literatur und Kunst, IV. S. 306 unten.
2) Ebendaselbst, S. 313.
3) Ebendaselbst, S. 325.
4) Grimm, Reinhart Fuchs, S. XLI.
5) Grimm, a. a. O., S. LXXVII.
6) Th. Waitz, Anthropologie der Naturvölker, II. S. 123.
7) Lassen, IV. S. 378 und III. S. 395 Anm. 1 und S. 514.
8) Krause, Kunsturkunden, I. 2. S. 92 und 369; Lenning, Encyklopädie, unter Kleinode.

Dreigliedrig war auch der Gruss der Steinmetzgesellen, wodurch sich dieselben, wie die Maurer durch das heilige Wort, als rechte Gesellen zu erkennen geben mussten und der aus dem 15. Jahrhundert noch erhalten ist: „Got grüsse euch, got weise euch, got lone euch, euch obermeister, palier und euch hübschen gesellen!1) Bei den Auflagen, den gemeinschaftlichen Brudergelagen der Hufschmiede, eröffnete dieselben der Altgeselle durch einen dreifachen Hammerschlag.2) Bei diesen Auflagen war auch, was uns sehr bemerkenswerth erscheint, das Klatschen nach dem Takt, besonders beim Singen üblich.3) Der Fuchs der deutschen Thierfabel springt oft dreimal über 9füssige Mauern; mythisch werden dem Fuchse sogar neun Schwänze beigelegt.4) Im Reinardus wird von der alten Salaura gesagt, dass sie mehr als 15 Eicheln gefressen habe und schlauer als neun Aebte sei.5) – Bei den Bambarras, einem Negerstamme in Afrika, besteht die Namengebung darin, dass der Sänger den zukünftigen Namen dem Kinde dreimal zuschreit.6) Bei den Buddhisten heisst, dem triratna, ratnatraja, den drei Schätzen ergeben sein, ergeben sein dem Buddha, dem dharma, dem Gesetze, und dem sangha, der Versammlung der Geistlichkeit;7) diese drei Schätze werden auch die Kleinodien genannt, wie bekanntlich auch die Maurer drei bewegliche und drei unbewegliche Kleinodien (engl iewels oder Regalia, franz. Bijoux) haben,8) welche leicht eine Entlehnung oder Nachahmung der buddhistischen sein könnten. Die drei beweglichen sind das Winkelmass, das Richtscheit und die Bleiwage, welche als die Symbole der Sittlichkeit, der Gleichheit und der Gradheit und Aufrichtigkeit durch das ganze Leben ge-

1) Weimarisches Jahrbuch für deutsche Sprache, Literatur und Kunst, IV. S. 306 unten.
2) Ebendaselbst, S. 313.
3) Ebendaselbst, S. 325.
4) Grimm, Reinhart Fuchs, S. XLI.
5) Grimm, a. a. O., S. LXXVII.
6) Th. Waitz, Anthropologie der Naturvölker, II. S. 123.
7) Lassen, IV. S. 378 und III. S. 395 Anm. 1 und S. 514.
8) Krause, Kunsturkunden, I. 2. S. 92 und 369; Lenning, Encyklopädie, unter Kleinode.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0392" n="372"/>
        <p>
     Dreigliedrig war auch der Gruss der Steinmetzgesellen, wodurch sich dieselben, wie die Maurer durch das heilige Wort, als rechte Gesellen zu erkennen geben mussten und der aus dem 15. Jahrhundert noch erhalten ist: &#x201E;<hi rendition="#g">Got grüsse euch, got weise euch, got lone euch, euch obermeister, palier und euch hübschen gesellen!</hi>&#x201C;<note place="foot" n="1)">Weimarisches Jahrbuch für deutsche Sprache, Literatur und Kunst, IV. S. 306 unten.<lb/></note> Bei den Auflagen, den gemeinschaftlichen Brudergelagen der Hufschmiede, eröffnete dieselben der Altgeselle durch einen <hi rendition="#g">dreifachen</hi> Hammerschlag.<note place="foot" n="2)">Ebendaselbst, S. 313.<lb/></note> Bei diesen Auflagen war auch, was uns sehr bemerkenswerth erscheint, das Klatschen nach dem Takt, besonders beim Singen üblich.<note place="foot" n="3)">Ebendaselbst, S. 325.<lb/></note> Der Fuchs der deutschen Thierfabel springt oft dreimal über 9füssige Mauern; mythisch werden dem Fuchse sogar neun Schwänze beigelegt.<note place="foot" n="4)">Grimm, Reinhart Fuchs, S. XLI.<lb/></note> Im Reinardus wird von der alten Salaura gesagt, dass sie mehr als 15 Eicheln gefressen habe und schlauer als neun Aebte sei.<note place="foot" n="5)">Grimm, a. a. O., S. LXXVII.<lb/></note> &#x2013; Bei den Bambarras, einem Negerstamme in Afrika, besteht die Namengebung darin, dass der Sänger den zukünftigen Namen dem Kinde dreimal zuschreit.<note place="foot" n="6)">Th. Waitz, Anthropologie der Naturvölker, II. S. 123.<lb/></note> Bei den Buddhisten heisst, dem triratna, ratnatraja, den drei Schätzen ergeben sein, ergeben sein dem Buddha, dem dharma, dem Gesetze, und dem sangha, der Versammlung der Geistlichkeit;<note place="foot" n="7)">Lassen, IV. S. 378 und III. S. 395 Anm. 1 und S. 514.<lb/></note> diese drei Schätze werden auch die<hi rendition="#g"> Kleinodien </hi>genannt, wie bekanntlich auch die Maurer drei bewegliche und drei unbewegliche Kleinodien (engl  iewels oder Regalia, franz. Bijoux) haben,<note place="foot" n="8)">Krause, Kunsturkunden, I. 2. S. 92 und 369; Lenning, Encyklopädie, unter Kleinode.<lb/></note> welche leicht eine Entlehnung oder Nachahmung der buddhistischen sein könnten. Die drei beweglichen sind das Winkelmass, das Richtscheit und die Bleiwage, welche als die Symbole der Sittlichkeit, der Gleichheit und der Gradheit und Aufrichtigkeit durch das ganze Leben ge-
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[372/0392] Dreigliedrig war auch der Gruss der Steinmetzgesellen, wodurch sich dieselben, wie die Maurer durch das heilige Wort, als rechte Gesellen zu erkennen geben mussten und der aus dem 15. Jahrhundert noch erhalten ist: „Got grüsse euch, got weise euch, got lone euch, euch obermeister, palier und euch hübschen gesellen!“ 1) Bei den Auflagen, den gemeinschaftlichen Brudergelagen der Hufschmiede, eröffnete dieselben der Altgeselle durch einen dreifachen Hammerschlag. 2) Bei diesen Auflagen war auch, was uns sehr bemerkenswerth erscheint, das Klatschen nach dem Takt, besonders beim Singen üblich. 3) Der Fuchs der deutschen Thierfabel springt oft dreimal über 9füssige Mauern; mythisch werden dem Fuchse sogar neun Schwänze beigelegt. 4) Im Reinardus wird von der alten Salaura gesagt, dass sie mehr als 15 Eicheln gefressen habe und schlauer als neun Aebte sei. 5) – Bei den Bambarras, einem Negerstamme in Afrika, besteht die Namengebung darin, dass der Sänger den zukünftigen Namen dem Kinde dreimal zuschreit. 6) Bei den Buddhisten heisst, dem triratna, ratnatraja, den drei Schätzen ergeben sein, ergeben sein dem Buddha, dem dharma, dem Gesetze, und dem sangha, der Versammlung der Geistlichkeit; 7) diese drei Schätze werden auch die Kleinodien genannt, wie bekanntlich auch die Maurer drei bewegliche und drei unbewegliche Kleinodien (engl iewels oder Regalia, franz. Bijoux) haben, 8) welche leicht eine Entlehnung oder Nachahmung der buddhistischen sein könnten. Die drei beweglichen sind das Winkelmass, das Richtscheit und die Bleiwage, welche als die Symbole der Sittlichkeit, der Gleichheit und der Gradheit und Aufrichtigkeit durch das ganze Leben ge- 1) Weimarisches Jahrbuch für deutsche Sprache, Literatur und Kunst, IV. S. 306 unten. 2) Ebendaselbst, S. 313. 3) Ebendaselbst, S. 325. 4) Grimm, Reinhart Fuchs, S. XLI. 5) Grimm, a. a. O., S. LXXVII. 6) Th. Waitz, Anthropologie der Naturvölker, II. S. 123. 7) Lassen, IV. S. 378 und III. S. 395 Anm. 1 und S. 514. 8) Krause, Kunsturkunden, I. 2. S. 92 und 369; Lenning, Encyklopädie, unter Kleinode.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Internetloge: Bereitstellung der Texttranskription. (2013-08-21T13:44:32Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Frederike Neuber: Bearbeitung der digitalen Edition. (2013-08-21T13:44:32Z)
Christian Thomas: Bearbeitung der digitalen Edition. (2013-08-21T13:44:32Z)
Maxi Grubert: Bearbeitung der digitalen Edition. (2013-08-21T13:44:32Z)
Bayerische Staatsbibliothek Digital: Bereitstellung der Bilddigitalisate. (2013-08-21T13:44:32Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Silbentrennung: aufgelöst
  • Zeilenumbrüche markiert: nein



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schauberg_freimaurerei02_1861
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schauberg_freimaurerei02_1861/392
Zitationshilfe: Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 2. Schaffhausen, 1861, S. 372. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schauberg_freimaurerei02_1861/392>, abgerufen am 22.11.2024.